2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
– Foto: Thies Meyer

FC Gießen II: Reitschmidt hört auf

VL MITTE: +++ Suche nach Nachfolger läuft +++

GIESSEN (bir). Am Samstag nach der erneuten Schlappe seines FC Gießen II in der „Kellerpartie" der Fußball-Verbandsliga gegen den TSV Michelbach, die mit 0:7 nicht nur vom Ergebnis, sondern auch von der Leistung her desaströs ausfiel, war Trainer Roger Reitschmidt noch sprachlos, am Tag danach wurde er gegenüber Markus Haupt, der ihn aus gemeinsamen Zeiten vom FSV Fernwald kannte und verpflichtet hatte, deutlicher: „Ich stelle mein Amt zur Verfügung!"

Haupt, der zunächst als kommisarischer FC-Geschäftsführer fungierte und jetzt als Geschäftsführer der FCG Offensive GmbH nur für das Regionalliga-Team zuständig ist, gab die Angelegenheit an Turgay Schmidt weiter. Der Anwalt wurde letzte Woche bekanntlich als Notvorstand des Vereins vorgestellt. „Die Suche nach einem Nachfolger läuft auf Hochtouren. Ich werde zunächst mit der Mannschaft sprechen, um mir ein Bild von der Situation zu machen, aber eines ist klar: Die 2. Mannschaft soll bei der zukünftigen Ausrichtung mehr im Fokus stehen", betonte Schmidt gestern. Am Donnerstag steht schon die nächste Verbandsliga-Partie des FC II gegen die SG Kinzenbach in Watzenborn an.

Zu den Beweggründen seiner Demission will Reitschmidt „keinen Kommentar abgeben." Aber die Tatsachen sprechen für sich. Der 56-Jährige, der bereits seit zwei Jahren als Scout für das Regionalligateam des FC und Trainer Danyiel Cimen tätig war und davor vier Jahre den FSV Fernwald gecoacht hatte, hatte das Traineramt im Februar dieses Jahres übernommen, nachdem Marcel Cholibois plötzlich aufgehört hatte. Nach dem Abbruch der Runde wegen Corona verließen 20 Spieler den Verein, es blieben für die neue Saison gerade mal fünf Spieler vom alten Kader und dazu einige Jugendspieler. Die Suche nach neuen Kickern gestaltete sich äußerst schwierig, da die wirtschaftlichen Probleme im Verein viele potenzielle Neuzugänge abschreckte bzw. für diese nur ein kleines Bugdet vorhanden war.

In der Not suchten die Verantwortlichen sogar über Facebook und Instagram nach Akteuren. Heraus kam zum Saisonstart eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus Spielern, die überwiegend keine Verbandsliga-Erfahrung und zum Teil längere Zeit keine Spielpraxis hatten und bei weitem kein Verbandsliga-Niveau aufwiesen. Und die Ausleihen aus dem Regionalliga-Team in einigen Partien erwiesen sich zudem nicht als Verstärkung. Dementsprechend katastrophal verlief die Runde bisher: Neun Spiele, neun Niederlagen und ein Torverhältnis von 4:39. Und eine Besserung scheint, wie das 0:7 vom letzten Samstag beweist, nicht in Sicht. Dazu haben die strukturell schlechten Verhältnisse im Krisen-geschüttelten Verein Reitschmidt, der zuletzt auch in Ermangelung eines Physiotherapeuten die Spieler auf dem Platz medizinisch behandeln musste, wohl mit der Zeit zermürbt. Damit ist er schon der zweite Trainer, der vorzeitig und von sich aus den Trainerjob beim FC II innerhalb eines Jahres beendet hat.

Aufrufe: 020.10.2020, 08:10 Uhr
Gießener AnzeigerAutor