2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Nordkurve - Halli Galli im Altrheinstadion

FuPa-Fanreportage Teil 1

Ihr macht abseits des Spielfeldes immer so richtig Alarm und pusht euer Team gen Himmel. Ihr denkt, ihr habt die geilsten Fans in eurer Liga oder in der Region überhaupt. Oder ihr kennt einen mehr als treuen Anhänger wie den Stadecker Trommelwirbler. Teilt es uns mit. Kontaktiert uns unter fupa@vrm.de und überzeugt unseren Fan-Reporter! Wie die Eicher "Nordkurve", die über vier Jahre lang rheinhessische Fußballspiele zu Events machte.

„Germania ist der geilste Klub der Welt“, hallte es über das Feld und stand auf den Shirts des treuen Anhangs. Sirenen, Banner, Rauchschwaden – das klingt irgendwie nach Bundesliga-Fanszene. Aber weit gefehlt. Germania Eich spielt in der A-Klasse Alzey-Worms Lichtjahre entfernt von der deutschen Eliteklasse. Und dennoch verfügt der FC eindeutig über bundesligareife Fans. Oder besser gesagt verfügte.

Moritz Kemmeter steht seit gut zehn Jahren am Spielfeldrand des Eicher Altrheinstadions. Vor fünf Jahren raufte er sich mit ein paar Kumpels zusammen. „Mit fünf bis sieben Mann und Trommeln im Gepäck fuhren wir zu Auswärtsspielen“, erinnert sich Moe, sein allseits bekannter Spitzname. Die legendäre Fangruppierung „Nordkurve“ war geboren. 2009 stand der Aufstieg ihres Teams in die Bezirksliga Rheinhessen. Mit der aufkeimenden Euphorie versammelten sich nach und nach immer mehr Leute rechts hinter dem Tor auf der Nordseite des Feldes. Batterie betriebene Sirenen, Gesang, Gaströten und ab und zu ein Feuerwerk heizten der Mannschaft und dem restlichen Publikum regelmäßig so richtig ein. Fetzige Rockmusik aus einer fetten Anlage motivierte in der Halbzeit und nach jedem Tor zusätzlich. Die Germania-Anhänger kreierten riesige, bunte Banner, die seitdem als Blickfänger an den Banden prangten. Der Verein wusste die Unterstützung zu würdigen und stattete prompt die "Nordkurve" mit blauen Shirts aus. Sie dankte es auf ihre Weise und garantierte bei Heim- und Auswärtsspielen grandiose Stimmung. Auch wenn es auf dem Feld mal nicht rund lief. „Wir hatten unseren Spaß draußen, auch wenn das Spiel scheiße war“, beschreibt Kemmeter, was in den Hochzeiten über 20 lauthals grölende Fans im Stimmungsblock mitriss. Speziell über Feiertage oder zur Kerb „war nach den Spielen immer Halli Galli“, führt er weiter aus. „Das hatte schon Stadionatmosphäre. Nicht ganz so imposant, aber schon mit Niveau“, erzählt der 26-Jährige.

Stolz schwingt bei seinen Worten mit, aber auch Wehmut. Denn seit zirka einem Jahr existiert die „Nordkurve“ in der Form nicht mehr. Ein Spiel gegen den Lokalrivalen SV Gimbsheim geriet am Rande des Feldes aus den Fugen. Germania-Fans klauten dem gegnerischen Lager die Fahne, es kam zu Auseinandersetzungen. Auch einigen der heimischen Fans sei dies „zu wild gewesen“, schildert Moe. Ein Grund, warum sich der Stimmungsblock Stück für Stück auflöste. Ein zweiter sei, dass sich neu zugezogene Anwohner regelmäßig über den sonntäglichen Lärm beschwert hätten, woraufhin sich die Fangruppe immens hatte einschränken müssen. „Es ist schade, dass sowas dadurch kaputt gemacht wird“, hadert Kemmeter. Zumal die anderen, „normalen“ Fans die Stimmung nie schlecht gefunden hätten, und die „Nordkurve“-Jungs auch auswärts immer gern gesehener Gute-Laune-Gast waren. Damals in der Bezirksliga, aus der Eich vor einem Jahr abstieg – der dritte Grund für das Auseinanderbrechen der Truppe.

Übrig bleibt bei Heimspielen der Germania lediglich ein gut gefülltes Stadion, mit konstant über 100 Zuschauern. Die versucht Stadionsprecher Ralph Engelhardt wiederholt, zu motivieren, mehr anzufeuern. Vergeblich. Moritz befeuert neue Hoffnung: „Wir können probieren, wieder was zu starten. Das ist nicht das große Problem. Ich müsste einfach ein paar Leute anschreiben.“Und schon wäre der bunte Mob aus gut gelaunten A-Klasse-Fans wieder am Start. Wenn auch dann mit leiserem Gesang und Sirene.





Aufrufe: 016.4.2014, 16:18 Uhr
Nils SaleckerAutor