2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Emotionen, Zweikämpfe, Leidenschaft: Rassige Fußballschlachten wie hier im Relegationsduell 2018 zwischen dem TSV Murnau (in Weiß-Grün) und dem SV Uffing vermisst der Landkreis momentan schmerzlich. Ab September könnte der Ball in den Amateurligen jedoch wieder rollen. Mayr
Emotionen, Zweikämpfe, Leidenschaft: Rassige Fußballschlachten wie hier im Relegationsduell 2018 zwischen dem TSV Murnau (in Weiß-Grün) und dem SV Uffing vermisst der Landkreis momentan schmerzlich. Ab September könnte der Ball in den Amateurligen jedoch wieder rollen. Mayr

Stimmen Landkreis Garmisch-Partenkirchen: 11:4 für den Verband

Großteil der Landkreis-Vereine stimmt für BFV-Vorschlag, die Saison ab September fortzusetzen

Der BFV hat zwei Varianten für den weiteren Verlauf der aktuellen Saison vorgestellt. Der Großteil der Landkreis-Vereine stimmt für eine Fortsetzung der Saison.

Landkreis – Sofortiger Saisonabbruch samt Annullierung. Oder eine Fortsetzung der laufenden Spielzeit ab September. Diese beiden Varianten hat der Bayerische Fußball Verband (BFV) als Antwort auf die Corona-Krise am Freitag in einer Videokonferenz vorgestellt. Der BFV selbst warb dabei klar für eine Weiterführung der Saison (wir berichteten). Doch ist dem Gremium die Meinung seiner Mitglieder wichtig. Per Online-Abstimmung hatten sämtliche Vereine des Freistaates nun bis gestern Abend, 18 Uhr, die Möglichkeit, sich für eine der beiden Optionen auszusprechen. Auch anhand dieser Umfrage will der BFV am Mittwoch eine Entscheidung treffen. Das Tagblatt hat nachgefragt, wie die Landkreis-Klubs gewählt haben.

Landesliga

Der 1. FC Garmisch-Partenkirchen geht mit dem Verband. „Wir haben dem BFV-Vorschlag zugestimmt“, sagt Arne Albl. Für den Sportvorstand des Landesligisten steht an erster Stelle, dass somit alle Entscheidungen bezüglich Auf- und Abstiegen sportlich gelöst werden. Auch wenn der 1. FC als aktuell Tabellenfünfter davon wohl sowieso nicht betroffen wäre. „Aber da geht’s ums Prinzip.“ Albl hofft, dass bei einem neuen Spielplan nicht zu viele Englische Wochen eingeplant werden. „Da würden sich die Arbeitgeber bedanken, wenn alle Landesliga-Kicker jeden zweiten Mittwoch ab Mittag frei brauchen.“

Kreisliga

Einstimmigkeit in der Kreisliga. Mit dem SV Ohlstadt, dem TSV Murnau und dem SV Uffing haben alle drei Landkreisvertreter für eine Fortführung der Saison ab September votiert. Die Gründe sind jedoch unterschiedlich. Klaus Staltmeier, Abteilungsleiter in Uffing, sieht das „Ja“ des SVU als Zeichen der Solidarität. Er betont: „Wir wollen niemanden in die Haftung schicken.“ Weder den BFV, der im Falle eines Saisonabbruchs eine große Klagewelle möglicher Absteiger befürchtet, noch höherklassige Klubs, denen Probleme mit Sponsoren drohen. „Da muss man das große Ganze sehen.“

Michael Adelwart wünscht sich vonseiten des BFV vor allem eines: Planungssicherheit. „Und die habe ich bei der Variante Weiterspielen einen Ticken mehr“, sagt der Abteilungsleiter des TSV Murnau. Ein Abbruch berge zu viele Ungewissheiten. Dabei geht es ihm nicht um sportliche Belange. „Ob die Hinrunde zählt oder nicht, ist nicht entscheidend.“ Adelwart sehnt sich schlichtweg nach einer Perspektive für seine Mitglieder. „Der Ball muss endlich wieder rollen.“

Das sieht auch Markus Weber so. „Fertigspielen, egal wie“, lautet die Devise des SVO-Fußball-Chefs. Allerdings hat er so seine Probleme mit dem Vorgehen des Verbandes. „Das mit der Abstimmung ist völliger Humbug“, stellt Weber klar. „Am Ende entscheidet die Politik, was geschieht – und nicht der BFV.“

Kreisklasse

Ein wenig skeptisch blickt auch Leonhard Gansler auf die Umfrage. Am Ende würden die Verantwortlichen aus München eh das umsetzen, was ihnen vorschwebt. „Das hat man in der Videokonferenz schon deutlich gemerkt“, sagt der Abteilungsleiter des WSV Unterammergau. Doch kann’s Gansler nur recht sein. Steht der WSV doch mit Erster als auch Zweiter Mannschaft auf Platz eins. „Da stellen wir uns natürlich nicht quer, wenn es bald weitergehen soll.“

Während es für Christoph Weidehaas und seinen FCK Schlehdorf vor allem darum geht, „möglichst schnell wieder unserer Leidenschaft“ nachgehen zu können, schert der FC Bad Kohlgrub aus. „Wir sind für einen Abbruch“, sagt Vorsitzender Sepp Geipl. In der aktuellen Lage sei Fußball nebensächlich. Sein Credo: „Die Zeiger auf Null stellen und wieder von vorne starten, wenn alle gesund sind und gemeinsam ein Bier trinken können.“ Dass er mit dieser Meinung zur Minderheit gehört, ist ihm klar – „aber auch wurscht“. An der Videokonferenz des BFV hat Geipl nicht teilgenommen. „Am Nachmittag um drei haben nur Leute Zeit, die wirklich gar nix zu tun haben – oder den ganzen Tag in der Nase bohren.“

A-Klasse

Zwei Unterstützer finden die Bad Kohlgruber in der A-Klasse. Auch der SV Eschenlohe und der FC Mittenwald haben sich für einen Saisonabbruch ausgesprochen. Den Isartalern war das Konzept des BFV für eine Fortsetzung der Spielzeit schlichtweg „zu undurchsichtig“. FCM-Schriftführer Matthias Dallmayr betont: „Keiner kann sagen, wie dann die kommende Saison aussehen soll.“ Bei einem jetzigen Ende herrsche Ruhe. „Und jeder kennt sich aus.“

Das „Nein“ aus Eschenlohe fußt auf anderen Beweggründen. Thomas Hesse befürchtet, dass es zu zahlreichen Spielausfällen kommen wird. „Ist ein Spieler mit dem Virus infiziert“, sagt der Trainer des SVE, „muss die ganze Mannschaft für Wochen aus dem Verkehr gezogen werden.“ Erst wenn ein Impfstoff flächendeckend verfügbar sei, könne wieder an Fußball gedacht werden. Zudem sieht Hesse unter den momentanen Voraussetzungen Betrugsversuchen Tür und Tor geöffnet. „Wenn ich zu wenig Leute habe, behaupte ich einfach, dass ein Corona-Verdacht in der Mannschaft besteht, und schon wird das Spiel nach hinten verlegt.“ Damit, dass der SVE im Abstiegskampf steckt, habe das Hoffen auf einen Saisonabbruch ihm zufolge „rein gar nichts zu tun“.

In Oberammergau und Grainau wäre ein vorzeitiges Ende der Spielzeit aus sportlicher Sicht verschmerzbar. Beide Teams stehen im Mittelfeld der Tabelle. Doch plädieren sie für eine Fortsetzung. „Für die Vereine, die oben stehen, wäre ein Abbruch unfair“, sagt SCG-Vorsitzender Christoph Elsner. Michael Drewing stimmt zu. Der Abteilungsleiter der Oberammergauer unterstreicht: „Fußball muss auf dem Platz entschieden werden.“ Krüns Spartenchef Bernhard Wilde bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel: Er denkt bei einem Saisonabbruch vor allem an diejenigen Spieler, die ihre Karriere beenden. „Denen wird die Bühne für einen ordentlichen Abschied genommen – das fände ich sehr schade.“

Der Pro-BFV-Seite gehört auch die SG Oberau/Farchant an. Zwar stehen die Damen des FC Oberau in der Bezirksoberliga auf einem Abstiegsplatz, doch marschieren die Herren der SG schnurstracks Richtung Kreisklassen-Aufstieg. FCO-Vorsitzender Florian Brück sagt: „Beide Teams sollen da landen, wo sie leistungstechnisch hingehören – und das auf sportlichem Weg.“

B-Klasse

Geteilter Meinung sind die B-Klassisten des Landkreises. Während der FC Megas Garmisch-Partenkirchen seine Mission Aufstieg verständlicherweise gerne zu Ende führen möchte, gehört der VTA Garmisch-Partenkirchen zum Lager der Saison-Abbrecher. Abteilungsleiter Zeki Serdaroglu schlägt vor: „Gar nicht lange rumtun, einfach alles absagen.“ Und wenn die Pandemie irgendwann abgeflacht ist – „geht’s wieder los, wie sonst eben auch“.

Text: Simon Nutzinger und Oliver Rabuser

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Aufrufe: 020.4.2020, 10:24 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt / Simon Oliver NuAutor