2024-05-10T08:19:16.237Z

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Michael Heckner ist beim FC Ergolding schon jetzt eine lebende Legende.
Michael Heckner ist beim FC Ergolding schon jetzt eine lebende Legende. – Foto: Charly Becherer

Michael Heckner: Der demokratische Diktator des FC Ergolding

Trainer, die man kennt (23): Der langjährige Kapitän coachte bereits nahezu alle Mannschaften seines Heimatvereins und feierte schon zahlreiche Erfolge

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im 23. Teil geht es um Michael Heckner (36), der bislang ausschließlich in Diensten seines Heimatvereins stand. Bei den Landshuter Vorstädtern betreute der Lehrer von diversen Nachwuchsteams über die Reserve bis zur "Ersten" schon alle Mannschaften.

Schönste Saison Deiner Trainer-Laufbahn?
Die aktuelle, weil ich nach so vielen hektischen Jahren während der Saison noch nie so viel Zeit für die Familie hatte. (schmunzelt) Sportlich haben wir mit der U19 durch den Saisonabbruch den Aufstieg in die Landesliga geschafft, aber auch ohne Corona hätten wir uns die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen. Nach der bitteren Niederlage im Entscheidungsspiel um die Meisterschaft gegen Niederalteich im Vorjahr hatten wir Blut geleckt und ich habe die Jungs richtig ins Herz geschlossen. In Bezug auf Kameradschaft, Ehrgeiz und Charakter, aber auch spielerisch war das eine nahezu perfekte Saison, nur leider etwas zu kurz. Das Trainingslager im Winter kurz vor Corona werde ich ebenfalls nicht vergessen. Daher werde ich auch weitermachen, trotz inzwischen zweier Kinder und meinen Verpflichtungen im Gemeinderat. Immer in Erinnerung bleiben wird mir aber auch die Saison 2015/16 mit der U19. Mit einem kleinen Kader sind wir nach einer starken Saison Zweiter und niederbayerischer BMW-Pokalsieger geworden. Herausragend in dieser Saison war die Kameradschaft mit der A2/U18 und Trainer Adi Asenbauer. Trainingslager und Abschlussfahrt sind unvergesslich.

Welcher Spieler, hat Dich in Deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?
Mike Roider. Als ich zum Ende meiner Laufbahn als Spielertrainer bei unserer Zweiten eingesprungen bin, wollte er eigentlich schon aufhören. Zum Glück für uns beide konnte ich ihn überreden, weiter zu spielen. Als ich zwei Jahre später als Coach unserer Ersten kurzfristig eingesprungen bin, habe ich Mike im bereits etwas höheren Alter - er war damals 30 - fest hochgezogen und er hat voll eingeschlagen. In der Saison 2016/17 kam er in 29 Spielen auf 15 Tore und 16 Assists. Seine Laufzeiten beeindrucken mich noch heute. Er wird nicht älter, sondern fitter.

Bei welchem Verein hattest Du Deine schönste Zeit?
Diese Frage ist nicht schwer zu beantworten. Der FCE ist meine sportliche Heimat, hier bin ich seit meiner Geburt.

Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast Du besonders gerne zusammengearbeitet?
Eigentlich möchte ich hier niemanden hervorheben, weil ich als Trainer für jede Unterstützung dankbar bin, egal ob vom Vorstand oder Betreuer. Aber auch wenn mir das äußerst unangenehm ist, muss ich an dieser Stelle eine Person erwähnen, die mich bisher bei allen Trainerstationen begleitet hat, nämlich meinen Vater Hans. Es ist schön, wenn man sein liebstes Hobby mit einem seiner liebsten Menschen teilen kann. Er hält mir den Rücken frei, damit ich mich auf das Wesentliche konzentrieren kann. Dafür erkläre ich ihm dann, wie das Spiel heutzutage funktioniert. (lacht)

Welcher Trainer hat Dich in Deiner aktiven Zeit besonders geprägt?
Zum einen als junger Spieler Christian Schießl. Er war mein Vorbild und ist mit dafür verantwortlich, dass ich jetzt Lehrer und Trainer bin. Zum anderen natürlich Tudor Chioar, mit dem wir gemeinsam die bisher erfolgreichste Ära der Vereinsgeschichte erleben durften. Mit beiden sind wir übrigens aufgestiegen. Aber ich hatte das Glück, auch schon in der Jugend stets gute Trainer gehabt zu haben.

Hast Du irgendetwas in Deiner Laufbahn bereut?
Als Daniel "Timex" Treimer 2016/17 seine letzte Saison bei uns hatte, war er körperlich schon ziemlich marode. Trotzdem habe ich ihn immer wieder gebracht, meistens sogar von Beginn an, weil er einfach wichtig für die Stimmung im Team war (schmunzelt). Spaß beiseite: echte Typen wie zum Beispiel ihn oder Benny Sowade kann man nicht so einfach ersetzen, wie man in der Saison darauf bemerkt hat.

Gibt es ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?
Alle Relegationsspiele, vor allem wegen der Zuschauer. In der Saison 2014/15 bin ich als Spielertrainer mit unserer zweiten Mannschaft sensationell Vizemeister geworden. In der Relegation sind wir zwar am TSV Kirchberg gescheitert, trotzdem war es ein schöner Rahmen für mein letztes richtiges Spiel als Spielertrainer. 2016/17 war ich dann Coach bei unserer Ersten. Nach einer starken Saison wurden wir in einem Foto-Finish Zweiter und verpassten dann in der Relegation gegen Rosenheim den Aufstieg in die Landesliga. Die Kulisse in Rosenheim war zwar enttäuschend, aber es war eines der besten Spiele, das ich von uns gesehen habe. Wir waren deutlich besser, aber unser Herr Antony muss Elfmeter schießen üben. (lacht) Aktuell habe ich vor allem das Entscheidungsspiel um die Bezirksoberliga-Meisterschaft mit der U19 im vergangenen Sommer im Kopf. Als Aufsteiger wollten wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben und standen letztendlich punktgleich mit der SpVgg Niederalteich auf Platz eins. Das Entscheidungsspiel haben wir zwar knapp mit 0:1 verloren, aber die Kulisse war für ein Jugendspiel schon außergewöhnlich.

Früher war im Fußball alles besser - wie denkst Du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung?
Früher war sicherlich nicht alles besser, aber früher hat zumindest ein Wort noch gezählt. Das ist heutzutage leider nicht immer der Fall. Das Spiel an sich ist heute auf jeden Fall attraktiver.



Welche Art der Mannschaftsführung favorisiert Du?
Eine demokratische Diktatur. (schmunzelt). Dieser Begriff ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber ich finde er beschreibt meine Arbeitsweise ganz gut. Die Meinungen der sportlichen Leitung, des Trainerteams und der Führungsspieler sind mir wichtig, aber letztendlich muss ich entscheiden, da ich auch den Kopf hinhalten muss.

Wie kann Dich ein Spieler auf die Palme bringen?
Wenn er nicht kritikfähig ist und die Ursachen für seine persönliche Leistung extern sucht. Letztendlich versucht man als Trainer nur zu helfen, aber die Leistung muss jeder Spieler selbst auf den Platz bringen.

Gibt es im Profibereich einen Trainer, den Du richtig gut findest?
Jürgen Klopp. Die Spielweise seiner Mannschaft hat mich bereits in Mainz begeistert. Ich bin damals extra alleine zum Trainingslager gefahren, um das Training zu beobachten.

Größte Enttäuschung Deiner Karriere?
Jede einzelne Niederlage. Zum Glück hält sich die Anzahl bisher in Grenzen.

Was hältst Du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen? Überhaupt nichts, wenn es letztendlich nur darum geht, einen Grund zu schaffen, warum man einen sehr jungen Spieler bezahlen darf. Die Jungs sollten lieber ihre Zeit als Spieler genießen und wer unbedingt schon Trainer sein möchte, kann ja nebenbei Kinder trainieren. Das habe ich auch gemacht, um das Trainer sein von Grund auf zu erlernen. Aber ich kann verstehen wenn jemand ein derartiges Angebot annimmt, um zum Beispiel sein Studium zu finanzieren.



Zur Person:
Nach einigen Jahren als Übungsleiter im Nachwuchsbereich des FC Ergolding startete die Trainerkarriere von Michael Heckner im Seniorenbereich in der Saison 2014/15, in der er als Spielertrainer der zweiten Mannschaft fungierte und mit dieser sensationell auf Rang zwei landete. In der Relegation verpasste man jedoch den Sprung in die Kreisliga durch eine dramatische 2:3-Niederlage nach Verlängerung gegen den TSV Kirchberg. Danach beendete der langjährige Kapitän und Torjäger, der seinen FCE von der Bezirksliga in die Landesliga führte, seine aktive Karriere und übernahm kurzfristig die U19.

Nach dem beruflich bedingten Rückzug von Christian Schießl wurde der Pädagoge zum Chefcoach der ersten Mannschaft befördert und wurde mit seiner Truppe Vizemeister in der Bezirksliga West. Wie schon im Jahr zuvor scheiterten die Landshuter Vorstädter allerdings in der Relegation und hatten aufgrund der hohen Belastung in der Folge mit enormen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Dennoch verhinderte Heckner den Absturz und übergab das Zepter im Herbst 2018 an Alexander Kutschera.

Die angestrebte Pause nach all den Jahren mit Hausbau, Nachwuchs und Gemeinderat neben Arbeit und Fußball währte allerdings nicht lange. Denn nur kurze Zeit später unterstützte Heckner den U19-Trainer Ewald Dinhof als Teammanager und feierte mit den Jungs die Rückkehr in die Bezirksoberliga. Nach dieser Saison übernahm der Pädagoge wieder selbst als Trainer und führte das Team auf Platz eins. Nach dem Saisonabbruch durch die Corona-Krise geht die Ergoldinger U19 in der kommenden Spielzeit in der Landesliga an den Start.

In seiner aktiven Zeit erzielte Heckner für den FCE Tore am Fließband und schoss seinen Heimatverein von der Bezirks- bis in die Landesliga.
In seiner aktiven Zeit erzielte Heckner für den FCE Tore am Fließband und schoss seinen Heimatverein von der Bezirks- bis in die Landesliga. – Foto: Andreas Feldl

Aufrufe: 027.6.2020, 11:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor