2024-06-14T14:12:32.331Z

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Karol Kopec spielte auch zwei Spielzeiten beim SC Fürstenfeldbruck. Danach zog es ihn zum FC Emmering. Dieter Metzler
Karol Kopec spielte auch zwei Spielzeiten beim SC Fürstenfeldbruck. Danach zog es ihn zum FC Emmering. Dieter Metzler

Kopec: „Wenn ein König geht, dann kommt irgendwann ein neuer“

Emmerings Tormaschine im Abschiedsinterview

Karol Kopec verlässt den FC Emmering. Doch wie kam der ehemalige Profi zum Dorfverein? Das große Interview mit dem scheidenden Torjäger.

Karol Kopec war einst polnischer Meister mit der U19 von Korona Kielce und stand im Kader der Jugendnationalmannschaft. Nachdem er sich zum Schritt in den deutschen Fußball entschieden hatte, hatte er sogar eine zweiwöchige Probezeit beim 1. FC Köln. Doch mit ein paar Umwegen landete er erst in der Landesliga und dann beim FC Emmering in der Kreisklasse. Dort erlangte er Legendenstatus und jeder kennt ihn unter dem Namen König Karol oder KK9. Uns verriet er im Interview, wie seine Fußballodyssee zum FC Emmering ausgesehen hat.

Nach drei Jahren FC Emmering und sieben Spielzeiten in Deutschland geht es wieder zurück in die Heimat. Wie kam der Wechsel nach Emmering damals eigentlich zustande?

Als ehemaliger Profi in Polen hat man mit 24 oder 25 Jahren noch Ziele im Kopf. Den Schritt in die Kreisklasse habe ich nur gemacht, weil man beim FC Emmering gleich gesehen hat, dass sie nach oben wollen. Selbst für den Vorstand Thomas Biersack war mein Wechsel damals eine riesige Überraschung. Der FCE hat nicht damit gerechnet, dass ein Spieler von der Landesliga zu ihnen kommt und bei ihnen spielen will. Der Hauptgrund für meinen Wechsel vom SC Fürstenfeldbruck nach Emmering waren die langen Fahrtwege, die man in der Landesliga auf sich nehmen muss. Ich hatte damals einen unbefristeten Vertrag bei meiner Arbeit und konnte deshalb nicht immer im Training sein. Wenn man nicht im Training ist, dann spielt man natürlich nicht - das wollte ich aber.

Lieber König der Kreisklasse als Ersatz in der Regionalliga

Warum der FC Emmering?

Obwohl man in der Landesliga höher spielt, ist das sicherlich kein Profifußball und man muss sich noch nebenher um einen Job bemühen. In der Regionalliga hätte ich vielleicht davon leben können. Aber den Sprung habe ich nicht geschafft, da mich in Deutschland niemand kannte. Es waren schon ein paar Angebote da, aber die Vereine haben mich nicht wirklich überzeugt. Zu mir selbst habe ich dann gesagt: Lieber wirst du König in der Kreisklasse und spielst mit Herz für deine Mannschaft, als dass du 16. oder 17. Spieler in der Regionalliga bist. Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht und es kann durchaus sein, dass ich es drauf gehabt hätte, über 30 Buden in der Regionalliga zu machen. Aber damals war mir der Aufwand zu groß und ich habe mir den FC Emmering zu meinem Herzensverein gemacht.

Training beim 1. FC Köln und fast Profi bei Korona Kielce

Hattest du mal den Traum, als Profi-Fußballer groß herauszukommen?

Jedes Kind träumt davon, einmal Profi zu werden. Ich war 2007/08 zwei Wochen lang im Test-Training beim 1. FC Köln. In dieser Zeit war ich auch Jugendnationalspieler in Polen und stand kurz vor dem Schritt in die erste Mannschaft von Korona Kielce. Aber ich habe meine Karriere nach einem Außenbandriss im Knie quasi abgeschrieben. Da war ich eineinhalb Jahre nicht auf dem Platz - aber ich bin wiedergekommen. Manche andere hören dann auf und versuchen einen Job zu finden, weil sie nicht mehr an sich selbst glauben.

Was war bisher deine schönste Station im Fußball?

Die schönste Zeit für mich war in Emmering, das muss ich ganz klar sagen. Der FCE war ein schöner Verein und ich wurde dort gut aufgenommen. Für mich war in Emmering mein Platz und ich habe immer wieder versucht, den Leuten hier zu zeigen, was ich in meinen Jahren als Profi-Fußballer gelernt habe. In meiner ersten Saison hier hätten wir sogar fast den Aufstieg in die Kreisliga geschafft. Ich habe in dieser Saison 24 Tore in 22 Spielen geschossen. Nach der Vorrunde war ich eine große Sache, weil ich 19 Tore geschossen hatte. Damals haben alle gesagt: „Warum bist du nicht früher gekommen?“

Martin Buch hat damals einen sehr guten Job gemacht. Er ist immer noch einer meiner besten Freunde. Auch er hat die Zeit hier zu einer Zeit gemacht, die ich niemals vergessen werde. Klar wäre es schön, wenn der FC Emmering wieder einen Spieler wie mich bekommen könnte - einen zweiten KK9. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Jugend des FCE wirklich sehr gute Kicker hat, die bereits im Training der Ersten mit dabei sind und auch einiges von mir gelernt haben. Es freut mich sehr, dass ich dem Verein auch etwas zurückgeben konnte und etwas von meiner Persönlichkeit in Emmering lassen konnte.

„Wenn ein König geht, dann kommt irgendwann ein neuer“

31 von 61 Toren des FC Emmering - wie geht es jetzt mit dem Verein weiter?

Ich habe viele Leute gehört, die zu unserem Coach sagen: „Wenn Kopec geht, dann geht Emmering eine Klasse runter“. Ich glaube nicht, dass das passieren wird - ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Der FCE wird sicher auch ohne mich erfolgreichen und schönen Fußball spielen. Vor allem, weil der Verein sehr gut mit den Jugendspielern arbeitet. Ich sehe einige Jungs, die sich in den kommenden Spielzeiten durchsetzen werden und vielleicht auch 30 oder 40 Tore in einer Saison machen. Es ist immer so: Wenn ein König geht, dann kommt irgendwann ein neuer, der vielleicht sogar besser ist.

Hier geht`s zum zweiten Teil des Interviews

Aufrufe: 06.6.2019, 16:24 Uhr
Eric NestlerAutor