2024-05-02T16:12:49.858Z

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Neu bei Türkgücü München. Kerem Kauvuk kommt vom FC Deisenhofen.
Neu bei Türkgücü München. Kerem Kauvuk kommt vom FC Deisenhofen. – Foto: Türkgücü München

Kerem Kavuk zu Türkgücü: Deisenhofen behält Ablöse nicht - Ex-Vereine baff

FCD gibt großen Anteil einfach weiter

Das gab es so noch kaum - die Ausbildungsgebühr wird an ehemalige Vereine weitergegeben. Eine Chance für die Ausbildung im Jugendfußball?
  • Kerem Kavuk wechselt vom FC Deisenhofen zu Türkgücü München .
  • Der Verein gibt einen Teil der erhaltenen Ausbildungsgebühr auch an andere ehemalige Jugendvereine weiter.
  • Deisenhofen hofft auf sportlich faire Nachahmung und fordert eine offizielle Vereinbarung vom BFV.

Der 18-jährige Kerem Kavuk wechselte diese Saison vom FC Deisenhofen zu Türkgücü München. Zuvor spielte er jeweils vier Jahre für den SV Laim und den SV Planegg-Krailling. Das Besondere an diesem Transfer war wohl neben dem Sprung des jungen Newcomers in die dritte Liga das sportliche Vorbildverhalten der Verantwortlichen beim FC Deisenhofen.

Aktuelle BFV-Regelungen

Wenn ein Spieler den Verein wechselt und dafür eine Ausbildungsgebühr transferiert wird, haben dessen frühere Jugendvereine selten etwas davon. Der abgebende Verein profitiert, jedoch werden andere ehemalige Spielerstationen des Spielers vergessen und gehen leer aus.

Derzeit besteht offiziell keine Pflicht für den aufnehmenden Verein, dass eine Zahlung der Ausbildungsentschädigung entrichtet werden muss. Jedoch kann durch eine solche Zahlung die Wartefrist bis zum Eintritt des Verbandsspielrechts umgangen werden. Die offizielle Regelung des BFV sieht keine Vergütung der ehemaligen Jugendvereine vor.

Im Fall von Kerem Kavuk gab es die trotzdem. Nach seinem Wechsel vom FC Deisenhofen zu Türkgücü München erhielt sein ehemaliger Verein eine Ausbildungsgebühr. Diese soll dem Amateurverein der Spieler entgegenkommen und würdigt deren Aufwand, Geldeinsatz und Anstrengung, welche mit dem Spieler in Verbindung stehen.

Doch dabei gibt es keine Regel, weder ungeschrieben noch geschrieben, die besagt, dass auch die anderen ehemaligen Vereine einen gewissen Teil dieser Ausbildungsgebühr erhalten sollten.

Türkgücü verpflichtet Kerem Kavuk: Deisenhofen lässt Laim und Planegg teilhaben

Die Verantwortlichen des FC Deisenhofen haben nun einen ersten Schritt in Richtung Gerechtigkeit gewagt: Sie geben einen Teil der erhaltenen Ausbildungsgebühr an Kerem Kavuks Jugendvereine, den SV Laim und den SV Planegg-Krailling weiter. „Wir haben auch an die anderen Vereine gedacht, die Kerem auf seinem Weg als Fußballer begleitet haben. Beide haben von uns eine Teilgebühr in Höhe von 500€ erhalten.“, so Dennis Petersen, Verantwortlicher beim FC Deisenhofen.

Am Ärgerlichsten für ehemalige Vereine, wie den FC Deisenhofen ist, dass man oftmals tolle Spieler verliert, ohne dabei auch nur einen Cent zu sehen. „Die Arbeit, die dahinter steckt, sehen die meisten gar nicht.“ Damit sind Selbstverständlichkeiten, wie Platzpflege, Kabinensauberkeit und Trainertätigkeiten gemeint. Diese kosten viel Geld, jedoch ist auch der menschliche und technische Hintergrund dabei nicht zu vergessen.

FC Deisenhofen: Spitze gegen BFV nach Kavuk-Transfer zu Türkgücü

Dennis Petersen bedauert die Situation. „Bisher gibt es keine offizielle Vereinbarung vom BFV, die so eine Regel festhält. Da kann man leider nix machen.“

Die Verantwortlichen bedauern die passive Haltung des bayerischen Fußballverbandes. Jedoch wollen sie sich mit dieser Situation nicht zufriedengeben. In Zukunft hofft der FC Deisenhofen, dass auch andere Vereine so handeln wie sie. Sie wollen Druck aufbauen, damit die Vereine auch einen Sinn sehen, so viel Geld und Arbeit in die Jugendteams zu stecken. „Wenn dann etwas Geld zurückfließt, arbeiten alle mit noch mehr Ehrgeiz und Freude.“ Vom Verband erhoffen sie sich, dass es konkrete Lösungen gibt.

Die Kritik an den Vereinen, die keinen großen Wert auf Profiausbildung und Jugendarbeit legen, kommt deutlich hervor: „Solche Vereine haben einen klaren Vorteil. Sie kaufen die Spieler billig ein und die Jugendvereine gehen dabei völlig leer aus.“

Auch andere Vereine wollen am sportlichen Verhalten anknüpfen. Bereits jetzt gibt es viele Kooperationsverträge zwischen einzelnen Vereinen, jedoch bei Weitem nicht genug.

Deisenhofen gibt Geld weiter: Laim und Planegg baff - „Von sowas noch nie gehört“

In Zukunft dürfte man wohl mehr von solchen Vorreitertaten hören. „Die Reaktionen der ehemaligen Vereine SV Laim und SV Planegg-Krailling waren toll. Natürlich haben sie sich sehr gefreut. Auch sie hatten von sowas noch nie gehört, dass ein Verein Geld an andere abgibt.“ Neben den finanziellen Leistungen ist ein solches Verhalten auch gerne neben dem Platz gesehen. Dadurch kommen Spieler und Vereine in Kontakt und stärken das sportliche und soziale Miteinander. Es stärkt die Akzeptanz, das Zusammenleben und die Stimmung im Fußball.

Der FC Deisenhofen hat hier aus Fairness agiert. Dass Ausbildungspauschalen in Teilen weitergegeben werden, ist außergewöhnlich. Zumal deren Zahlung in den unteren Klassen ohnehin fast nie stattfindet. So hat zum Beispiel auch der SV Planegg-Krailling einst keine Entschädigung verlangt, als er Kavuk nach Deisenhofen ziehen ließ. Einen Obolus bekommt der SV nun auf eine deutlich brüderliche Art und Weise.

„Unsere Hoffnung ist es, dass sich Andere ein Beispiel an uns nehmen. Wenn ein Spieler zu einem großen Verein geht, dann ist das meist der Verdienst der Jugendvereine und der harten Arbeit, die dahinter steckt. Das sollte aufrichtig und fair gewürdigt werden.“

Johanna Grimm

Aufrufe: 021.10.2020, 12:27 Uhr
Münchner Merkur / tz / Johanna GrimmAutor