2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Den Adler auf der Brust: Für die deutsche Nationalmanschaft hütete die frühere FC-Bayern-Torhüterin Ulrike Schmetz einmal den Kasten. 
Den Adler auf der Brust: Für die deutsche Nationalmanschaft hütete die frühere FC-Bayern-Torhüterin Ulrike Schmetz einmal den Kasten.  – Foto: Dieter Metzler

Nationaltorhüterin und Oberärztin: Ulrike Schmetz im Interview 

Ehemalige Keeperin des FC Bayern München

Früher war sie Torhüterin beim FC Bayern und in der deutschen Nationalmannschaft, heute ist sie Oberärztin der Anästhesie. Ulrike Schmetz spricht über den Frauenfußball.

Fürstenfeldbruck – Der SV Puch, TSV West und Wacker München waren die Stationen von Ulrike Schmetz, bis sie Stammtorhüterin beim FC Bayern München wurde. In ihrer neunjährigen Karriere (2000 bis 2009) als Torhüterin beim FCB erhielt sie am 25. Oktober 2006 eine Berufung in die Nationalmannschaft. Beim 5:1-Sieg über England in Aalen hütete sie das Tor. Sie ist die bisher einzige Spielerin aus dem Landkreis, die den Sprung in die Nationalmannschaft schaffte. Hauptberuflich ist die inzwischen 41-Jährige Oberärztin der Anästhesie Das Tagblatt sprach mit der Tochter des ehemaligen Brucker Stadtrats und Kreisrats Ulrich Schmetz über den Frauenfußball und wie er sich verändert hat.

Die meisten Frauenprofis haben früher bei den Jungs gekickt

Frau Schmetz, was hat Sie damals als Elfjährige am Fußball fasziniert? Warum haben Sie sich nicht für Schwimmen oder Reiten entschieden?

Das ist sehr einfach – beim Schwimmen wäre ich wahrscheinlich untergegangen und ich habe Angst vor Pferden. Als Kind habe ich mit den Jungs aus meinem Dorf fast jeden Nachmittag Fußball gespielt und mit elf Jahren dann auch im Verein angefangen.

Wie haben Sie damals als Mädchen und Frau den Fußball erlebt? Wurden Sie auch belächelt oder gar verhöhnt?

Als junges Mädchen habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Ich habe einfach mit meinen Freunden Fußball gespielt. Mit zwölf durfte ich dann nicht mehr bei den Jungs spielen, weil ich sonst eine eigene Umkleide gebraucht hätte. Aber zum Glück gab es beim TSV West ja eine Mädchenmannschaft. Im späteren Leben wurde ich dann schon mit Sprüchen wie „Frauen gehören nicht auf den Fußballplatz sondern an den Herd“ konfrontiert. Aber damit kann man mich nicht persönlich treffen. Meist waren die Reaktionen sehr positiv.

Ulrike Schmetz: Technisch sind die Frauen meist besser

Wie hat sich Ihrer Meinung nach der Frauenfußball weiter entwickelt?

Der Frauenfußball ist deutlich professioneller geworden und das bereits vor zehn Jahren, als ich meine Karriere beendet habe. Ich denke das ist mittlerweile noch viel weiter fortgeschritten.

Warum sollte man den Frauenfußball nicht mit dem Männerfußball vergleichen?

Weil wir Frauen ganz andere körperliche Voraussetzungen haben. Frauenfußball wird niemals so athletisch und schnell sein wie Männerfußball, dafür ist das technische Niveau oft sehr hoch.

Finden Sie, dass der Frauenfußball in den unteren Amateurklassen die nötige Wertschätzung erhält?

Ich bin tatsächlich mittlerweile sehr weit entfernt vom Fußball, aber ich denke, dass die Wertschätzung nicht sehr hoch ist. Allerdings bin ich überzeugt, dass es den Spielerinnen vorwiegend um den Spaß am Sport und die Gemeinschaft geht.

(Interview Dieter Metzler)

Die Serie

In der Berichterstattung und in der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Frauen-Teams im Fußball oft im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Das wollen wir ändern. Wir stellen die Landkreis-Klubs und herausragende Spielerinnen aus der Region in loser Reihenfolge vor.

Aufrufe: 026.11.2020, 09:45 Uhr
Fürstenfeldbrucker Tagblatt / Dieter MetzlerAutor