2024-05-14T11:23:26.213Z

Interview
Maximilian Knauer spielte lange im Amateurfußball. Als Trainer hat er den Sprung zum FC Bayern gepackt. Foto: Sven Leifer
Maximilian Knauer spielte lange im Amateurfußball. Als Trainer hat er den Sprung zum FC Bayern gepackt. Foto: Sven Leifer

FCB-Coach Knauer: "So eine Chance bekommt man nur einmal"

Jung-Trainer im Interview

Maximilian Knauer war auf dem Weg in die Bundesliga. Ein Zweikampf machte seine Karriere zunichte. 26 Monate fiel er verletzt aus. An Profifußball war nicht mehr zu denken. Nach Stationen beim FC Ismaning, dem TSV Buchbach und dem VfR Garching hat der 28-Jährige eine neue Chance erhalten.

Er überzeugte Heiko Vogel als Praktikant beim FC Bayern. „Manchmal braucht man jemandem im Leben, der dir die Tür öffnet“, sagt Knauer, der als U13-Trainer in seine zweite Saison beim Rekordmeister geht.

Wie sind Sie als junger Spieler damit umgegangen, als der Profitraum zerbrochen ist?

Ich ersten Moment war es ein Schock. Ich war nach meinem ersten Jahr bei den Amateuren des TSV 1860 im Kontakt mit zwei Erstligisten und einigen Zweitligisten. Ich wollte den nächsten Schritt machen. In der letzten Trainingswoche habe ich mich so schwer verletzt, dass ich 26 Monate ausgefallen bin. Im Knie war alles kaputt: das Kreuzband, das Außenband und die Patellasehne. Zudem hatte ich einen Knorpelschaden. Die Ärzte haben mir gesagt, dass es unmöglich ist, dass ich je wieder Profisport treiben zu kann.

Wie haben Sie es überstanden, 26 Monate verletzt zu sein?

Zum Glück habe ich mich als Mensch nie über den Fußball definiert. Es war ein Privileg, dass ich auf diesem Niveau trainieren und spielen konnte. Für mich war das aber nie selbstverständlich. Fußball war nie das Einzige in meinem Leben. Ich hatte immer Kontakt zu meinen früheren Freunden, die mir in dieser Zeit geholfen haben. Meine Freundin und meine Familie haben mich unglaublich unterstützt. Ich konnte nach der Verletzung nichts mehr alleine machen.

Wie sah Ihr Alltag aus?

Es sind Kleinigkeiten, die auf zwei Krücken zu großen Problemen werden. Ich konnte nicht mal ein Glas Wasser aus der Küche ins Wohnzimmer tragen. In diesen Momenten wurde mir bewusst, dass ich mit dem Fußball ein großes Stück in meinem Leben verloren habe, das mir Spaß gemacht hat. Aber mir war immer klar, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt. Dass meine Freundin und meine Familie in dieser Zeit für mich da waren, hat mir sehr geholfen.

Gab es in dieser Zeit für Sie bereits den Plan, ins Trainergeschäft einzusteigen?

Der Wunsch, Trainer zu werden, kam erst nach und nach. In den ersten Monaten war es mein einziges Ziel, irgendwann wieder auf dem Platz zu stehen. In welcher Liga, war mir völlig egal. Ich musste dieses Kapitel für mich positiv abschließen. Nach mehr als zwei Jahren Reha stand ich zum ersten Mal wieder auf dem Platz. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, wieder trainieren zu können. Mir war bewusst, dass mein Knie nie wieder so wird, wie es mal war. Aber das war in diesem Moment nicht wichtig. Ich habe gemerkt, wie viel es bedeutet, wieder Teil einer Mannschaft zu sein.

Nach Ihrer Verletzung haben Sie noch in der Regionalliga gespielt. Wie haben Sie den Sprung zum Jugendtrainer beim FC Bayern geschafft?

Ich hatte wahnsinniges Glück. Wir hatten mit dem VfR Garching ein Vorbereitungsspiel gegen die Bayern-Amateure. Nach dem Spiel bin ich auf Heiko Vogel zugegangen und habe gefragt, ob ich bei ihm ein Praktikum machen darf. Es war ein grandioses Erlebnis, bei solch einem Verein und diesem Trainer ein Praktikum machen zu dürfen. In dieser Zeit habe ich wahnsinnig viel gelernt. Als nach dem Praktikum das Angebot kam, die U13 als Cheftrainer zu übernehmen, habe ich keine Sekunde gezögert. Solch eine Chance bekommt man nur einmal im Leben.

Auf Grund des neue Nachwuchsleistungszentrum ist die Erwartungshaltung riesig. Wie groß ist der Druck, neue Talente hervorzubringen?

Ich versuche, mich davon nicht beeinflussen zu lassen. Mein Ziel ist es maximal gute Arbeit zu leisten. Druck ist bei dieser Aufgabe nicht hilfreich. Mir ist es wichtig, dass ich jeden Spieler individuell weiter entwickle. In diesem Alter kann man Kinder noch positiv beeinflussen und Ihnen ein Siegergen mitgeben. Ich will Ihnen zeigen, dass sie alles erreichen können, wenn sie mit Spaß und Leidenschaft an die Sache ran gehen.

Was können Sie aus Ihrer Karriere den Spielern mitgeben?

Ich war immer ein ehrgeiziger und lernwilliger Spieler. Ich wollte für mich und die Mannschaft immer den maximalen Erfolg. Es ist aber auch wichtig, dass die Spieler nicht zu verbissen sind. Mit dem richtigen Gleichgewicht aus Professionalität und Lockerheit stehen ihnen alle Türen offen.

Julian Nagelsmann hat sich ebenfalls als Jugendspieler schwer verletzt. Im Anschluss hat er eine beispiellose Trainerkarriere hingelegt. Ist er Ihr Vorbild?

Für jeden Trainer ist Julian Nagelsmann ein Ansporn, dass man in so jungen Jahren so schnell aufsteigen kann. Wir hatten bei 1860 schon viel Kontakt, sind auf die gleiche Schule gegangen. Man hat damals schon gemerkt, dass Julian ein besonderer Typ ist. Er hat immer schon viele Dinge anders gesehen, als andere. Er war ein sehr intelligenter Spieler, der ein Spiel lesen konnte. Mit seiner Art hat er seine Mitspieler mitgerissen. Genauso macht er es jetzt als Trainer. Für mich war immer klar, dass er sehr schnell nach oben kommen wird.

Das Interview führte Christoph Seidl.

Aufrufe: 05.10.2017, 10:30 Uhr
Christoph SeidlAutor