2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
Mittenrein ins Löwen-Herz: Der erstaunlich ungedeckte Fabian Benko erzielt in der 74. Minute das Tor des Tages. Foto: M.I.S
Mittenrein ins Löwen-Herz: Der erstaunlich ungedeckte Fabian Benko erzielt in der 74. Minute das Tor des Tages. Foto: M.I.S
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Bayern triumphiert im Derby: Erste Wolken am Löwen-Himmel

TSV-Übungsleiter Bierofka: "Musst auch mal den Regen verkraften"

Am Ende lief alles sehr geordnet ab, fast schon emotionslos für so ein Münchner Derby. Die Spieler der siegreichen Bayern hatten kurz und professionell mit ihren Fans am Zaun der Ostkurve gefeiert, die Anhängerschaft der Löwen sich genau so verhalten, wie sich das insbesondere die Ordnungskräfte erhofft hatten.

Sie litten still und tapfer vor sich hin, was letztlich auch den unterlegenen 1860-Spielern entgegen kam. „Derby-Niederlage ist natürlich scheiße“, sagte der abgekämpfte Daniel Wein nach dem späten, aber verdienten Sieg des FC Bayern II. „Trotzdem: Ich muss auch ein Kompliment an die Fans richten. Kein einziger Pfiff ist gekommen. Sie sind wie immer in der Kurve gestanden, haben geklatscht und uns gefeiert. Mei, und jetzt muss es halt weitergehen.“

Zwei Niederlagen in Folge sind die Löwen in der Tat nicht gewöhnt. Schon beim 2:3 in Augsburg vorige Woche hatte den geschlauchten Spielern des Tabellenführers das nötige Schlachtenglück gefehlt. Gestern war es ein bisschen mehr, denn in einer intensiven Partie waren es von Beginn an die Bayern, die das Heft des Handelns in die Hand nahmen. Den Löwen merkte man zwar an, dass sie nicht verlieren wollten. Dass sie jedoch um jeden Preis gewinnen wollten, diesen Eindruck hatte nicht mal Tim Walter, der Trainer der stark besetzten Bayern-Reserve. „Wir hatten von Anfang an viel Kontrolle“, staunte er: „Wir hatten 1860 nicht so tief erwartet, das haben meine Spieler gut ausnutzt. Im letzten Drittel waren wir anfangs nicht effektiv genug, das haben wir dann aber peu à peu gesteigert.“ Der Sieg der Roten war auch deswegen nicht unverdient, weil die Blauen genau da ihre Schwächen offenbarten. „Wir hatten drei Topchancen, haben sie nicht genutzt und kriegen dann das Gegentor“, fasste Stürmer Markus Ziereis zusammen: „Das ist sehr bitter für uns.“

Das Tor des Tages fiel zu einem Zeitpunkt, als das intensive Spiel auf ein 0:0 zusteuerte, nachdem Sascha Mölders (58.) und Ziereis (63.) beste Gelegenheiten ausgelassen hatten. Nach einem abgewehrten Eckball profitierte Fabian Benko von fehlender Zuordnung in der 1860-Deckung – eine Flanke von links drückte er gekonnt über die Linie. „Da hätten wir uns schneller sortieren müssen“, kritisierte Jan Mauersberger, der Abwehrchef der Blauen mit roter Vergangenheit: „Wir haben im ganzen Spiel einen einzigen Fehler gemacht – und der war extrem fatal.“

Für eine Aufholjagd fehlte dem TSV 1860 danach die mentale Stärke – und am Ende auch noch ein Spieler. Mit der Roten Karte für Nicholas Helmbrecht (86.) nach einem viel zu harten Einsteigen starb die letzte Hoffnung der Löwen, die zweite Niederlage in Folge noch abzuwenden. „Du kannst nicht immer in der Sonne stehen“, kommentierte Trainer Daniel Bierofka, „sondern musst auch mal den Regen verkraften.“

Die Fans gingen in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran. Sie hatten ihre Emotionen auch im Griff, als die Ultras der Bayern mittels eines Banners einen heiklen Fund meldeten („Auf roter Exkursion – nun mit Eurem Megafon“) – dabei trifft nichts einen Ultra härter als der Verlust eines Utensils an eine verfeindete Gruppierung. Umgekehrt hatten es die knapp 1000 FCB-Fans vor dem Spiel tapfer ertragen, dass die Stadionregie den Kultsong der Toten Hosen einspielte. Refrain: „Ich würde nie im Leben zum FC Bayern gehen.“

Allesfahrer Franz Hell war es, der ein Derby gegen die Reserve des Rekordmeisters als „Erniedrigung“ bezeichnet hatte. Dieser Logik folgend war die 0:1-Niederlage eine Höchststrafe. Trost aus Sicht der Löwen bot nur die Tabelle, doch angesichts des auf sechs Punkte geschmolzenen Vorsprungs meinte Bierofka: „Wir müssen jetzt schauen, dass wir wieder in die Spur kommen.“ Der von ihm beschriebene Regen könnte sich sonst blitzschnell zu einem Gewittersturm auswachsen.

Aufrufe: 023.10.2017, 08:22 Uhr
Uli Kellner - Münchner MerkurAutor