2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
F: Leifer
F: Leifer

Bayern-Frauen: "Die Meisterschaft haken wir noch nicht ab"

Karin Danner im Interview

Bayern-Managerin Karin Danner erläutert im Interview, wie sie die Hinrunde bewertet und was sie bis Sommer erwartet.

Frau Danner, was erwarten Sie sich von Katar?

Ich sehe dieses Trainingslager als große Wertschätzung des Vereins für unsere Abteilung, die Saison für Saison tolle Arbeit abliefert. Ein Trainingslager wie unsere Männer in Doha ist die optimale Vorbereitung. Man hört nur Gutes über die Bedingungen. Unsere Team-Managerin Bianca Rech war zwei Tage vor Ort, um alles zu begutachten. Wir alle freuen uns auf die Reise.

Wo steht der FC Bayern rund drei Wochen vor dem Start der Rückrunde?

Wir sind nach der Vorrunde glücklich und zufrieden, dass wir trotz unserer großen Verletzungssorgen Anschluss an den VfL Wolfsburg halten. In den Tagen nach der Niederlage in Wolfsburg hat sich der große Geist in diesem Team gezeigt, denn so klar und dominant gleich im Spiel darauf wieder gegen Frankfurt zu agieren, das schafft nicht jeder. Wir können uns bestätigt sehen mit der Zusammenstellung unseres breiteren, kompakteren Kaders. Es ist weiter alles drin: Die Meisterschaft haken wir noch nicht ab, bei unserem erklärten Saisonziel Champions League liegen wir auf Kurs, und im Pokal haben wir eine super Ausgangslage.

Nur das Aus in der ersten Runde der Champions League trübt die Bilanz.

Ja, leider. Da hat uns einfach noch die Erfahrung gefehlt. Wir waren eigentlich das bessere Team. Aber wir sondieren entsprechend schon jetzt den Markt. Wir planen so, dass wir die Champions League erreichen. Denn sollten wir sie verpassen, muss das Motto sein: Jetzt geht hier erst Recht die Post ab!

Im Sommer haben Sie einen Umbruch vorgenommen. Das wird aber nicht fortgesetzt, oder doch?

Nein. Wir wollen dem Team jetzt Zeit lassen, zu reifen. Es geht um punktuelle Verstärkungen. Letzte Saison mussten wir einen Richtungswechsel vornehmen, der uns nicht leichtgefallen ist. Es war aber unabdinglich, denn auch bei den Frauen wird die Branche härter – was ja gut so ist. Wir mussten uns von ein paar Spielerinnen trennen, ihr Weg war einfach bei uns zu Ende. Da muss man sich ehrlich in die Augen schauen. Ab jetzt sind aber keine Felgaufschwünge nötig, die Qualität im Kader ist ja da. Und wir konzentrieren uns auf den deutschen Markt. In ein paar Wochen werden wir die ersten Vollzüge vermelden.

Im Winter holten Sie in Laura Georges eine gestandene französische Nationalspielerin aus Paris. Was erwarten Sie von ihr?

Wir hatten und haben mit den schweren Verletzungen von Simone Laudehr, Viktoria Schnaderbeck und Kristin Demann Personalsorgen in der Defensive. Die Chance, eine Spielerin von Paris zu bekommen, bietet sich nicht so oft. Wir haben uns sehr gefreut, wie ehrgeizig Laura diese neue Option Bayern angegangen ist. Sie wird uns mit ihrer Erfahrung enorm helfen. Ich erhoffe mir viel von ihr.

Leah Galton und die Torfrau Wang Fei stießen ebenfalls neu zum Kader.

Leah hat in der Vorbereitung schon richtig, richtig gut gespielt. Sie kommt aus den USA, wir dachten, dass sie eventuell mehr Zeit braucht, um sich anzupassen. Sie wird schon in der Rückrunde eine Hilfe sein. Bei Wang Fei haben wir auf den Abschied von Tinja Korpela reagiert. Sie ist eine top Besetzung als Nummer 2, bei der wir keine Sorgen hätten, sie einzusetzen, wenn Manuela Zinsberger einmal nicht parat steht.

Wie sehen Sie die Entwicklung von Mandy Islacker, die mit vier Toren noch nicht ganz die Erwartung erfüllen konnte?

Wir sind bei ihr völlig ruhig und zufrieden mit ihr. Mandy wird nicht allein an Toren gemessen. Sie arbeitet enorm viel nach hinten mit, bereitet zudem Tore vor. Wir haben unsere Trefferquote im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt und die Tore auf mehrere Schultern verteilt. Das war genau der Plan. Ich wollte nie wieder so abhängig wie früher von einzig einer Spielerin wie Viviane Miedema sein.

Islacker ist ein anderer Typ als die Niederländerin.

Mir gefällt ihre Art, und bei Frankfurt hat sie auch im ersten Jahr sechs bis acht Tore geschossen, ehe sie zwei Mal in Serie Torschützenkönigin der Liga wurde. Wenn der Knoten platzt, trifft sie am laufenden Band. Sie braucht noch Zeit – die kriegt sie. Für sie gilt, was für das ganze Team gilt: Ich sehe uns bereit für eine starke Rückrunde.

Interview: Andreas Werner

Aufrufe: 027.1.2018, 16:57 Uhr
Andreas Werner - Münchner MerkurAutor