2024-05-17T14:19:24.476Z

Spielvorbericht
– Foto: Marcel Minar

Es zwickt nicht nur in der Offensive

Beim FC An der Fahner Höhe ist mit Artur Machts der Kapitän nach langer Verletzung zurück und avancierte beim Auswärtssieg in Zorbau direkt zum Matchwinner.

Für den 25-Jährigen war aufgrund seiner Knieverletzung und 10-monatigen Fußballpause die Corona-Auszeit nicht das Schlechteste. Er verpasste so nur wenige Spiele und ist jetzt angekommen im Abenteuer Oberliga.

"Ab und zu zwickt es schon nochmal. Das wird wohl immer so bleiben", sagt Artur mit Blick auf sein Knie, welches im letzten Winter operiert wurde. "Aber es liegen Welten zwischen den Zustand letzten November und jetzt. Damals konnte ich kaum Treppen steigen. Wenn ich meinen körperlichen Zustand in Zahlen ausdrücken muss, bin ich wohl bei 80 Prozent", sagt der Kapitän des FC An der Fahner Höhe. Langsam aber sicher kommt Artur in den Spielrhythmus. Beim Heimsieg gegen Merseburg vor gut einem Monat stand er seit dem 1. Dezember 2019 erstmals wieder für die erste Mannschaft des FCAdFH auf dem Feld. "Der Rhythmus fehlt noch etwas, aber es wird immer besser", so der über zwei Meter große Innenverteidiger, der seit dem ersten Saisonspiel schon wieder in Teilen mit der Mannschaft trainieren konnte. "Irgendwann habe ich dann das 'Go' von Dr. Uhlmann bekommen, wieder voll mitzumachen", beschreibt er seinen Weg zurück.

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Ein Highlight in seiner jungen Oberliga-Historie war zweifelsohne die Partien im Steigerwaldstadion. "Es war schon besonders im Steigerwaldstadion zu spielen. Wenn Corona nicht gewesen wäre, wären sicher auch mehr Zuschauer noch da gewesen. Wir sind mit etwas Abstand durchaus zufrieden mit dem Spiel gewesen. Auch wenn am Ende ein 0:3 steht, so hätte die Sache nochmal stinken können, hätte Carlo den Elfmeter getroffen. Aber kein Vorwurf an ihn. Er hat sich der Situation gestellt und auch zuvor immer getroffen", blickt der Abwehrrecke zurück auf das 0:3 bei RWE.

Ein weiteres Highlight für Artur folgte erst letzte Woche in Zorbau. Beim 1:0-Sieg gegen den Mitaufsteiger aus Sachsen-Anhalt erzielte er das Siegtor. "Nach einer Ecke von Baumgarten, bin ich auf den kurzen Pfosten gelaufen und habe ins lange Eck über den dort stehenden Gegenspieler geköpft", geht er sein "Goldenes Tor" im geistigen Auge nochmal durch. "Natürlich ist den Gegnern bei meiner Größe bewusst, dass ich wohl kopfballstark bin. Aber die Variante war einstudiert. Im Idealfall blockt mir jemand den Weg frei oder ich selber ziehe zwei Gegenspieler auf mich, wodurch ein anderer Spieler entsprechend frei wird", beschreibt er seine Gedanken zu den Standardsituation. In Zorbau zeigte die Busse-Elf beim Tor jene Effektivität und Cleverness, die dem Aufsteiger oft noch abgeht. Im weiteren Spielverlauf hätte ein zweites Tor für ruhige Nerven auf der Trainerbank des FC An der Fahner Höhe sorgen können. Doch trotz bester Chancen gelang kein weiterer Treffer, sodass die Partie bis zum Ende spannend war. "Das wäre uns fast auf die Füße gefallen. Dennoch sind so 1:0-Erfolge immer am Schönsten. Irgendwie feiert man diese noch anders", sagt Artur zum dritten Saisonsieg seiner Mannschaft.

"Wir sind definitiv in der Oberliga angekommen. Was uns allerdings noch abgeht ist die Cleverness, die uns die Topteams vormachen. Wir müssen mehr Ruhe in unser Spiel bekommen", spricht Artur noch eine Achillesferse an, die zwickt. Dass die bisherigen Saisonniederlagen mit Eilenburg, Krieschow, Grimma und Erfurt gegen vier Mannschaften der Top5 kassiert wurden, überrascht auch bei angesprochenen Schwachstellen nicht. "Die Teams waren fußballerisch schon besser als wir. Aber aus so Spielen konnten wir viel lernen. Wann zieh ich mal ein Foul? Wie nehme ich Tempo aus dem Spiel? Wie vermeide ich einfache Fehler", spricht der Innenverteidiger die Lerneffekte an. Lernen konnte er auch schon eine Menge von Jens Möckel. Seit dieser Saison gehört der ehemalige RWE-Kapitän zur Defensivabteilung an der Fahner Höhe. "In Sachen Cleverness, Stellungsspiel und Antizipation bei Kopfballduellen, macht ihn so schnell keiner was vor. Aber er ist sonst wie jeder andere in unserem Team jemand, der nach dem Spiel sein Bier mit uns trinkt. Sonst wäre er auch gar nicht hier", so Artur zu seinem Nebenmann.

Schon drei Mal spielte Fahner Höhe in dieser Saison zu Null. In der Aufstiegssaison gelang dies kein einziges Mal. Die Erklärung dafür liegt für Artur auf der Hand. "Wir stehen als Mannschaft insgesamt defensiver als in der Thüringenliga. Dort wurden wir immer mal ausgekontert. Wenn jetzt unsere erste Reihe aus dem Spiel ist, kann es direkt gefährlich werden. Für uns kann die Defensive nur Trumpf sein. Wenn wir es schaffen lange die Null zu halten, ist immer was drin. Vorne bekommen wir in der Regel immer die ein, zwei Chancen pro Spiel", so der FC-Kapitän. Dabei spricht er indirekt ein weiteres Manko an. Denn vorne zwickt es noch in Sachen Chancenverwertung. Hier fehlt noch die Kaltschnäuzigkeit. "Mit Ibrahim El Hajj haben wir Qualität dazu gewonnen. Er kann auch mal im Eins-gegen-Eins einen Spieler aussteigen lassen. Das bringt vielleicht die nötigen Räume, damit andere Spieler treffen", hat Artur auch eine Idee die Abschlussschwäche zu beheben.

Und dies soll am besten schon gegen INTER Leipzig am Wochenende passieren. "Sie haben sich den Saisonstart sicher anders vorgestellt und rennen ein wenig den eigenen Ambitionen hinterher. Der Druck liegt bei ihnen. Außer kämpfen müssen wir nichts machen", blickt Artur auf das Spiel am Samstag gegen den punktgleichen Gegner aus der sächsischen Messestadt (LIVE ab 14 Uhr im FuPa-TICKER). Mit dem zweiten Heimsieg könnte die Elf von Tobias Busse den Abstand zum Tabellenkeller vergrößern und in die obere Tabellenhälfte rutschen. Ein Spaziergang wird dies aber nicht. "Bei uns geht es nur über die Mentalität. Das ist eines der Schlagwörter, dass bei jeder Teambesprechung ganz oben steht. INTER ist eine spielerisch richtig gute Mannschaft mit viel Tempo. Für uns gilt es die selbe Moral an den Tag zu legen wie in Zorbau. Wir müssen ans Maximum gehen, um die Punkte zu Hause zu behalten", sagt Artur zum Gegner. Ein wenig zwickt es auch noch im Fußballwissen über den kommenden Kontrahenten. "Ich habe mir mal ihr Aufgebot angesehen und muss gestehen, dass ich keinen einzigen Spieler gekannt habe. Doch dass sie gute Fußballer haben, konnten sie in den letzten Jahren beweisen, wo sie immer oben mitspielten. Das wird ein richtiges Brett", so der abschließende Blick auf Samstag.

Aufrufe: 022.10.2020, 12:00 Uhr
André HofmannAutor