2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Immer und immer wieder versuchte Schwabmünchens Trainer Tobias Strobl dem Münchner Schiedsrichter Ben-Erik Salb und seinen Assistenten zu erklären, dass die Rote Karte für Daniel Raffler unberechtigt sei. Doch es half nichts.  Foto: Reinhold Radloff
Immer und immer wieder versuchte Schwabmünchens Trainer Tobias Strobl dem Münchner Schiedsrichter Ben-Erik Salb und seinen Assistenten zu erklären, dass die Rote Karte für Daniel Raffler unberechtigt sei. Doch es half nichts. Foto: Reinhold Radloff

Erklärungen werden nicht akzeptiert

Die Rote Karte für Schwabmünchens Daniel Raffler erregt die Gemüter

Sie war der Aufreger schlechthin, die Entscheidung des Schiedsrichters Ben-Erik Salb, Daniel Raffler die Rote Karte zu zeigen. Denn es stimmte wohl niemand in der Domus-Regiobau-Arena in Schwabmünchen bei der Bayernliga-Partie der Meinung des Schiris zu, auch nicht der Gegner aus Kirchanschöring. Wie geht es jetzt weiter?

Wut, Verärgerung, Unverständnis. Die Reaktionen in Schwabmünchen ähneln sich. Selten zuvor gab es wohl eine Schiedsrichterentscheidung, die bei Verantwortlichen und Zuschauern gleichermaßen als falsch eingestuft wurde. Was war geschehen?

Ein Kirchanschöringer und der ballführende Daniel Raffler nähern sich dem Ball. Als dieser in der Luft ist, springen beide mit hohem Bein hinein. Dabei kommt der Gegner zu Fall und bleibt liegen. Schiedsrichter Salb kommt hinzu, lässt behandeln und zeigt anschließend Raffler die Rote Karte, zum Entsetzen der Schwabmünchner, zum Unverständnis der Gegner.

Manfred Bock: „Ich dachte, er zeigt dem Gast die Rote Karte, weil er Raffler als letzter Mann massiv behindert hatte. Von wegen. Wir waren alle fassungslos.“ Der sportliche Leiter kann auch einen Tag danach die Entscheidung immer noch nicht nachvollziehen: „Alle im Stadion haben den Fall anders gesehen als der Schiedsrichter. Alle. Ich werde den Eindruck nicht los, dass man uns immer eins reinwürgen will. Obwohl wir nicht unfairer spielen als andere Teams, liegen wir in der Fair-Play-Tabelle abgeschlagen an letzter Stelle.“

Bock hofft jetzt, dass das von Kirchanschöring zur Verfügung gestellt Filmmaterial Klarheit über den Vorfall und eine Revision des Urteils bringt. „Ich glaube aber nicht daran. Der Fall wird vor dem Schnellgericht verhandelt. Im schlimmsten Fall wird unser Spitzentorjäger Raffler kein reguläres Saisonspiel mehr bestreiten. Das wäre ein herber Schlag.“

Drei Spiele aussetzen als Strafe für Raffler wird Bock auf keinen Fall akzeptieren. „Ich werde alle Mittel einsetzen, um das zu verhindern.“ Sollte Raffler nur ein Spiel aussetzen müssen, damit könnte sich der Spielleiter anfreunden, mit mehr nicht. Froh ist Bock darüber, dass man mit den drei Schiedsrichtern beim anschließenden Einkehren im Sportheim ganz normal reden konnte und es zu keinen Zwischenfällen kam.

Auch Schwabmünchens Abteilungsleiter Germar Thiele hat den Vorfall wie sein Spielleiter gesehen: „Das war nie und nimmer eine Rote Karte.“ Besonders ärgert ihn, dass auch der Spielbeobachter Martin Prinzler der Entscheidung des Schiedsrichters die Stange hält. „Sogar der Gegner hat nach dem Spiel gesagt, dass Rot nicht korrekt war.“

Nicht ganz so kämpferisch wie Bock zeigt sich Thiele: „Ich fürchte, da ist nichts mehr zu machen. Ich habe ja mit Salb gesprochen. Er schreibt den Bericht so, dass Rot für Raffler berechtigt war. Das ist superärgerlich.“ Dabei bescheinigen sowohl Bock als auch Thiele dem Schiedsrichter bis zu dem Vorfall eine gute Leistung. Danach entglitt ihm das Spiel, weil Hektik ausgebrochen ist. „Ich werde mit dem Obmann telefonieren und ihn bitten, uns bei der so wichtigen Partie in Kottern, die die Entscheidung über Relegation oder nicht bringen kann, einen vernünftigen Schiri zu schicken“, so der Abteilungsleiter.

Trainer Tobias Strobl meint zu dem Vorfall: „Als Salb die Rote Karte zeigte, glaubte ich zuerst, er hat sich vertan und wollte sie dem Kirchanschöringer zeigen. Beide sind mit dem ausgestreckten Bein reingegangen. Aber Raffler war letzter Mann. Ich habe mich lange mit dem Schiri unterhalten. Und er sagte mir, Raffler erhielt Rot, weil er den Gegner am Knöchel erwischt hat.“ Strobl weiß, dass die Sperrung ausgerechnet in dieser Situation eine Leistungsschwächung bedeutet, vor allem, weil Raffler sich gerade in Topform befindet. „Ich habe die Mannschaft für die kommenden Spiele auf eine Jetzt-erst-recht-Mentalität eingeschworen. Nur das bringt uns weiter.“ Der Trainer stellte schon gegen Hangkofen fest, dass es in einigen Köpfen seiner Spieler klick gemacht hat. „Wir freuen uns auf das Spiel gegen Kottern, sagt Strobl und meint weiter: „Wir wollen auf alle Fälle die Relegation vermeiden. Ich habe damit noch nie gute Erfahrungen gemacht, weil man in den eventuell vier Spielen viel Glück braucht. Wir machen lieber vorher alles klar.“

Aufrufe: 03.5.2016, 12:46 Uhr
Schwabmünchner Zeitung / Reinhold RadloffAutor