2024-04-30T13:48:59.170Z

WM 2014
Wenn er die Wahl hätte, würde er für Ghana spielen. Gonsenheims Joseph Meier über die WM-Erwartungen für sein Heimatland.
Wenn er die Wahl hätte, würde er für Ghana spielen. Gonsenheims Joseph Meier über die WM-Erwartungen für sein Heimatland.

Eng mit der Heimat verbunden

Joseph Meier über sein Heimatland Ghana und die Gruppe mit Deutschland

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Mainz. Zum WM-Vorbereitungsspiel der Nationalmannschaft Ghanas in den Niederlanden ist Joseph Meier eigens nach Rotterdam gereist. „Wenn ich mich zwischen der deutschen Nationalmannschaft und Ghana entscheiden müsste, würde ich für Ghana spielen“, sagt der 20-Jährige, der zwar einen deutschen Pass hat, aber noch immer eng mit seinem Heimatland verbunden ist, in dem er geboren wurde und wo er die Hälfte seines Lebens verbracht hat.

Als Zehnjähriger kam Joseph Meier mit seiner ghanaischen Mutter nach Deutschland. Nach einem Jahr in Frankfurt siedelte die Familie nach Mainz über, wo Meier sich dem SV Gonsenheim anschloss. „Ich habe schon in Ghana immer am Strand Fußball gespielt“, erzählt der 20-Jährige, der in seiner Junioren-Zeit zwei Jahre für den SV Wehen Wiesbaden und ein Jahr für den TSV Schott Mainz die Schuhe schnürte, dann aber von Gonsenheims A-Junioren-Trainer Babak Keyhanfar überzeugt wurde, wieder an den Wildpark zu wechseln. „Die Perspektive für die erste Mannschaft hat mir gefallen“, sagt Meier, der es bereits auf 27 Oberliga-Spiele bringt. „Jetzt kommt meine Zeit“, ist sich der groß gewachsene Innenverteidiger sicher.

„Wir haben auf jeden Fall Chancen“, sagt Meier mit Blick auf die WM, bei der Ghana in der Gruppenphase auf die USA, Portugal und Deutschland trifft. „Die USA dürfen wir nicht unterschätzen“, warnt er, „auch sie sind ein schwerer Gegner.“ Zu einem Tipp, wer Weltmeister wird, ist Meier nicht zu bewegen: „Dazu kann ich noch nichts sagen, ich muss mich erst mal auf meine Nationalmannschaft konzentrieren.“ Sein Hoffnungsträger bei den „Black Stars“ ist Kevin-Prince Boateng. „Er ist mein Lieblingsspieler“, erklärt Meier, „er ist jemand, der die Mannschaft mitreißt, auch wenn es mal nicht gut läuft. Er kann die ganze Mannschaft motivieren. Das hat man bei der letzten WM gesehen, wie er das da gemacht hat, das war Weltklasse.“ Als Vorbild für sein eigenes Spiel nennt Meier Boatengs Halbbruder Jerome, vor allem wegen dessen Kopfball- und Zweikampfstärke. Gemeinsam haben die beiden Boatengs und Meier, dass ein Elternteil aus Ghana stammt und eines aus Deutschland.

„Wenn ein afrikanisches Land bei der WM spielt, steht der ganze Kontinent dahinter“, sagt Joseph Meier, „und wenn Ghana spielt, fühle ich mich, als wäre ich in meiner Heimat.“ Wo er das WM-Auftaktspiel gegen die Amerikaner guckt, ist noch nicht ausgemacht. „Ich werde mein Ghana-Trikot anziehen und es mit Freunden gucken“, erzählt er, „vor den Spielen bin ich immer ziemlich nervös.“ Ein guter Freund, der bei den Spielen kräftig mitfiebert, ist Davin Dzaka, der für Fortuna Mombach die Schuhe schnürt und Vorfahren aus Ghana und Togo hat. Beim Duell der deutschen und der ghanaischen Nationalelf bei der WM vor vier Jahren sei Meier, trotz des deutschen 1:0-Sieges, stolz gewesen. „Denn wir haben gut gespielt. Es war ein geiles Gefühl, weil wir gleichwertig waren.“

„Ich habe zehn Jahre dort gelebt, das Land ist einfach in meinem Herz“, erzählt Meier, der im Winter zum ersten Mal seit zehn Jahren nach Ghana reisen möchte. Nach dem Haupt- und anschließenden Realschulabschluss sowie einem Freiwilligen Sozialen Jahr steht nun die Berufsausbildung an. Einmal wieder in Ghana zu leben, kann sich Joseph Meier gut vorstellen. „Die Menschen sind sehr freundlich, das Essen ist gut, die Kultur, und man ist immer mit seiner Familie zusammen und macht alles gemeinsam“, schwärmt der 20-Jährige.

Aufrufe: 016.6.2014, 17:30 Uhr
Torben SchröderAutor