2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Omen für Samstag? Die Playstation-Partie TSV 1860 (Berzel, re.) gegen Braunschweig (tz-Reporter Fussek, li.) endete 0:2, der virtuelle Berzel war nicht immer ganz auf der Höhe Achim Schmidt
Omen für Samstag? Die Playstation-Partie TSV 1860 (Berzel, re.) gegen Braunschweig (tz-Reporter Fussek, li.) endete 0:2, der virtuelle Berzel war nicht immer ganz auf der Höhe Achim Schmidt

Reporter gegen Löwe, das FIFA-Duell - Berzel: „Zwei, drei Punkte mehr hätten es schon sein dürfen“

„Generalprobe“ für die Braunschweig-Partie am Samstag

Vor der Löwen-Partie am Samstag stand bei Aaron Berzel erst einmal ein Termin im tz-Pressehaus an. Der 1860-Profi spielte sich selbst auf der Playstation.

München - Durch den Aufstieg in die Dritte Liga sind die Löwen zurück im Profifußball - und auch zurück im Videospiel-Dauerbrenner FIFA , dessen neueste Version kürzlich erschienen ist. Die tz lud Löwen-Profi Aaron Berzel zum Zocken in die Redaktion an der Paul-Heyse-Straße. Auf dem Programm: die Partie vom kommenden Samstag, Münchner Löwen gegen Braunschweiger Löwen. Hände an die Controller - und los geht’s!

Herr Berzel, es gibt ja das Vorurteil, dass Fußballprofis auch gut an der Spielkonsole sind - schließlich herrscht ja kein Mangel an Freizeit...

Berzel: (lacht) Bei mir stimmt das nicht. Ich mache ein Fernstudium für die Zeit nach der Karriere, verbringe viel Zeit mit meinen Hunden. Aber es gibt sicher Spieler, die ihre Freizeit häufiger in die Playstation investieren.

Berzel spielt mit Sechzig, stellt sich natürlich selbst auf. Für ihn muss Simon Lorenz weichen. Eine Möglichkeit für Samstag? Schließlich ist Lorenz angeschlagen… Anpfiff! Die Blauen beginnen von links nach rechts.

Nicht dass wir stören wollen, aber sind Sie eigentlich mit Ihrem FIFA-Wert zufrieden (Berzel hat 62 von 99 Punkten)?

Berzel: Na ja, es geht. Zwei, drei Punkte mehr hätten es schon sein dürfen (grinst).

Und wie fühlt es sich an, sein virtuelles Ebenbild zu steuern?

Berzel: Ich war vor ein paar Jahren schon mal mit Darmstadt 98 dabei, das war schon ein komisches Gefühl. Es ist ja der Traum eines jeden jungen Fußballers, sich selber mal bei FIFA spielen zu können.

Berzel: In der 1860-Kabine wird über die FIFA-Werte geflachst

Sind die FIFA-Werte ein Thema in der Mannschaftskabine?

Berzel: Kommt vor, ja… Man lacht dann über Werte, die utopisch sind. Oft haben Spieler gute Zweikampfwerte, die im Zweikampf, na ja, eher nicht so stark sind. Andersrum fühlt man sich schon ein bisschen auf den Schlips getreten, wenn die Bewertung zu schlecht ist. Aber mei, ich will mich nicht beschweren.

4. Spielminute: Gleich die erste Chance für 1860. Aaron Berzel kommt nach einer Ecke zum Kopfball - knapp drüber!

War ja klar, dass die erste Chance ein Standard sein muss…

Berzel: Das ist ja mittlerweile in der ganzen Liga bekannt, dass wir da nicht die Schlechtesten sind.

Volle Konzentration bei Reporter Florian Fussek (l.) und Löwe Aaron Berzel.

8. Minute: Erste Chance für Braunschweig, aber Hendrik Bonmann hält.

Oha, da hat der Berzel aber gepennt…

Berzel: Waaas? Das war ich nicht. Wirklich nicht!

Wird es nicht langsam Zeit, dass der richtige Berzel wieder in der Stammelf spielt?

Berzel: Ich hatte gerade zu Anfang der Saison viel Verletzungspech. Ich habe aber immer auf meine Chance gewartet. Klar will ich meine Stärken wieder für das Team einbringen, damit wir diese kleine Negativserie möglichst schnell beenden.

Berzel will von einer Krise bei 1860 nichts wissen

Fünf Spiele ohne Ligasieg - ist das eine Krise?

Berzel: Für mich nicht. Eine Krise ist, wenn man einen Saisonstart wie Schalke oder Stuttgart hinlegt. So war’s bei uns ja wirklich nicht. Und man sieht ja an der Tabelle, wie ausgeglichen die Dritte Liga ist.

20. Minute: Das Spiel geht hin und her, keine Mannschaft kann sich ein Übergewicht erarbeiten. Plötzlich eine Chance für Braunschweig - wieder ist Bonmann zur Stelle!

Da hat wieder der Berzel den Ball verloren! Der ist noch nicht richtig drin im Spiel…

Berzel: Dem fehlt vielleicht der Spielrhythmus (lacht).

Welche Position ist Ihnen eigentlich lieber: Innenverteidiger oder Sechser?

Berzel: Ausgebildet worden bin ich hinten, auch die ersten Jahre im Seniorenbereich hab ich dort gespielt. Ich fühle mich auf der Sechs aber auch sehr wohl. Hauptsache, ich stehe auf dem Platz.

Halbzeitpfiff! Es steht 0:0.

Vertrag läuft aus - Berzel: Ich will wieder dauerhaft spielen

Wenn Sie bis zur Winterpause nicht mehr Spielpraxis bekommen, wird ein Vereinswechsel dann zum Thema?

Berzel: Mein Vertrag bei Sechzig läuft bis Sommer nächsten Jahres. Jeder weiß, dass ich mich hier sehr wohlfühle und auch gut zum Verein passe. Der Löwe hat mich gepackt, ich bin glücklich, für so einen Verein zu spielen. Aber klar: Auf Dauer ist mein Ziel, wieder dauerhaft zu spielen. Ich muss mich nicht verstecken!

77. Minute: 1:0 für Braunschweig! Flanke von der rechten Seite, Thorsen köpft den Ball unter die Latte.

Eieiei, wer hat denn da in der Mitte geschlafen?

Berzel: Ich glaube, der Berzel… Verlorenes Kopfballduell.

Nicht Ihre Stärke?

Berzel: Doch! Eben schon! Da sieht man mal wieder, dass dieses Spiel doch sehr fehlerbehaftet ist (lacht).

Löwe Aaron Berzel konzentriert an der Spielekonsole.

Wie lange hängen Ihnen persönliche Schnitzer nach?

Berzel: Ich schaue mir jedes Spiel am Abend noch mal komplett an, um damit abschließen zu können. Ich will sehen, wie ich in einzelnen Situationen besser hätte reagieren können. Im Spiel nimmt man die Dinge oft anders wahr als von außen.

81. Minute: Die Entscheidung. Fejzullahu zieht aus 16 Metern ab - 2:0 für Braunschweig!

Berzel: Da war der Berzel jetzt aber unbeteiligt!

Ja, ausnahmsweise. Was sagt eigentlich Ihre Freundin dazu, wenn Sie vom Spiel kommen und sich das Ganze direkt noch mal anschauen?

Berzel: Na ja, begeistert ist sie nicht gerade, aber sie weiß ja, wie ich bin. Wir kennen uns schon etwas länger…

Abpfiff! Die Löwen verlieren zu Hause 0:2 gegen Braunschweig.

Im FIFA-Vergleich blieben die Löwen ohne Treffer gegen Braunschweig.

Auweh! Kein gutes Omen für Samstag…

Berzel: Wurscht! Ich bin mir sicher, dass wir am Samstag ein positiveres Ergebnis erreichen werden, so intensiv, wie wir aktuell arbeiten. Und dann haben unsere Fans mal wieder einen Grund, richtig zu feiern (wir berichten im Live-Ticker)!

Wie fanden Sie die Leistung des virtuellen Berzel über 90 Minuten?

Berzel: Ich hätte in der Situation vor dem 0:1 besser verteidigen müssen, in echt hätte ich den Ball mit dem Kopf geklärt. Aber es ist ja zum Glück nur ein Spiel hier auf dem Bildschirm. Am Samstag werden wir sehen, dass das nicht der Realität entspricht!

In diesem Sinne: Konsole aus, rein in die Fußballschuhe!

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Aufrufe: 019.10.2018, 09:21 Uhr
Münchner Merkur / tz / Florian FussekAutor