"Wir schulden unseren Vereinen grundsätzlich die Durchführung einer Meisterschaftsrunde. Wenn wir Entscheidungen treffen, müssen diese daher darstellbar und gut begründbar sein. Eine Annullierung wäre beispielsweise eine Maßnahme, über die erst als letztes Mittel nachgedacht werden sollte. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre eine Entscheidung über eine Annullierung völlig übereilt", erklärt HFV-Vizepräsident Torsten Becker. Der Hanauer sprach von einer harmonischen und konstruktiven Sitzung der Verbandsoberen. Die schwierige Lage, in der sich die Vereine befinden, ist den Funktionären bewusst. "Wir sind abhängig von der Politik und wissen nicht, wann Tag X ist. Klar ist, dass wir den Vereinen ausreichend Zeit geben müssen, damit das Vereinsleben nach einer monatelangen Pause wieder anlaufen kann", so Becker. Diskutiert werden mindestens drei oder vier Wochen Mannschaftstraining als Vorlauf.
Das Absolvieren von kompletten Runden scheint ebenso unrealistisch wie ein Restrundenstart bereits Anfang März. "Wir werden natürlich einen mehrwöchigen Trainingsvorlauf einräumen, um die Verletzungsgefahr der Beteiligten nicht zu erhöhen. Eine ordnungsgemäße Saisonbeendigung in der ursprünglich vorgesehenen Form ist daher in dem überwiegenden Teil der Spielklassen höchst unwahrscheinlich. Auch ein Systemwechsel wie beispielsweise Playoff-Modelle werden nicht umsetzbar sein, daher müssen wir mögliche Alternativen diskutieren. Dazu werden wir unsere Vereine wieder einbinden und entsprechende Kreiskonferenzen sowie Diskussionsrunden durchführen", erklärt Verbandspräsident Stefan Reuß.
Die diffizile Pandemielage und die daraus resultierende Unklarheit bezüglich eines möglichen Startzeitpunktes sowie die Heterogenität der absolvierten Spiele in den einzelnen Ligen und Kreisen machen die Planungen nicht leichter. "Wir haben alle keine Glaskugel vor uns stehen", sagt etwa der Büdinger Kreisfußballwart Jörg Hinterseher. Verbandsfußballwart Jürgen Radeck (Ortenberg) verfolgt einen pragmatischen Ansatz: "Wir müssen schauen, ob überhaupt noch einmal vor dem Sommer gespielt werden kann und danach stellt sich die Frage nach der Wertung der Saison." Gewisse Überlegungen werden im Falle einer möglichen Fortsetzung auf den juristischen Prüfstand kommen, etwa die Frage, ob es verhältnismäßig ist, beim Kappen einer halben Spielzeit bis zu sechs Vereine aus einzelnen Ligen absteigen zu lassen, oder ob etwa sportlich mildere Abstiegslösungen infrage kommen.
Große Sorge um Nachwuchs
Große Sorgen äußerte der HFV-Präsident um die hessischen Nachwuchskicker, die sich in dieser Zeit vom Fußballsport abwenden könnten. Damit befürchte er den Verlust eines gehörigen Teils der fußballerischen Zukunft. Auch die wirtschaftliche Situation und Zukunft der Vereine bereite Reuß Kopfzerbrechen. Daher appelliert er an die Politik, dementsprechende Förderungen zu verstärken, um den Vereinen, die eine enorm wichtige soziale Komponente erfüllen, unter die Arme zu greifen.