2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Ramy Raychouni (M.) im Spiel gegen den Berliner SC. Fotos: Christoph Lehner
Ramy Raychouni (M.) im Spiel gegen den Berliner SC. Fotos: Christoph Lehner

Ein Nationalspieler in der Berlin-Liga

Ramy Raychouni (Tennis Borussia Berlin) im Interview

In unserer FuPa-Reihe "Berliner Fußballer im Gespräch" stellen wir regelmäßig Fußballspieler aus allen Ligen vor. Heute mit: Ramy Raychouni, dem einzigen Nationalspieler in der Berlin-Liga, von Tennis Borussia Berlin.

Aus der Berlin-Liga in die Nationalmannschaft. Das ist Ramy Raychouni Anfang des Jahres gelungen, als er zur Nationalmannschaft des Libanons eingeladen wurde. Es standen zwei Testspiele, gegen den Iran und Ägypten an, doch daraus wurde nichts, da die Spiele aufgrund der angespannten Sicherheitslage nicht ausgetragen werden konnten. Zu seinem ersten Länderspieleinsatz kam Raychouni aber dennoch. Im Rahmen des Trainingslagers wurde gegen einen libanesischen Erstligisten (1:0) gewonnen und Raychouni bereitete den Siegtreffer auch gleich vor.

FuPa: Wie bist Du zum Fußball gekommen?

Ramy Raychouni: Ich bin durch meinen Vater zum Fußball gekommen. Er hat sehr früh gemerkt, dass ich als Kind fast jedem Ball hinterhergerannt bin und sein Ziel war immer, mich durch den Sport von der Straße wegzukriegen, was ihm auch gelungen ist.

Hast Du fußballerische Vorbilder?

Mein Vorbild ist Cristiano Ronaldo, aber nicht wegen der gestylten Haare oder dem trainierten Körper, sondern weil er unberechenbar ist. Zudem ist er links wie rechts gleich stark und verfügt über Kopfball vom allerfeinsten. Hinzu kommt sein Durchsetzungsvermögen und die Torgefährlichkeit.


Hast Du vor den Spielen ein bestimmtes Ritual?

Ich höre mir vor den Spielen immer eine Textstelle aus Rocky an: "Ich werd dir jetzt was sagen, was du schon längst weißt.... Die Welt besteht nicht nur aus Sonnenschein und Regenbogen. Sie ist oft ein gemeiner und hässlicher Ort. Und es ist ihr egal wie stark du bist - sie wird dich in die Knie zwingen und dich zermalmen, wenn du es zulässt... Du und ich - und auch sonst keiner - kann so hart zuschlagen wie das Leben! Aber der Punkt ist nicht der, wie hart einer zuschlagen kann... Es zählt bloß, wieviele Schläge man einstecken kann und ob man trotzdem weitermacht. Wieviel man einstecken kann und trotzdem weitermacht.... Nur so gewinnt man! Wenn du weißt was du wert bist, dann geh hin und hol es dir. Aber nur, wenn du bereit bist die Schläge dafür einzustecken! Aber zeig nicht mit dem Finger auf andere und sag du bist nich da wo du hinwolltest, wegen ihm oder wegen ihr, oder sonst irgendjemandem. Schwächlinge tun das! Und das bist Du nicht - DU bist besser!"

Was macht für dich einen guten Fußballer aus?

Einen guten Fußballer macht für mich nicht nur das aus, was er am Ball kann, sondern dass er professionell ist, auch wenn es mal nicht heißt draußen auf dem Platz zu kämpfen sondern auch mal von der Bank aus seine Kollegen anzufeuern und ihnen nur das Beste zu wünschen. Denn egal bei welchem Team man spielt, überall gibt es Konkurrenz, aber nicht überall sind das dann alles Teams! Und menschlich ist es nicht schwer ein Fußballer zu sein weil du dein Hobby zum Beruf machen kannst und das ist Push genug zu sagen "komm Junge du packst das."

Hast Du einen Spitznamen und wenn ja, woher kommt er?

Mein Spitzname lautet "RayRay". Die Fans von Tebe fingen auf einmal an, mich nur noch so zu rufen. Nachdem ich wochenlang darüber gerätselt habe und mich gefragt habe, was sie wohl damit meinen, ging ich dann zu einem Fan und er erklärte mir, dass sie einfach von meinem Nachnamen zweimal die ersten drei Buchstaben genommen haben. Sie fanden, dass es gut passt und wenn es so sein soll, dann passt das für mich auch.

Dein Lieblingsverein ist?

Mein Lieblingsverein ist der FC Bayern München. Ich liebe den Verein schon seit klein auf bzw. hat mich mein Papa dazu "gezwungen" ihn zu lieben, denn er ist 100% Bayern-Fan. Ich schiele ab und zu auch mal mit einem Auge auf Real Madrid, weil das nun einmal der Club meines Lieblingsspielers ist.


Wer war bisher dein unbequemster Gegenspieler?

Mein unbequemster Gegenspieler war mein bis heute noch bester Freund Aladin Rocevic. Ob im Training mit ihm bei Hertha Zehlendorf oder nach seinem Wechseln zum Berliner SC, gegen ihn war es immer schwer, weil er so ziemlich alle meine Geheimnisse wusste. So sehr wir uns freundschaftlich verstehen, aber im Training und im Spiel waren wir Feinde!

Was machst du, wenn du nicht Fußball spielst?

Wenn ich nicht Fußball spiele, bin ich mit den Jungs unterwegs. Wir sind ab und an Karten spielen, oft Essen und mieten auch ab und zu mal eine Halle in Wittenau und zocken da ein paar Stunden.

Wie war es das erste Mal in einem A-Länderspiel aufzulaufen?

Für sein Land zu spielen war unfassbar. Dieses Land, dass du fast nur aus dem libanesischen Fernsehen von Deutschland aus beobachtet hast und du immer nur gehört hast, dass hier Bomben fallen und dergleichen und dann auf einmal für das Land Fussball zu spielen, das war einfach ein Traum. Als die Nationalhymne erklungen ist, hatte ich ein kurzes Gefühl in mir, wo ich mich noch als kleinen Jungen bei der SpVgg Tiergarten in Erinnerung hatte und mich dann fragte "Ramy...und jetzt stehst du hier?!" Man fragt sich dann, wie es weitergeht und wie es sich anfühlt, einmal vor 80.000 Menschen zu spielen. Mein Traum ist es, für Libanon bei einem großen Turnier zu treffen - egal gegen wen, doch am liebsten im Libanon vor 25.000 Zuschauern.



Welche Ziele hast Du noch als Fußballer?

Mein Ziel als Fußballer ist es Profi zu werden, aber nur aus einem Grund: um meinem Vater, der mehr Kraft als jeder andere Mann in mich investiert hat, zu belohnen für meine Mama, die stolz auf mich sein soll. Abgesehen vom Fußball war ich in der Schule nie der allerbeste (lacht) und dann können sie wenigstens hier auf mich stolz sein.

Ich spiele Fußball, weil…

... ich diese Sportart einfach liebe. Jede Emotion, jede Fehlentscheidung von mir oder vom Assistenten liebe ich, denn das macht den Fußball dramatisch und zugleich einzigartig.

Aufrufe: 023.3.2015, 18:36 Uhr
FuPa BerlinAutor