2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Ramy Raychouni in intensiven Gesprächen mit seinem Trainer.
Ramy Raychouni in intensiven Gesprächen mit seinem Trainer.

„Als Verein und auch für unser Team ist das natürlich erschütternd“

Ramy Raychouni spricht über seine Gefühle nach dem Abstieg, die Wettbewerbsverzerrung der Mahlsdorfer und seine Zukunft

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Ramy Raychouni, #487

Ramy, drei Tage nach dem entscheidenden Spiel… beschreib uns deine Gefühlswelten, hast du den Abstieg verdaut?

Ehrlicherweise war ich traurig für den Club, auch weil ich meine selbst auferlegten Ziele nicht erreicht habe. Als Verein und auch für unser Team ist das natürlich erschütternd. Wir haben alles gegeben, jeder wie er konnte, auch mit mehr als nur Personalnot.

War das schon länger so abzusehen, dass es für euch eng werden könnte oder kam den Abstieg jetzt zu Schluss schon überraschend für euch?
Es kam sehr überraschend, weil es sich lange Zeit in meinen Augen gar nicht angebahnt hatte. Also, es war mir nie so wirklich klar, dass es am Ende wirklich noch so kommen kann. Bis zu dem Tag, als das Rechnen anfing, vor allem mit den Krachern in den letzten drei Spielen.

Aber ihr habt trotzdem bis zum Ende alles gegeben?

Das kann ich von mir persönlich sagen, ja. Ich habe gegen jede Mannschaft in der Liga getroffen, doch am Ende hatten wir zu wenig Personal. Sogar unser Co-Trainer „Micha“ musste aushelfen, mehrere aus der 2. Mannschaft haben bei uns gespielt. Einer unserer wichtigsten Männer hat ein Kreuzbandriss erlitten. Es war viel, viel Pech dabei. Auch ich war nach Mariendorf angeschlagen, hatte mich verletzt und fühlte mich nicht fit für die Spiele gegen Berolina Stralau und die Preussen. Ich habe mit Schmerztabletten gespielt, um da zu sein für die Jungs.

Wie konnte es mit dem Personal so weit kommen, zu viele verletzte, oder haben zu viele den Verein verlassen?

Es gab mehrere Situationen die zu Unstimmigkeiten zwischen dem Verein und den Spielern geführt haben. Dann gab es Spieler, denen andere Punkte wichtiger waren und auch welche, die die Mannschaft einfach im Stich gelassen haben. Mehrere Aspekte und Dispute führen meist zur Trennung, es ist nicht anders als in der Ehe/Beziehung.

Fühlt ihr euch auch deswegen benachteiligt, weil Eintracht Mahlsdorf auf „zusätzliche“ Kräfte zurückgreifen konnte?

Mahlsdorf selber darf man keinen Vorwurf machen, weil keiner es anders gemacht hätte. Es ist unfassbar, und kein Verein darf einem anderen Verein die Schuld geben. Hier in unserem und in so vielen anderen Fällen, ist das die Schuld des Berliner Fußball Verband. Wie kann es sein, von „oben“ jemanden runterzuholen in die Landesliga, wo eine Mannschaft dann gegen elf Oberliga Spieler antritt? Das ist fernab von Fairness.

Habt ihr trotzdem zwischenzeitlich noch Hoffnungen gehabt, dass Mahlsdorf oder auch Staaken nicht die Punkte holen?

Beim SC Staaken war ich mir eigentlich, bei allem Respekt gegenüber Lankwitz, ziemlich sicher, dass sie das machen. Hermsdorf spielt mit ihrer Mannschaft spielt überragend, kämpft, tut und macht alles, um einfach einen fairen Wettkampf erfolgreich abzuschließen, aber Mahlsdorf nutzt die systematischen Fehler des BFV. So haben es beide geschafft und Gatow hat den Salat. Wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, wäre da kein Kevin Stephan und wie sie alle heißen, die Regionalliga oder Oberliga gespielt haben. Es ist nun leider so ausgegangen, wie es am Ende nicht hätte werden müssen, wenn Mahlsdorf ganz normal zu Ende gespielt hätte, mit der Mannschaft die auch mehr oder weniger dafür verantwortlich war dort unten mit uns zu stehen.

Wie geht es jetzt weiter für dich, aber auch für die gesamte Mannschaft?

Ich persönlich nutze aktuell die Zeit mit meiner Tochter, meiner Frau, meiner Familie. Mal kein Training haben, kein Fußball spielen. Ich lass alles auf mich zukommen, vieles steht im Raum. Ich denke in den nächsten zwei bis drei Wochen entscheide ich mich. Was die Jungs angeht, denke ich ist es nicht anders.

Also denkst du auch darüber nach, das „sinkende Schiff“ zu verlassen - oder besteht Hoffnung auf einen Verbleib?

Also gesunken sind wir nicht, denn das würde nach meiner Auffassung bedeuten, dass vieles falsch im Verein läuft plus den jetzt daraus resultierenden Abstieg. Das ist nicht der Fall. Der Verein, der Trainer und die Jungs sind super. Egal was die Zukunft bringt, ich werde da sein und mich freuen. Für mich muss das Komplettpaket passen. Schauen wir mal, aktuell ist Family Time.

Persönlich konntest du auf dich aufmerksam machen. Kannst du dir auch nochmal Ober- oder Berlin-Liga vorstellen?

Klar, welcher Fußballer will nicht so hoch wie möglich spielen. Ansonsten brauchen wir dieses Spiel nicht zu spielen? Aber wie gesagt, mal gucken was kommt. Ein paar Angebote sind schon da, aber ich habe Zeit und Geduld.

Aufrufe: 015.6.2022, 13:06 Uhr
Marcel PetersAutor