2024-05-22T11:15:19.621Z

FuPa Portrait

Video-Analyst beim Bundesligisten DSC Arminia Bielefeld

Philipp Heithölter begann einst beim SV Sundern mit dem Fußballspielen. Heute ist er Co-Trainer beim Bundesligisten Arminia Bielefeld.

Im Fernsehen ist Philipp Heithölter eher selten zu sehen. Dabei ist der Mann aus Hiddenhausen im Profi-Fußball beheimatet. Und mit bewegten Bildern hat der 38-Jährige auch eine Menge zu tun: Er ist Co-Trainer Video-Analyst beim Bundesligisten DSC Arminia Bielefeld.
Nach seiner eigenen Karriere, die von vielen, vielen Verletzungen überschattet war und nach unter anderem 61 Spielen in der 2. Bundesliga endete, hatte er von seinem Lieblingssport trotz allem nicht die Nase voll. „Fußball macht trotzdem Spaß!“, sagt der mittlerweile 38-jährige dreifache Familienvater, der sich den Humor bewahrte: „Von 2005 bis 2012 habe ich wohl das goldene Berufsgenossenschaft-Rezept erworben“, sagt er grinsend.

Doch der gelernte Kaufmann für Büro-Management und Kommunikation blieb seinem Sport dennoch treu. Von Samir Arabi, dem Geschäftsführer Sport bei Arminia Bielefeld, unterstützt, begann er eine Umschulung in der Geschäftsstelle der Arminen und begann als Scout der Schwarz-Weiß-Blauen. „Unter anderem habe ich damals Brian Behrendt und Joakim Nilsson beobachtet“, weiß er noch.

„Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort“


Seit 2014 aber arbeitet er als Video-Analyst bei den Arminen und ist in dieser Funktion einer der Trainerassistenten des Profiteams. „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, erklärt er, wie er zu dieser Aufgabe kam, die sich zum kompletten Berufszweig mit Datenanalyse, dem Sichten von Videos und Live-Scouting entwickelte. Heithölter filmt auch beim Training der Arminen, schaut sich inzwischen ansonsten aber nur noch Spiele der 1. Bundesliga an, nachdem er zuvor als Scout auch oft in Skandinavien unterwegs war.

Im Stadion hat der Mann dann kaum Zeit für Fangesänge, Bratwurst oder Kaltgetränke: „Ich schneide schon das Material, während ich gucke“, erklärt er die Aufbereitung des gefilmten Materials – wobei die Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie auch ihm die Arbeit erschweren oder sie gar ganz verhindern. So musste auch Heithölter im Frühjahr in Kurzarbeit gehen, als der Profifußball eine lange Pause einlegte. Ansonsten aber hat er einen Fulltime-Job zu erledigen: „40 Stunden pro Woche werden da locker überboten“, macht er deutlich, dass geregelte Arbeitszeiten für ihn eher ein Fremdwort sind.

„Da habe ich dann acht bis zehn Minuten Video-Material“


Die Aufgaben des Video-Analysten scheinen ebenso vielfältig wie anspruchsvoll zu sein. Besonders wichtig für die Vorbereitungen auf ein Spiel ist dabei eine Plattform der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit einem Zugriff auf die Scouting-Feed genannten Inhalte. „Da gibt es keine Zooms zu sehen, sondern die Spiele in der Totale, so dass immer alle Spieler gleichzeitig zu sehen sind. Wichtig ist das, weil sich 92 Prozent eines Fußballspiels ohne Ball abspielen“, erklärt der Hiddenhauser.

Von seinen Erkenntnissen berichtet er anschließend Cheftrainer Uwe Neuhaus, der zudem einen 20-Minuten-Zusammenschnitt erhält, um die Vorbereitung auf den nächsten Gegner optimal gestalten zu können. Noch einmal wird das Ganze zudem etwas gekürzt, ehe es der Mannschaft präsentiert wird: „Da habe ich dann acht bis zehn Minuten Video-Material“, sagt Heithölter, der dem Bundesligateam so Stärken und Schwächen des Gegners zeigt und auf die Möglichkeiten hinweist, die sich dadurch für die eigene Mannschaft ergeben. Die Spieler erhalten zudem individuell aufbereitetes Video-Material, um bestens informiert in die nächste Partie gehen zu können.

„Lucien Favre rotiert nach Europapokalspielen immer enorm“


Heithölter zeigt die Spielsysteme der künftigen Gegner ebenso auf wie mögliche System-Umstellungen während einer Parte. Er beschreibt aber auch einzelne Spieler, weist unter anderem darauf hin, welches deren starker Fuß ist, wo Stärken und Schwächen liegen, und liefert Daten wie das Tempo des Kickers, dessen Zweikampf- und Passquote. Zudem nutzt er natürlich auch den Scoutingfeed der eigenen Spiele des Teams und stellt anschließend den daran Beteiligten wichtige Szenen daraus zur Verfügung.

Die Spielvorbereitung indes ist nicht immer leicht. Besonders schwer hatte es Heithölter vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund. „Lucien Favre rotiert nach Europapokalspielen in der Woche immer enorm“, erklärt er, warum er seinem Cheftrainer und dem Bundesligateam gleich zwei mögliche Startformationen des Deutschen Vizemeisters präsentierte.

"Der Trainer schätzt meine Arbeit."


„Ich habe in den sechs Jahren, die ich jetzt als Video-Analyst arbeite, keinen Trainer erlebt, der keinen großen Wert auf diese Arbeit legen würde“, stellt Heithölter fest. Die Zusammenarbeit mit Uwe Neuhaus bezeichnet er als „super“, aber auch Norbert Meier, Jeff Saibene, Rüdiger Rehm, Jürgen Kramny und Carsten Rump wussten seine Arbeit zu schätzen.

Wo aber sieht sich Philipp Heithölter in zehn Jahren? „Ich weiß es nicht“, antwortet er ganz ehrlich, „der Fußball ist so schnelllebig.“ Mit seiner jetzigen Arbeit aber ist er sehr zufrieden. „Der Trainer schätzt meine Arbeit und bezieht mich in die tägliche Arbeit mit ein“, macht er deutlich, dass ein Video-Analyst im modernen Fußball mittlerweile so etwas wie ein echter Co-Trainer ist.

„Wir müssen nicht jedes Spiel gewinnen“


Einen Nachteil allerdings hat dieser Job: „Ich kann mir kein Spiel angucken, ohne es zu analysieren“, sagt Heithölter mit einem Grinsen im Gesicht und erinnert sich daran, als er mit seinem Patenkind ein Bundesligaspiel im Stadion anschaute. Als der Anpfiff ertönte, zückte er sofort die Video-App auf seinem Mobiltelefon, um das Spiel direkt zu schneiden – was in diesem Fall natürlich völlig überflüssig war.

Der ehemalige Kicker des SC Herford liebt aber auch wirklich den Fußball, weswegen er so ganz nebenbei noch die D2-Jugend der JSG Hiddenhausen trainiert, in der auch Sohn Lasse kickt. „Ich will den Kindern zeigen, wie der Fußball funktioniert, will auch im Breitensport unterstützen und gleichzeitig für Spaß und Freude sorgen“, erklärt er seine Motivation.

„Wir müssen nicht jedes Spiel gewinnen“, sieht er hier den Leistungsgedanken nicht im Vordergrund stehen. Wichtiger ist für ihn, dass der Nachwuchs seinen Bewegungsdrang ausleben kann. Aber da schiebt ja momentan Corona einen Riegel vor. „Es ist eine Katastrophe, dass jetzt alles eingestampft wird“, sagt er mit Blick auf seinen jungen Schützlinge. Mit Blick auf die Gesundheit der Allgemeinheit sei es aber „nicht zu ändern.“

Aufrufe: 012.11.2020, 10:00 Uhr
Dirk Kröger / FuPaAutor