2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait

Plötzlich die Nummer 1 beim DSC Arminia Bielefeld

Auch im Halbfinale des DFB-Pokals gegen den VfL Wolfsburg steht bei Arminia die erst 18-jährige Joyce Lee Braun im Tor. Das hat sich zuletzt bewährt.

88. Minute im Viertelfinalspiel des DFB-Pokals zwischen Arminia Bielefeld und dem SC Sand. Die Arminia, Außenseiterin, liegt 3:1 vorn, und die Erstliga-Kickerinnen des SC werfen noch einmal alles nach vorne. Ihnen bleibt nichts anderes übrig. Sands Agnieszka Winczo dringt über links in den Arminia-Strafraum ein und zielt scharf – sehr gute Idee eigentlich – aufs kurze Eck. Doch dorthin fliegt auch Arminias Torhüterin Joyce Lee Braun. Eine Rettungstat von Bedeutung. Schließlich kommen die Sanderinnen in der Nachspielzeit noch durch einen schmeichelhaften Foulelfmeter zum 2:3 – das hätte auch das 3:3 sein können. Joyce Lee Braun, 18 Jahre jung, hatte also durchaus ihre Aktien im Spiel, das den Halbfinaleinzug gegen den VfL Wolfsburg bedeutete. Zwischen Mittwoch, 15 Uhr, Schlusspfiff gegen den SC Sand, und Mittwoch, 14 Uhr, Anpfiff gegen Wolfsburg, liegt eine Woche, in der sich auch für Braun die Euphorie in neue Vorstartspannung wandelt.

„Am Tag nach dem Viertelfinale habe ich mir das ganze Spiel mit meiner Familie komplett angesehen. Da hatte ich zwischendurch noch am ganzen Körper Gänsehaut. Selbst da konnte ich es noch nicht richtig glauben“, sagt Braun über den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere. Das waren zuvor sechs Einsätze in der 2. Liga. Weil die an 1 gesetzte Konkurrentin Vivien Brandt verletzt war, stand Braun schon vom 10. Oktober bis zum 23. November dort, wo sie jetzt gerne bleiben möchte.

Denn nun hat die Arminia die Zusammenarbeit mit Brandt für beendet erklärt. Zu unregelmäßig sei, beruflich bedingt, die Trainingsteilnahme der 22-Jährigen gewesen. Flogen die Armininnen zuvor im Corona-Training schon unter dem Radar, waren sie vor dem Sand-Spiel in der einwöchigen Pflicht-Quarantäne im Berghotel Bielefeld gänzlich abgeschottet. Und weil Trainier Markus Wuckel vor keinerlei Personaldiskussionen in der Öffentlichkeit mochte und auf Geheimhaltung setzte, kam die Startelf-Nominierung Brauns gegen Sand offiziell überraschend.

„Ich habe nur erfahren, dass ich gegen Sand im Tor stehen werde. Darauf haben wir dann hintrainiert. Wie das mit Vivien abgelaufen ist, weiß ich gar nicht genau“, erklärt Braun. Für die nächste Saison hat sie verlängert. Als Regionalliga-Torhüterin war sie zu Saisonbeginn vom Herforder SV zur Arminia gekommen, begonnen hatte ihre Laufbahn beim VfL Holsen, dem Stadtteil-Verein ihrer Heimat Bünde. Sie stand lange bei den Jungs im Tor, ehe es zum HSV ging. Im Sommer dann Brauns Wechsel nach Bielefeld, gemeinsam mit Mittelfeldspielerin Kristina Lazic.



„Das ist eine Sache, die man nicht mehr vergessen wird“

Jetzt steht Braun im Rampenlicht des DFB-Pokals. Vor dem Spiel gegen Sand sei sie schon nervös gewesen: „Das ist schließlich eine Sache, die man nicht mehr vergessen wird.“ Egal, wie die Geschichte nun gegen den VfL Wolfsburg, den zuletzt dreifachen Doublegewinner, ausgehen wird: Es dürfte noch einmal eine Steigerung sein. „Es wird ein großes Spiel werden. Nicht nur für mich als jüngere Spielerin, auch für die älteren wird das ein Highlight sein“, sagt Braun und ergänzt: „Für Wolfsburg spielen große Namen. Es ist auch eine Ehre, gegen so gute Spielerinnen zu spielen. Wolfsburg ist doch noch mal eine andere Nummer als Sand oder der MSV Duisburg.“

Wieder hat die Arminia in der Edimedien-Arena Heimvorteil, wie gegen die ersten beiden Erstligisten, die die Armininnen aus dem Pokal beförderten. Braun: „Das hat ja bestätigt, dass im Pokal alles möglich ist.“ Sand ist jetzt Geschichte, Wolfsburg wird zur Gegenwart. Braun: „Die Nervosität wird von Tag zu Tag stärker. 24 Stunden vor dem Sand-Spiel war es schon ein Nervenkitzel, als wir die ganzen Corona-Abläufe durchgegangen sind. Da ist mir erst klar geworden, was alles dahintersteckt.“

Wieder übernachtet der Arminen-Tross, diesmal allerdings freiwillig, vor dem Spiel im Hotel, die Abläufe haben sich bewährt. „Am Spieltag, auf dem Weg zum Platz, beim Auflaufen, da geht einem schon richtig die Pumpe. Aber es ist auf Fall eine positive Spannung.“ Es ist anzunehmen, dass Joyce Lee Braun am Mittwoch wieder auf dem Posten sein wird.

Aufrufe: 08.6.2020, 10:15 Uhr
Uwe KleinschmidtAutor