2024-04-25T14:35:39.956Z

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Geht in Vilzing voran: Fabian Trettenbach.
Geht in Vilzing voran: Fabian Trettenbach. – Foto: Helmut Weiderer

Vilzings Anführer: Keine Kompromisse

Der 28-jährige Ex-Profi Fabian Trettenbach ist einer der Schlüsselspieler bei den Schwarz-Gelben auf dem Weg in die Regionalliga

"Wir können uns bloß selbst schlagen", sagt der "Aggressvive Leader" im Brustton der Überzeugung. Die DJK Vilzing hat in der Frühjahrsrunde der Bayernliga Nord alles in der eigenen Hand. Die Schwarz-Gelben aus dem Chamer Stadteil können Historisches schaffen und zum ersten Mal den Traum von der Regionalliga wahrmachen. Die Chancen stehen wohl so gut wie noch nie. Nervenstarke Anführer sind in der entscheidenden Saisonphase gefragt. Einer wie Fabian Fabian Trettenbach eben.

Der Startschuss ist auch am Huthgarten gefallen, Coach Christian Stadler hat am Montag zum Aufgalopp auf den Platz gebeten. Freilich haben aber auch die Vilzinger Kicker, wie überall längst Usus, individuell schon an den Grundlagen gearbeitet. Die lange Pause ist nun auch offiziell vorbei, dennoch treibt die abschließende Niederlage kurz vor der Winterpause Fabian Trettenbach immer noch um: "Da ging`s um Kleinigkeiten, aber genau das sind die Nuancen, die uns im Moment noch fehlen." Kurzer Rückblick: Die Vilzinger verpassten es Ende November durch eine überraschende wie unnötige Heimpleite gegen den Aufsteiger Eintracht Bamberg, auf der "Pole Position" zu überwintern. Diese Schludrigkeit wurmt den Mittelfeldmann immer noch. Gönnt sich die DJK diese kleinen Auszeiten im Frühjahr nicht mehr, ist der gebürtige Teublitzer (Landkreis Schwandorf) fest davon überzeugt, dass die Vilzinger den Sprung in Bayerns Premiumklasse schaffen.

Hiergeblieben: Fabian Trettenbach (re.) in Aktion.
Hiergeblieben: Fabian Trettenbach (re.) in Aktion. – Foto: Helmut Weiderer


Er wird die Mannschaft wie gewohnt antreiben, denn führen ist für ihn mittlerweile auch außerhalb des Platzes eine Selbstverständlichkeit geworden. Zusammen mit seinem Vater betreibt er ein Autohaus in Maxhütte-Haidhof. "Wenn man selbstständig ist, ist das noch mit ein wenig mehr Stress verbunden", meint der Blondschopf und fügt mit einem verschmitzten Lächeln an: "Mein Vater ist zum Glück auch fußballverrückt, anders wäre es wahrscheinlich gar nicht möglich." Und der Aufwand ist nicht gering: 55 Kilometer sind`s von seinem Wohnort an den Huthgarten, alles Landstraße. Wenn`s gut geht, braucht er etwa 45 Minuten. Er könnte es sicher einfacher und bequemer haben, aber genau das widerspräche seinem Habitus: "Ich will immer das Maximale rausholen, egal in welchem Bereich. Das ist mein Anspruch und danach lebe ich auch."

Das Leben nach der Profikarriere: »Das war schon eine Riesenumstellung.«

Das vierte Jahr wirbelt Trettenbach nun schon am Vilzinger Huthgarten. Seine Profilaufbahn endete 2016 abrupt beim SSV Jahn - und die Trennung erfolgte nicht ohne Nebengeräusche. Viel Zeit ist mittlerweile vergangenen, doch der Oberpfälzer ist immer noch spürbar enttäuscht über das Aus beim heutigen Zweitligisten: "Ich merkte einfach, dass ich beim Jahn nicht unbedingt mehr gern gesehen war. Es wurden teilweise Sachen über mich verbreitet, die einfach nicht der Wahrheit entsprochen haben. Und dann bin ich an einen Punkt gekommen, an dem ich für mich selbst entscheiden musste: Ok, schluckst du das alles runter, machst das Spielchen mit und bleibst weiter ein Teil des Profizirkus'? Oder behalte ich einfach meinen Stolz, will nicht scheinheilig zu mir selber sein? Ich bin ein direkter Mensch, wenn hinten rum was läuft oder falsch gespielt wird, da kann ich aus der Haut fahren." Fabian Trettenbach rang mit sich selbst und entschied sich dann für die zweite Variante. Adieu Profifußball, hallo "normales Leben" hieß es also für ihn - und er muss zugeben, dass ihm die Kehrtwende alles andere als einfach gefallen ist: "Das war schon eine Riesenumstellung. Ich habe drei Monate gebraucht, bis ich in einen normalen Rhythmus gekommen bin." Bereut hat er den Schritt nicht, eine Profikarriere sei ohnehin nur eine kurze Phase im Leben, die schließlich nicht für immer währt.

Erklärungsbedarf: Fabian Trettenbach im Gespräch mit Referee Andreas Hartl.
Erklärungsbedarf: Fabian Trettenbach im Gespräch mit Referee Andreas Hartl. – Foto: Helmut Weiderer

»Das Schlimmste für mich ist, wenn ich mich stillhalten muss.«

Beim der immer noch dörflich geprägten DJK Vilzing hat er sein sportliches Glück scheinbar gefunden. Amateurfußball auf Spitzenniveau, aber doch alles mindestens eine Nummer kleiner und beschaulicher. Das tut aber der Motivation Trettenbachs keinen Abbruch, der kampfstarke Mittelfeldrenner schmeißt immer alles rein. Anders kann er gar nicht. Eine Begebenheit 2018 beschreibt seine Mentalität ganz gut: Im Spiel gegen den TSV Schwabmünchen brach er sich das Wadenbein, auch das Syndesmoseband wurde verletzt. Eine heftige Blessur, doch nur drei Monate später stand er wieder auf dem Platz, als wäre nie etwas gewesen. "So bin ich eben. Ich habe einen großen Selbstantrieb. Das Schlimmste für mich ist, wenn ich mich stillhalten muss", betont er lachend. Getreu seiner schier unendlichen Energie ist er auch auf dem Platz überall zu finden. Auf der Sechs, auf der Acht, auf der Zehn, Außenverteidiger, Trettenbach ist eine Universalwaffe in schwarz-gelb. Als mannschafsdienlicher Akteur fühlt er sich dennoch im Zentrum am wohlsten. Bis Sommer 2021 hat er noch Vertrag am Huthgarten, den will er auch erfüllen. Was dann kommt? "Das entscheide ich zu gegebener Zeit. Ich muss natürlich auch schauen, wie sich die berufliche Situation entwickelt. So lange es Spaß macht, will ich aber unbedingt weiter auf diesem Niveau spielen", lässt er wissen. An seiner Motivation wird es sicher nicht liegen, aber halbe Sachen machen, das ist eben nicht sein Ding. Ganz oder gar nicht, da macht Fabian Trettenbach keine Kompromisse.

Fabian Trettenbach (re.) setzt sich im Zweikampf durch.
Fabian Trettenbach (re.) setzt sich im Zweikampf durch. – Foto: Mario Wiedel


Aufrufe: 05.2.2020, 10:23 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor