2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
"Es macht Spaß!" Gerne tauscht Christine Hollederer ihr offizielles Pressesprecherinnen-Outfit mit dem Fußball-Trikot der SG DJK Ursensollen/SV Illschwang. Fotos: Landratsamt/Privat
"Es macht Spaß!" Gerne tauscht Christine Hollederer ihr offizielles Pressesprecherinnen-Outfit mit dem Fußball-Trikot der SG DJK Ursensollen/SV Illschwang. Fotos: Landratsamt/Privat

Die "Oma im Team" gibt wertvolle Tipps

Regionalliga-erfahrene Christine Hollederer kickt für die SG Ursensollen/Illschwang +++ Ehemalige Jugendnationalspielerin peilt mit dem Team den Wiederaufstieg an

Acht Spiele, sieben Siege und nur eine Niederlage – damit verbunden mit 21 Punkten der zweite Tabellenplatz hinter dem TSV Flossenbürg: Die Bilanz der Kreisliga-Fußballerinnen der SG DJK Ursensollen/SV Illschwang in der bisherigen Saison kann sich mehr als sehen lassen. „Ich hoffe, dass wir den sofortigen Wiederaufstieg in die Bezirksliga schaffen“, sagt Christine Hollederer. Mit der 35-Jährigen, die seit November 2012 Pressesprecherin am Landratsamt Amberg-Sulzbach ist, hat die SG eine ungemein erfahrene Akteurin in ihren Reihen. Sie kickte in ihrer Jugend bereits in der Regionalliga für den 1. FC Nürnberg und den FC Bayern München und war als Bayernauswahl-Spielerin sogar auf dem Sprung in die deutsche Nationalmannschaft.

Dabei war Hollederers Engagement bei den SG-Fußballerinnen eher dem Zufall geschuldet und kam über ein Telefonat mit ihrer Nachbarin im November der Saison 2013/14 zustande. „Drei Minuten vom dem Münsteraner Tatort in der ARD hat sie mich damals angerufen und mich gefragt, ob ich denn nicht für die von Verletzungen geplagte Mannschaft spielen will“, erinnert sie sich. Es habe schon ein wenig Überzeugungsarbeit gebraucht, ehe sie zugesagt habe, am nächsten Training teilzunehmen. „Eigentlich wollte ich nicht, aber es hat dann wieder ungemein Spaß gemacht“, so Hollederer, die sich selbst scherzhaft als „Oma im Team“ bezeichnet, aber mit ihren fußballerischen Erfahrungen den jungen SG-Mädels viele Tipps und Tricks gibt.

Denn die 35-Jährige kann in der Tat auf eine lange, spannende und abwechslungsreiche Fußball-Karriere zurückblicken. Sie begann 1985 im zarten Alter von sechs Jahren beim FC Amberg in der F-Jugend und stand damals mit dem jetzigen Bayernliga-Trainer und Ex-Profi Timo Rost und Alexander Bugera im Kader, der in der Bundesliga u. a. für den MSV Duisburg und 1. FC Kaiserslautern auflief. In der C-Jugend wechselte Hollederer zum SV Freudenberg, mit dem sie Bayerischer Meister wurde, bevor sie als 15-Jährige mit einer Sondergenehmigung in der Regionalliga zuerst für den 1. FC Nürnberg und dann für den FC Bayern München spielte.

Damit einhergehend: Über die Bezirksauswahl schaffte sie den Sprung in die bayerische Elf, in der sie bis zur U19 ein fester Bestandteil war und dort sogar mit Weltfußballerin Nadine Angerer spielte. Als 16-Jährige wurde sie in die Jugendnationalmannschaft berufen, der Sprung ins DFB-Frauenteam blieb ihr aber versagt. „Die Olympischen Spiele 2000 in Sydney waren der große Traum für mich. Die damalige Bundestrainerin Tina Theune-Meyer hatte mich zwar auf dem Bildschirm, doch ich war körperlich einfach zu klein“, blickt Hollederer zurück.

So entschied sie sich nach ihrem Abitur und dem bevorstehenden Sportstudium in Köln trotz eines lukrativen Bundesliga-Angebots für die Beendigung ihrer Laufbahn. Wegen einer Verletzung konnte Hollederer zudem an der Uni ausgerechnet die Fußball-Prüfung nicht ablegen. „Zudem wollte ich auch in Amberg bleiben. Ich liebe meine Heimatstadt und mit Köln sollte es ja irgendwie nicht klappen“, erinnert sich die 35-Jährige. „Ich wollte zum Fernsehen und Geld verdienen. Und das konnte man damals im Frauenfußball einfach noch nicht.“


Bei der SG wird Christine Hollederer (r.) im Sturm eingesetzt. F: Brückmann

So kam sie über Praktika bei Zeitungen, Radio Ramasuri und TV Oberfranken zum regionalen Fernsehsender Oberpfalz TV, ehe sie nach elfeinhalb Jahren als Redakteurin schließlich als Pressesprecherin ans Landratsamt Amberg-Sulzbach wechselte. „Klar, die Lust am Fußball war immer da. Ich kickte auch gelegentlich in der OTV-Betriebssportgruppe mit. Es fehlte aber wegen der unregelmäßigen Arbeitszeiten immer die Zeit dafür“, so Hollederer. Zeit, die sie nun als Pressesprecherin wieder gefunden hat. Mit ein Grund, warum sie dem Anruf ihrer Nachbarin folgte und schließlich Mitte letzter Saison bei der SG einstieg.

Technik und Ballgefühl waren ganz schnell wieder da. Was fehlte, waren die Kondition und das Erkennen der Laufwege meiner Mitspielerinnen“, analysiert Hollederer heute mit etwas Abstand ihren ersten Bezirksliga-Einsatz für die SG, die am Ende unglücklich den Abstieg hinnehmen musste. „Die Mannschaft hat alles probiert und in der Rückrunde fast schon eine furiose Aufholjagd gestartet, die sogar beinahe noch belohnt worden wäre. Wir haben gegen die Topmannschaften wie Meister Wilting, Neustadt oder Altenstadt/Vohenstrauß jedes Mal sehr gut mithalten und hätten mit etwas Glück sogar gewinnen können“, sagt die 35-Jährige, die bei der SG im Angriff spielt. Chancen seien dagewesen, was gefehlt habe, sei ein bisschen Kaltschnäuzigkeit gewesen. „Auf jeden Fall denke ich, dass sich das Team mit Anstand aus der Bezirksliga verabschiedet hat und trotz des Abstiegs stolz auf sich sein kann“, so Hollederer.

Für sie selbst sei der Weg in die Kreisliga eine neue Erfahrung gewesen, denn bislang habe sie immer nur Meisterschaften feiern dürfen. Allerdings hatte der Abstieg für die SG Ursensollen/Illschwang auch was Gutes: Hollederer hing noch eine Saison dran. „Mit einem Aufstieg lässt es sich besser in die endgültige Fußball-Rente gehen“, sagt sie. Ein Vorhaben, das für die SG-Damen heuer durchaus realistisch ist. „Was mich beeindruckt, sowohl in der neuen als auch schon in der alten Saison, ist der Zusammenhalt im Team. Auch das ist sicher ein Grund, warum ich noch weitergemacht habe.“ Und sollte es dennoch in dieser Spielzeit noch nicht klappen? „Wer weiß, vielleicht hänge ich dann noch ein Jahr dran“, erklärt Hollederer mit einem Augenzwinkern.

Aufrufe: 029.1.2015, 15:00 Uhr
Stephan LandgrafAutor