2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
Feine Ballkontrolle und energische Angriffslust: Christian Käser (r.), hier im Trikot des TSV Poing beim Ligapokalduell im Herbst 2020 gegen den VfB Forstinning, möchte in seiner Laufbahn unbedingt noch einen Aufstieg feiern.
Feine Ballkontrolle und energische Angriffslust: Christian Käser (r.), hier im Trikot des TSV Poing beim Ligapokalduell im Herbst 2020 gegen den VfB Forstinning, möchte in seiner Laufbahn unbedingt noch einen Aufstieg feiern. – Foto: Christian Riedel

TSV Poing: Christian Käser angriffslustig - Karriere ohne Aufstieg „unvollendet“

Im Sommer verließ er Ottenhofen

Christian Käser gilt als begnadeter Fußballer, der bisher unter seinen Möglichkeiten blieb. Mit seinem Wechsel nach Poing möchte er seinen Aufstiegstraum verwirklichen.

Poing/Ottenhofen – Insgesamt fünfmal hat der erst 24-jährige Christian Käser in seiner bisherigen Club-Vita die Land- und Fußballkreisgrenze zwischen Erding und Ebersberg überquert. Das „Grenzgänger-Gen“ bekam der gebürtige Ottenhofener von seinem Vater Thomas Käser vererbt, der unter anderem für den VfB Forstinning auflief. „Als mein älterer Bruder Michael und ich noch klein waren und bei Ottenhofen in der E-Jugend gespielt haben, waren wir manchmal bei seinen Spielen dabei, haben aber lieber nebenan auf dem Bolzplatz gekickt“, erinnert sich Christian Käser noch gut an einen dieser brüderlichen Kicks auf der Forstinninger Sportanlage.

„Wir hatten vorher mit Ottenhofen 6:7 gegen Forstern verloren, der Trainer hatte mich blöd angemacht, und ich hatte keinen Bock mehr zu spielen. Auf einmal hat uns der damalige D-Jugendtrainer von Forstinning, Jürgen Kistler, angesprochen und gefragt, wer wir denn sind.“ Eigentlich, so erklärt Christian Käser, sei Kistler wohl primär hinter seinem talentierteren, drei Jahre ältere Bruder her gewesen. Letztlich schloss sich jedoch das komplette Ottenhofener Käser-Angriffsduo der JFG FC Salzburg an und durchlief dort die restliche Jugendausbildung.

Christian Käser: Angebot vom VfL Osnabrück

Michael Käser wurde später vom Verletzungspech verfolgt: Hüftverletzung und Kreuzbandriss. Nur fünfmal stand er für die VfB-Erste in zwei Kreisligaspielzeiten auf dem Feld. Er hatte zwischendurch ein Angebot des VfL Osnabrück vorliegen, bestand aber den Medizincheck nicht.

In seinem letzten Jahr bei den A-Junioren scheiterte indes Christians VfB-Zukunft an seinen Arbeitszeiten im Einzelhandel in Erding, die öfter mit den Trainings- und Spielzeiten kollidierten. Die wenigen Spielminuten und „blöden Kommentare“ veranlassten ihn dazu, dem Ruf des neuen DJK-Spielertrainers Tobias Grünewald zurück in den Heimatort zu folgen.

DJK Ottenhofen: 300 Fans im Rücken

„In Ottenhofen gibt es drei Gruppen“, erklärt Christian Käser den DJK-Kosmos. „Da gibt es die Uralteingesessenen, für die es nur Ottenhofen und den Fußballverein gibt. Dann gibt es diejenigen, die sich gar nicht damit identifizieren können. Und Leute wie mich, die dazwischenstehen und mit beiden Seiten cool sind.“ 100 Anhänger bei Auswärtsspielen und bis zu 300 Fans im Rücken an der Herdweger Straße seien keine Seltenheit, schwärmt Käser von der verschworenen Ortsgemeinschaft, die in seinen ersten drei Jahren beim Kreisklassisten 68 Käser-Treffer bejubelte.

„Bedient und beschützt“ wurde Käser dabei von einem baumlangen Techniker im Mittelfeld, „den im ganzen Kreis Erding wirklich jeder kennt“: Thomas Ostermaier. Seinen Bruder überredete Christian Käser kurzerhand zum Comeback. „In der Hinrunde 2015/16 lief es sogar richtig gut, wir haben ziemlich aufgeräumt.“ Ausgerechnet im Derby gegen Klettham zog sich Michael Käser erneut einen Kreuzbandriss zu und beendete daraufhin seine Fußballkarriere.

Nach drei verpassten Aufstiegen konnten weder er noch DJK-Ikone Ostermaier den ambitionierten jüngeren Käser-Bruder zum Bleiben bewegen, als 2017 Kreisligist SV Hohenlinden mit Tainer Ralf Santelli und vielen Kumpels wie Valentin Katterloher, Simon Haberl oder Kapitän Sebastian Ittlinger lockte. „Im Kopf habe ich mir diesen Schritt eigentlich nie ganz zugetraut“, sagt Käser, „aber wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich gerne nochmal in genau dieser Besetzung von meinem ersten Jahr in Hohenlinden spielen.“

Christian Käser: „Angst, mir die Beine zu brechen“

Tatsächlich sei der Fußball in der Münchner Gruppe um einiges technischer und schneller geworden. „Da ging es nie so krass auf die Socken wie im Erdinger Kreis, und jede Mannschaft hatte gute Kicker drin.“ Zwei persönliche Käser-Höhepunkte aus eineinhalb Jahren SVH: Ein Viererpack beim 8:1-Erfolg bei Srbija sowie ein 4:0-Triumph beim Derby in Anzing zur Erdinger Herbstfestzeit. Sportlich lief Käsers zweite Saison in Hohenlinden sogar besser, doch in der Winterpause ging es wieder zurück zur DJK. „Viele Neuzugänge, viele Sachen haben nicht mehr gepasst, da war kein Mannschaftsgefüge mehr da.“ Nach dem Abstieg in die A-Klasse wird es ihm zu bunt. „Gerade bei den Reserven hatte ich Angst, dass die mir die Beine brechen, so wie die angeflogen kommen. Ich kann es mir nicht leisten, deshalb in der Arbeit zu fehlen.“

Nach 21 Toren in 14 Partien wollte Käser im Vorjahr „eigentlich aufhören“. Doch er verwarf diese Pläne schnell wieder, zog nach Poing und ließ sich erneut von einem erfolgsorientierten Konzept jenseits der Landkreisgrenze überzeugen. Diesmal lotste ihn Abteilungsleiter Ludwig Auer gemeinsam mit dem künftigen Spielertrainer Stefan De Prato zu A-Klassist TSV Poing. Ein großes Ziel will der gebürtige Ottenhofener noch erreichen, unabhängig von Liga und Landkreis: „Einen Aufstieg hätte ich schon gerne mal im Herrenbereich erlebt. Als Fußballer fühle ich mich da unvollendet.“

Neue Serie: Grenzgänger

Andere Kreise, andere Sitten – oder doch nicht? Der Landkreis Erding gehört zum BFV-Kreis Donau/Isar, der Landkreis Ebersberg überwiegend zum BFV-Kreis München. In loser Reihenfolge stellen wir Ihnen Aktive und Ehemalige vor, die auf beiden Seiten der Grenze gekickt haben.

(Julian Betzl)

Aufrufe: 026.1.2021, 10:31 Uhr
Ebersberger Zeitung / Julian BetzlAutor