Gedacht hätte er es sich nie. Als Timo Kohler 2009 in den örtlichen Sportverein einer Gemeinde mit gerade mal 900 Einwohnern wechselte, war an einen solchen Erfolg gar nicht zu denken. Doch für den heute 28-Jährigen ging es im Trikot der DJK Gebenbach steil nach oben. In seiner ersten Saison trat Kohler mit der DJK noch in der Kreisliga an. Neun Jahre und drei Aufstiege später steht er heute Woche für Woche in der Bayernliga auf dem Feld–als Spielführer, Leistungsträger und „Sinnbild des Vereins“, wie sein Coach Faruk Maloku sagt. Und an seiner Erfolgsgeschichte will Gebenbachs Kapitän noch weiter schreiben.
Werte wie Bescheidenheit und Bodenständigkeit werden bei der DJK großgeschrieben. Werte, die Kohler seit jeher vorlebt. Dass er für Gebenbach in der Bayernliga aufläuft, sei für ihn utopisch. „Ich bin eigentlich nach Gebenbach gewechselt, weil ich hier schon ein paar Leute kannte und dadurch nicht alles fremd war. Auch meine Freundin kommt aus Gebenbach“, erklärt Kohler.
Zum FC Amberg und zurückKohler wechselte von der Kreisklasse in die Landesliga, absolvierte in Ammerthal die gesamte Vorbereitung und saß in den ersten zehn Spielen dennoch nur auf der Bank. „Ich bin nicht zurechtgekommen. Ich war jung und wollte einfach spielen“, erklärt Kohler. Kurz vor der Wechselfrist erkundigte sich schließlich die DJK Gebenbach nach ihm. Die damaligen Verantwortlichen überzeugten Kohler und holten ihn zur DJK, die damals in der Kreisliga spielte.
Mittlerweile absolvierte der 28-Jährige rund 250 Pflichtspiele für Gebenbach, erzielte 54 Tore und bereitete 85vor. 2012 stieg Kohler mit der DJK in die Bezirksliga auf, nach drei Spielzeiten ging es weiter in die Landesliga. „Im ersten Jahr wären wir fast abgestiegen. Dann kam Faruk dazu und hat uns gerettet. Ich glaube wir haben von den letzten 13 Spielen elf gewonnen“, sagt Kohler. Am Ende der Saison wurde Gebenbach Tabellenvierzehnter–einen Platz vor der Abstiegsrelegation. Was folgte, war Kohlers bisher größter Erfolg: Ein Jahr später gelang Gebenbach der Meistertitel mit zehn Punkten Vorsprung auf den zweiten Platz. „Highlights gibt es viele, jede Saison in Gebenbach war geil. Das Größte aber war natürlich der Aufstieg in die Bayernliga. Dass wir mit so vielen Punkten vor Donaustauf durchmarschieren, hätte man niemals erwarten können.“ Aus der Kreisligazeit der DJK ist Kohler heute das letzte Überbleibsel. Seinen Spielstil hat der 28-Jährige aber nie geändert – egal in welcher Liga er auch auflief. „Natürlich verändern dich die Trainer mit ihrer jeweiligen Philosophie. Ich hatte vier Trainer in Gebenbach und ich habe von jedem etwas mitgenommen.“ Vom Spielertyp ist Kohler aber nach wie vor der gleiche.
„Den Unterschied ausmachen“Kohler liebt den Fußball, doch in seien Freizeit schätzt er andere Dinge. Die Stunden, die neben dem Sport und seiner Arbeit bei Grammer als Werkzeugmechaniker übrig bleiben, verbringt der 28-Jährige mit seinen Eltern, seinen beiden Geschwistern und seiner Partnerin. Und dabei geht es nur selten um Fußball. „Damit haben die überhaupt nichts am Hut. Das ist auch das Schöne daran, wenn ich zu meinen Eltern fahre.“ Die Familie ist Kohler wichtig, deshalb schätzt er auch das Umfeld der DJK Gebenbach. „Alle hier sind sehr bescheiden. Niemand bildet sich etwas darauf ein, dass wir in der Bayernliga spielen. Jeder kennt hier jeden, auch die ganzen Zuschauer. Es ist sehr familiär“, erklärt er. Wohl gerade deshalb verlängerte Kohler in Gebenbach kürzlich um vier Jahre. Nach seinem Wechsel 2009 steht der DJK-Kapitän vor seiner zehnten Saison – und die soll noch lange nicht die letzte sein. Denn: „Ich würde fast schon sagen, dass es hier perfekt für mich ist.“