2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Suche nach dem nächsten Star

Wie ein Stader und ein Buxtehuder das Scouting von Talenten verbessern wollen

LANDKREIS. Die Scouting-Abteilungen vieler Proficlubs setzen auf Zahlen und Fakten, um die größten Talente im Fußball aufzuspüren. Ein Stader und ein Buxtehuder wittern darin eine Chance. Leise Kritik an der Methode gibt es aber auch.

Begonnen hatte alles im Jahr 2014, als der Stader Theo Gitzen sein Fussball-Förder-Projekt (FFP) ins Leben rief und den Jugendmannschaften der JSG Geest zusätzliches Fördertraining anbot. Ein Jahr später begann Gitzen, ein Verfahren zu entwickeln, um das Potenzial von Fußballern aller Alters- und Leistungsklassen zu analysieren. Der Buxtehuder Armin Haußmann stieß zwischenzeitlich hinzu.

Das Ziel des Duos ist es, eine Plattform für talentierte Nachwuchskicker aus der Region auf Grundlage von objektiven Zahlen, Daten und Fakten aufzubauen, damit - im Idealfall - Scouts den nächsten Bundesligastar in der Region finden. Auf dem Gelände des TSV Eintracht Immenbeck wurde bereits ein erster FFP-Stützpunkt, an dem die Potenzialanalyse durchgeführt werden kann, eingerichtet. Dass sich Talente möglichen Scouts präsentieren können, hat seinen Preis: Los geht’s bei 75 Euro für eine Einzelanalyse und die Eintragung in die Datenbank.

Die Potenzialanalyse setzt sich laut Gitzen aus 47 Messwerten aus vier Leistungsbereichen zusammen, "die wir in Rücksprache mit Athletiktrainern, Sportdiagnostikern, Geräteanbietern und Trainern aufgestellt haben". Und weiter: "Wir messen nichts mit einer ungenauen Stoppuhr. Wir messen mit modernsten und genormten Geräten auf die Hundertstelsekunde genau." Erhoben werden Werte in den Bereichen "Basics", "Technik", "Sprint und Dribbling" sowie "Staying Power":

Bei den Basics handelt es sich um Basisdaten wie Körpergröße, Gewicht, Body-Mass-Index, Körperfettanteil oder das Lungenvolumen. Auch wird durch bestimmte Übungen die Kraft der Sprungmuskulatur ermittelt. Mit einem speziellen Messgürtel kann die Sprunghöhe ermittelt werden. Im Bereich Technik sind vor allem die Schuss- und Passfertigkeiten der Fußballer gefragt. Um die zu bestimmen, wird zum Beispiel die Schusskraft mit einer Geschwindigkeitsmessanlage ermittelt. Im Zielschießen werden die Qualitäten des starken als auch des schwachen Fußes getestet. Wie zielgenau die Pässe sind, wird durch das Anspiel durch ein Hütchentor geprüft.

Getestet werden auch die Fähigkeiten im Sprint und Dribbling. Erfasst wird beispielsweise die Zeit für einen 30Meter-Sprint - mit und ohne Ball. Mit Ball ist dabei eine Art Parcours links und rechts der Laufstrecke zu durchdribbeln. Die Staying Power, also die Ausdauer, wird vor allem mithilfe eines Intervalllaufes über 500 Meter getestet. Die Spieler müssen einen dreieckigen Parkour ohne Ball von 50 Metern zehn Mal umlaufen. In jeder Runde ist ein Sprint zu absolvieren.

Die erreichten Leistungswerte werden als Durchschnittswert, dem "FFP-Score", ausgewiesen. Dieser berechnet sich aus dem Vergleich mit den aktuellen Höchstwerten, die bereits von Gitzen und Haußmann ermittelt wurden und immer wieder aktualisiert werden.

Die beiden FFP-Männer analysieren auch komplette Mannschaften. "Mit einer regelmäßigen Mannschaftsanalyse können Trainer Defizite innerhalb ihrer Mannschaft erkennen und diese durch gezieltes Training abbauen", sagt Gitzen. Besonders stolz sei er darauf, dass bereits eine U17-Bundesligamannschaft an einer Mannschaftsanalyse teilgenommen habe. Welche genau, das will Gitzen nicht verraten.

Klar ist, dass im Sommer die U12-Fußballer des TSV Buxtehude-Altkloster teilgenommen haben. "Meine Spieler hatten viel Spaß, aber die Werte sind sehr von der Tagesform abhängig", sagt Trainer Ingo Quadt, "und gerade bei sehr jungen Spielern haben nicht alle Werte eine hohe Aussagekraft." Quadt findet, dass die Analyse erst bei Spielern ab 15 Jahren sinnvoll sei. Er freue sich dennoch auf die anstehende zweite Analyse und mögliche Fortschritte seines Teams. Ebenfalls mit dabei waren die B- und C-Juniorinnen des TSV Eintracht Immenbeck.

Auf Nachfrage sind am Stader DFB-Stützpunkt leichte kritische Töne zu vernehmen. Dort werden die Fußballer halbjährlich auf Schnelligkeit und Gewandtheit, Ballkontrolle und Technik getestet. "Anhand der Daten können wir erkennen, wie sich ein Spieler in den Jahren entwickelt, in denen er hier trainiert", sagt Stützpunkttrainer Udo Rathjens. Zu viele Daten zu erheben hält er jedoch nicht für sinnvoll. "Vieles ergibt sich aus dem laufenden Trainingsbetrieb und aus den geschulten Augen der Trainer", so Rathjens.

Das Duo Gitzen/Haußmann möchte in Zukunft ein Netzwerk an Stützpunkten aufbauen, damit auf den Sportanlagen der Vereine viele Talente und Mannschaft die Analyse durchlaufen - und so vielleicht der nächste Bundesligastar aufgespürt wird.

Aufrufe: 018.8.2017, 12:00 Uhr
Tageblatt / Christian BuntrockAutor