2024-05-24T11:28:31.627Z

Analyse
Nicht nur auf der "Treppe der Leiden" im Trainingslager an der Türkischen Riviera möchte der TSV Buch nach oben. Auch im Ligabetrieb will Coach Helmut Rahner das nächste Level erreichen. F: TSV Buch
Nicht nur auf der "Treppe der Leiden" im Trainingslager an der Türkischen Riviera möchte der TSV Buch nach oben. Auch im Ligabetrieb will Coach Helmut Rahner das nächste Level erreichen. F: TSV Buch

Der TSV Buch strebt das nächste Level an

Landesliga-Umschau: Kicker aus dem Knoblauchsland machen sich an der Türkischen Riviera fit für die Rückrunde +++ Coach Rahner: "Die Bayernliga ist nicht unrealistisch" +++ Remis gegen ukrainischen Erstligisten

Helmut Rahner hat sie gefunden, seine "Treppe der Leiden". Sie hat rund 80 Stufen und befindet sich in Side. Dort also, wo der TSV Buch noch bis Samstag, 14. Februar, zum einwöchigen Trainingslager weilt. Fast jeden Tag scheucht der Coach des Landesligisten seine Spieler hoch. "Wir haben hier Top-Bedingungen und wollen die Grundlage für die Rückrunde legen", begründet der Ex-Profi die schweißtreibenden Einheiten. "Doch auch der Spaß kommt bei uns nicht kurz", sagt Rahner, der zwischen zwei Übungsstunden an der Türkischen Riviera mit FuPa Mittelfranken telefonisch über die Entwicklung und Zielvorgaben im Knoblauchsland sprach.

Helmut Rahner über ... die tabellarische Ausgangsposition

"Wir haben lange gebraucht, um rein zu finden", beschreibt der ehemalige Bundesligakicker den Saisonstart mit nur vier Punkten aus fünf Partien. "Im August haben wir uns aber eingespielt und meine Matchidee, ein schnelles Umschalten mit Forechecking und zügigem Passspiel, teilweise vorzüglich umgesetzt", erinnert sich Rahner an den besten Bucher Monat mit vier Siegen in fünf Spielen. Eine weitere kleine Auf- und Abphase schloss sich im Herbst an, ehe die Bucher Jungs im November noch einmal zulegten und zum Hinrundenausklang zehn von zwölf möglichen Zählern ergatterten. Mit Rang vier und sechs Punkten Rückstand auf den Ranglistenzweiten FC Vorwärts Röslau hat man das vor der Serie ausgegebene Saisonziel Platz 1-5 voll erfüllt. Oder wie es Helmut Rahner nennt: "Eine gute Grundlage, um anzugreifen."

... die Vorbereitung und das Trainingslager

"Um meine Spielidee perfekt umsetzen zu können, müssen wir topfit sein. Daran arbeiten wir gerade hier in Side", erklärt Rahner, dass der Schwerpunkt des Trainingslagers im athletischen Bereich liegt. Am Vormittag steht für die 18 Spieler, die von einem dreiköpfigen Stab betreut werden, ein Lauf auf dem Programm, dessen Route nicht selten die angesprochene "Treppe der Leiden" beinhaltet. Im weiteren Tagesverlauf schließen sich zwei weitere Einheiten an. Rahner: "Kompliment an den Verein, wir haben hier Top-Bedingungen." Neben Kraft und Ausdauer arbeitet Nürnbergs ranghöchster Amateurverein auch an so mancher Schwäche der Vorbereitung. "Standards kommen ebenso nicht zu kurz wie der Torabschluss. Wir haben in der Hinrunde einfach zu viele Chancen benötigt." Und auch nach den vielen Stunden auf dem Rasen - ein Trainingstag umfasst etwa den Umfang einer normalen Trainingswoche - ist noch lange nicht Schluss: "Wir haben hier viel Spaß, es wird viel gelacht. Das schweißt richtig zusammen." Und ein erfolgreiches Testspielergebnis gab es auch schon: 1:1 spielten die Bucher in der Türkei gegen den ukrainischen Erstligisten Olimpik Donezk.

... die Ziele und Möglichkeiten des TSV Buch

Die mitunter auch von ihm selbst befeuerte Diskussion darum, wer in Nürnberg die Nummer 2 hinter dem FCN sei, ist laut Helmut Rahner beendet. "Seit Dieter Rebel nicht mehr bei Dergahspor ist, gibt es hier kaum mehr Reibungspunkte." Vielmehr streben die Kicker aus dem Knoblauchsland das nächste Level an. "Wir wollen uns von der Mentalität her eher an den Bayernligisten aus der näheren Umgebung orientieren. Ich denke, dass der Abstand zu Vereinen wie Eltersdorf oder Bruck schon kleiner geworden ist." Sowohl in puncto Professionalität der Mannschaft ("Wir gehen dahin, dreimal statt zweimal pro Woche zu trainieren") wie auch bezüglich des Vereinsumfeldes ("Die Rahmenbedingungen in Buch werden immer besser, das Zuschauerinteresse ist größer als bei vielen Bayernligisten") sieht Rahner den Turn- und Sportverein aus dem Nürnberger Norden immer näher heranrücken an die Fünftligisten.

... die Neuzugänge und die Entwicklung des Kaders

Drei Winter-Verpflichtungen stehen in Buch nur einem Abgang gegenüber. "Ich habe hohe Erwartungen. Manche Spieler wollen mitziehen, andere nicht", sagt Rahner quasi als Vorwort zu seiner Einschätzung des neuen Personals. In der Hinrunde sei der Kader in der Quantität der Spieler, die seinen Kurs mitziehen wollen, nicht immer umfangreich genug gewesen. Dies wollten die Verantwortlichen im Winter ändern. "Mit den Neuzugängen, zu denen ich auch den im September von Wacker Burghausen gekommenen Alexander Eberlein zähle, bin ich daher sehr zufrieden. Wir wollten auf der Torhüterposition nachlegen, was uns mit Jonathan Faerber gelungen ist. Außerdem haben wir mit Maximilian Höhenberger, der unsere Flexibilität als Linksfuß erhöhen wird, und Zoran Maksimovic, der auf rechts einen perfekten Back-up von Christian Fleischmann abgeben kann, zwei junge Spieler geholt, die perfekt zu uns passen."

Grundsätzlich stuft der Bucher Coach die Wintertransfers als einen weiteren Schritt einer Entwicklung ein, welche den Verein seit rund eineinhalb Jahren immer professioneller werden lässt. "Die Bayernliga ist vom Level her realistisch", sagt Rahner deshalb. "Wenn es sportlich machbar ist, wollen wir eine Liga hoch. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, aber es ist alles möglich. Wenn sich meine Jungs quälen wollen, sind sie stark genug, jeden zu schlagen und eine Serie zu starten." Die Perspektiven für die Zukunft sehen laut Rahner jedenfalls sehr gut aus. Oder wie der Ex-Profi sagt: "Es läuft bei uns."

Aufrufe: 011.2.2015, 20:03 Uhr
Andreas SchmittAutor