Der Striemen auf Markus Mendlers Rücken ist imposant. Eine Grätsche, sagt Mendler, ist da irgendwie nicht so gelaufen, wie man sich das wünscht. Dann sagt er trotzdem: „Besser konnte es nicht laufen.“ Er spricht über die letzte Woche mit der U 21 des 1. FC Nürnberg, die erst einen 3:1-Erfolg in Schweinfurt gebracht hat, und dann noch ein 2:0 gegen das Regionalligaspitzenteam von 1860 München. Besser konnte es tatsächlich nicht laufen in dieser Woche für den Club und für Mendler.
Besser ist es auch, wenn Mendler sich eher kleine Zeitfenster sucht, um zu beurteilen, wie es gerade läuft. Denn über die letzten Jahre hinweg betrachtet, hätte es vor allem für Mendler besser laufen können, viel besser sogar.
Unter Dieter Hecking hat er einst in der Bundesliga debütiert, am Millerntor auf Sankt Pauli war das. Mendler machte Eindruck, er schien der Beleg dafür, dass die Nachwuchsarbeit beim 1. FCN nicht so schlecht funktioniert, wie das die Kritiker immer gerne behaupten, die Zukunft schien ihm offen zu stehen — die Zukunft als richtiger Bundesligaspieler. Ein richtiger Bundesligaspieler ist aus Mendler bislang aber trotzdem nicht geworden. Zum einen liegt das daran, dass der Club kein Bundesligaverein mehr ist, zum anderen an den vielen Verletzungen.
Mendler kann sie natürlich alle noch aufzählen: „Erst waren es Rückenprobleme, dann zweimal der Außenmeniskus, zuletzt noch ein Mittelfußbruch.“ Die Zeit, die andere nutzen, um ihre Karriere richtig in Schwung zu bringen, hat der inzwischen 22 Jahre alte Mendler im Krankenhaus verbracht. Jetzt ist er „verletzungs- und sorgenfrei“, was auch der U 21 zugutekommt. Mendler ist trotz seiner Jugend einer jener Spieler, die der Mannschaft von Trainer Roger Prinzen etwas Halt geben sollen. Halt, den dieses Team lange nicht hatte, seitdem sie im Sommer von einer U23 zu einer U21 wurde. Man habe, sagt Prinzen, die Situation im vergangenen Sommer falsch eingeschätzt, ganz ohne den ein oder anderen erfahrenen Spieler geht es auch in der Regionalliga nicht.
Also haben sie Vitalij Lux aus Jena geholt, obwohl der Angreifer mit seinen 26 Jahren nicht mehr unbedingt als Perspektivspieler durchgeht. Sie haben in der Winterpause Manuel Bihr, Mike Ott und Mendler von den Profis fest nach unten geschickt, um das Gefüge zu stabilisieren.
„Ich wusste, dass es schwer wird“, sagt Prinzen über eine Saison, die sie die meiste Zeit sehr weit unten in der Tabelle verbringen, „dass es so schwer wird, habe ich aber auch nicht gedacht.“ Wenn nicht alles täuscht, dürfte es jetzt ein wenig leichter werden. Gegen die Reserve von 1860 profitiert der kleine Club zunächst von erstaunlichen Fehlern der Gäste: Erst lässt Torwart Michael Netolitzky einen Schuss von Lux durch die Beine und über die Torlinie kullern (4.), dann profitiert Wießmeier von einem weiteren Aussetzer der Münchner Abwehr (16.). Das 2:0 verteidigten sie dann so, wie sich das Prinzen vorgestellt hat. „Wir wollten heute vor allem gemeinsam gegen den Ball arbeiten und dann schnell nach vorne kommen.“ Was Prinzen nicht wollte, macht er Mitte der ersten Halbzeit auch noch einmal deutlich, als einer das schöne Spiel übertreibt. „Hacke, Spitze, Scheiße da“, wandelt er einen alten Fußballspruch sehr lautstark leicht ab.
Mit den beiden Siegen haben sie beim Club den Anschluss ans untere Mittelfeld wieder hergestellt. „Wir haben ja die Qualität für diese Liga“, sagt Markus Mendler zur Erkenntnis dieser Woche, „wir waren nur am Anfang nicht richtig eingespielt.“