2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview

"Ein Traum wäre es in China zu spielen"

Zweiter Teil des großen Interviews mit Mustafa Azadzoy

Im zweiten Teil unsere großen FuPa-Interviews gibt uns der afghanische Nationalspieler Mustafa Azadzoy einen Einblick in seinen Tagesablauf in Thailand und lässt uns an seinen Plänen für die Zeit nach dem Fußball teilhaben. Daneben erklärt er uns, warum er gerne einmal in China spielen würde.

>>>Hier geht es zum ersten Teil des Interviews

Frage: Wie muss man sich den Alltag in der thailändischen Liga den vorstellen? Stundenlange Busfahrten zu den Auswärtsspielen und kleine Stadien sowie schlechte medizinische Versorgung?

Azadzoy: Nein ganz im Gegenteil. Zu den meisten Spielen sind wir von Bangkok aus geflogen, denn Thailand ist enorm groß. Die Stadien haben zwischen 6000 und 25.000 Plätzen. Selbst in der 2. Liga war die Betreuung im gesundheitlichen Bereich hervorragend. Wir haben zwei Mal am Tag trainiert. Das erste Training fand bereits morgens um 8 Uhr statt, damit man der Hitze entgeht. Das zweite Training fand um 17 Uhr statt. Dazwischen war man noch im Fitnessraum oder ist massiert worden.

Frage: Am Anfang seiner Karriere hattest du ja häufiger mit Verletzungen zu kämpfen.

Azadzoy: Ja das stimmt. Inzwischen bin ich aber extrem stabil im Körper geworden. Durch die guten Rahmenbedingungen habe ich so gut wie keine Verletzungen mehr. Die Betreuung durch den Verein ist durchaus mit dem Profifußball in Europa vergleichbar.

Frage: Was erwartet dich bei deinem neuen Verein?

Azadzoy: Chiangrai United ist in der abgelaufenen Saison Vierter in der Meisterschaft geworden. Das ist noch mal eine neue Herausforderung, sich bei so einem starken Verein zu beweisen.

Frage: Wirst du denn auf der Straße inzwischen als Fußballprofi erkannt?

Azadzoy: Ja, natürlich. Aber nicht unbedingt wegen des Fußballs, natürlich fallen wir Europäer und Südamerikaner auf der Straße eher auf. Abseits der Touristenhochburgen und der Hauptstadt Bangkok gibt es nun mal nicht allzu viele Europäer. Chiang Rai liegt im Norden von Thailand ist von der Größe her ungefähr wie Delmenhorst. Dort werden auch nicht allzu viele Europäer rumlaufen (lacht).

Frage: Du hast für zwei Jahre unterschrieben. Wirst du danach nach Deutschland zurückkehren?

Azadzoy: Im Moment plane ich, noch vier bis fünf Jahre in Asien zu spielen. Danach werde ich nach Deutschland zurückkehren und mein Studium der europäischen Wirtschaft und Verwaltung an der Hochschule Bremen beenden. Falls es die Zeit zulässt, würde ich gerne nebenbei weiter Fußball spielen.

Frage: Was wäre denn ein fußballerischer Traum?

Azadzoy: Ein Traum wäre es in China zu spielen. Die Fans dort sind fantastisch, die Stadien sind meist voll. Viele ausländische Stars kicken dort in der Liga. Es wäre klasse, mit solchen Stars zusammen zu spielen.

Frage: Wie lange wirst du dieses Mal in Deutschland bleiben?

Azadzoy: Ich bin für rund drei Wochen hier. Die Saison in Thailand geht von Februar bis November. Im Juni gibt es dann zwischen der Hinrunde und der Rückrunde zwei bis drei Wochen Pause.

Frage: Diese Zeit ist natürlich mit vielen Terminen ausgefüllt. Ist das nicht stressig?

Azadzoy: Ich würde dieses nicht als Stress bezeichnen. Natürlich möchte ich viele Familienmitglieder oder alte Freunde treffen, aber es ist nicht stressig, sondern schön. Es ist eine Freude, die Menschen hier zu treffen.

Frage: Und bei deinem nächsten Besuch in Deutschland wirst du als Schirmherr eines Kinderturniers auftreten?

Azadzoy: Ja, das ist richtig. Wir planen zurzeit ein Charity-Turnier für 40 Jugendmannschaften. Wir wollen das Ganze in Delmenhorst stattfinden lassen und sind zur Zeit in der Planungsphase. Wir wollen dadurch den Kindern zeigen, dass sie ihre Ziele durch Sport erreichen können. Daneben wollen wir so einen kleinen Beitrag für die Integration von ausländischen Jugendlichen leisten. Ich denke, dass der Sport – und da insbesondere der Fußball – dabei eine große Rolle spielen kann.

Mustafa Azadzoy wurde am 24. Juli 1992 in Kabul geboren. Seine Eltern und seine Geschwister flüchteten 1993 nach Deutschland, wo sie ihr Weg über Hamburg nach Delmenhorst führte. Azadzoy begann seine fußballerische Karriere beim Delmenhorster BV, ehe er im Alter von 16 Jahren zum VfL Oldenburg wechselte. Von 2011 bis 2013 spielte er für den VfB Oldenburg, für den er in 20 Spielen zwei Tore erzielte. Beim TB Uphusen erzielte er zwischen 2013 und 2016 in 54 Oberligaspielen 15 Tore. Im Juni 2016 wechselte er zum Nara United FC in die 2. thailändische Liga. Nach Ablauf der Saison wechselte er zum Zweitligisten Chainat Hornbill FC. In der kommenden Saison wird er für Chiangrai United in der Premier League auflaufen. Azadzoy, der sowohl einen deutschen als auch einen afghanischen Pass besitzt, hat für Afghanistan inzwischen 23 Länderspiele absolviert, in denen er drei Treffer erzielte.

Aufrufe: 016.11.2017, 16:00 Uhr
Volkhard PattenAutor