Bezirksliga: Ein ziemlich rätselhafter Spielabbruch

Zu den eher unschönen Angelegenheiten im Fußball gehört der Spielabbruch. Der passiert meist aus sehr unschönen Gründen: Etwa, weil sich ein Spieler schwer verletzt, es auf dem Platz eine Schlägerei gibt, weil Zuschauer das Spielfeld stürmen oder weil extreme Witterungsbedingungen ein Fortführen der Partie verhindern. Am Sonntag gab es in der Bezirksliga einen solchen Spielabbruch. Die Begegnung des MTV Stuttgart bei Croatia Stuttgart wurde vorzeitig beendet. Allerdings ist es ein ziemlich mysteriöser Spielabbruch gewesen. Erstens, weil er in der 90. Minute erfolgte; zweitens, weil sich keine der beiden Mannschaften irgendeiner Schuld bewusst ist. Auch bei den beiden Platzverweisen in dem Duell zwischen der Spvgg Möhringen und dem SC Stammheim, das die Nord-Stuttgarter mit 0:3 verloren, gibt es einige Unklarheiten. Dafür gab es an der Partie zwischen dem OFK Beograd Stuttgart und der Sportvg Feuerbach, bei der die Serben einen weiteren Meilenstein in Sachen Unentschieden setzten, keine strittigen Szenen – aber ebenfalls einen Platzverweis.

Croatia Stuttgart - MTV Stuttgart Abbruch

Wie war es denn nun wirklich? Achselzucken allenthalben, sowohl seitens der Gastgeber von Croatia Stuttgart wie auch von den Gästen des MTV Stuttgart. „Meine Spieler können sich den Grund für den Spielabbruch nicht erklären. Die Spieler von Croatia übrigens auch nicht“, sagt Francesco Mazzella di Bosco, Trainer des MTV. Ja, es habe in der 90. Minute ein Foul des MTV-Spielers Emre Türköz an einem Gegenspieler gegeben. Und ja, es habe danach eine Rudelbildung gegeben. Allerdings sei weder geschlagen noch getreten oder auch nur geschubst worden. Dennoch brach der Unparteiische die Begegnung ab – zur großen Verwunderung aller Beteiligten. „Ich verstehe nicht, warum der Schiedsrichter nicht einfach abgepfiffen hat“, sagt Mazzella di Bosco. Seine Mannschaft hatte zu diesem Zeitpunkt mit 2:0 in Front gelegen. „Wir haben diesmal ein Super-Spiel gemacht“, betont der MTV-Trainer. Das machte sich zum einen dadurch bemerkbar, dass die Gäste nur selten Torchancen für die Kroaten zuließen. Und es machte sich in den beiden Treffern bemerkbar: In der 65. Minute traf der neue Torjäger Julian Guther nach Pass des eingewechselten Joel Graham zum 1:0. Und neun Minuten später stellte der alte Torjäger Raphael Hahn den Spielstand auf 2:0. „Es wäre ausgesprochen schade, wenn das Spiel neu angesetzt werden müsste“, sagt Mazzella di Bosco. Allerdings deutet einiges darauf hin, dass genau dies passieren wird.

SpVgg 1887 Möhringen e.V. - SC Stammheim 3:0

Thomas Oesterwinter, Coach des SC Stammheim, hätte wohl überhaupt nichts dagegen, wenn das Spiel bei der Spvgg Möhringen wiederholt werden würde. Denn nicht nur das Resultat schmerzte die Stammheimer, sondern auch, wie es zustande gekommen war. „Wir hatten 80 Prozent Ballbesitz und Chancen zuhauf – normalerweise gewinnt man so ein Spiel mit 6:3“, behauptet Oesterwinter. Schon nach 30 Sekunden hatte der Stammheimer Stürmer Marvin Kellner die Möglichkeit, seinen Club in Führung zu bringen, legte sich den Ball aber zu weit vor. Danach ließen die Gäste noch weitere gute Einschussgelegenheiten liegen, während die Spvgg zwar nur selten vor das Tor der Nord-Stuttgarter kam. Dann aber mit mehr Durchschlagskraft: Drei Tore glückten den Platzherren in Hälfte eins, wobei dies auch durch haarsträubende Abwehrfehler des SC begünstigt wurde. Nun stand bei den Stammheimer in Leonardo Marra auch ein gelernter Feldspieler im Tor, weil die etatmäßige Nummer eins, Daniel Weyershäuser, verletzt ist und sein Stellvertreter Erik Maier aus beruflichen Gründen fehlte. Aber das kann nur bedingt als Ausrede gelten. Denn auch die Möhringer hatten in Matthias Rätzke einen Mann, der eigentlich Feldspieler ist, zwischen den Pfosten stehen. Immerhin gelang es den Nord-Stuttgarter in Durchgang zwei, weitere Gegentore zu verhindern. Den Anschlusstreffer zu erzielen, das vermochten sie allerdings nicht. Aber einen – wenn auch unrühmlichen – Höhepunkt sollte es noch geben. In der 86. Minute gerieten der Möhringer Matteo Brunetti und Martin Mataija aneinander. Erst gab es ein Gerangel, dann einen Kopfstoß und am Ende die rote Karte für beide Akteure.

Tore: 1:0 Marvin Kuhn (14.), 2:0 Manuel Klopfer (22.), 3:0 Malden Peri (44.)
Platzverweise: Rot gegen Martin Mataija (86./SC Stammheim), Rot gegen Matteo Brunetti (86./SpVgg 1887 Möhringen e.V.)

OFK Beograd Stuttgart - Sportvg Feuerbach 2:2

Auch beim Spiel zwischen dem OFK Beograd Stuttgart und der Sportvg Feuerbach kam nach Abpfiff eine Mannschaft in Unterzahl vom Feld. Und zwar die der Sportvg. Muhidin Suljkic hatte in der 87. Minute die rote Karte gezeigt bekommen, nachdem er seinem Gegenspieler Nemanja Gavrilovic im Laufduell einen Schlag in den Rücken verpasst hatte. Dabei hatten beide zuvor ganz anders auf sich aufmerksam gemacht. Suljkic, weil er nach einem Pass in die Tiefe acht Minuten eine feinen Einzelleistung mit dem 1:0 für die Sportvg gekrönt hatte: Gavrilovic, weil er in der 64. Minute aus sehr spitzem Winkel noch zum 2:2 unter die Latte getroffen hatte. Zwischen diesen beiden Toren hatte noch der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich durch Milos Tegeltija nach Freistoßflanke von Filmon Woldezion und die erneute Führung durch einen Freistoßtreffer des Feuerbachers Kastriot Jashari gelegen. Mehr Tore gab es nicht. Was den Feuerbacher Trainer Emrah Uyar nur eingeschränkt verwunderte: „Bei dem Gegner war es ja klar, dass das Spiel unentschieden ausgeht“, witzelte der Coach hinterher. Denn es war beim zehnten Spiel des OFK bereits das siebte Remis. Und auch Aleksandar Babic, Spielertrainer der Beograder, bewies nach dem Schlusspfiff noch Humor: „Wenn man es positiv sehen will, dann sind wir seit fünf Spielen ungeschlagen.“

Tore: 0:1 Muhidin Suljkic (8.), 1:1 Milos Tegeltija (22.), 1:2 Kastriot Jashari (41.), 2:2 Nemanja Gavrilovic (64.)

Der komplette Spieltag in der Übersicht

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