Sogar über 85 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Vereinsvertreter halten den Kurs der Bayerischen Staatsregierung im Umgang mit dem Breitensport im Freistaat mittlerweile für nicht mehr nachvollziehbar. Sollten kurzfristig keine weiteren Lockerungen von staatlicher Seite beschlossen werden und der Amateurfußball damit keine Gleichbehandlung erfahren, sprechen sich zwei Drittel der Klubvertreter dafür aus, dass der BFV als letztes Mittel den Klageweg gegen die Staatsregierung beschreiten solle. Dem zuständigen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration (StMI) hatte der BFV bereits am 13. August 2020 ein entsprechend detailliert ausgearbeitetes Muster-Hygienekonzept für einen Re-Start mit einer begrenzten Anzahl an Zuschauern – wie sie beispielsweise bei kulturellen Freiluft-Veranstaltungen in Bayern seit geraumer Zeit ausdrücklich erlaubt sind – vorgelegt.
Ähnlich deutlich wie die bayerische Gesamtheit haben die Oberpfälzer Vereine abgestimmt. 77 Prozent von ihnen forcierten eine schnellstmögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs. 63 Prozent votierten dafür, dass der Verband auch rechtlich gegen die Staatsregierung vorgehen soll. 334 von 412 Vereine des Bezirks hatten an der Umfrage teilgenommen.
„Unsere Vereine haben mit der Abstimmung und den überaus deutlichen Ergebnissen ein ebenso starkes wie klares Signal gegeben, ein solches erhoffen wir uns jetzt auch sehr kurzfristig von der Staatsregierung, denn wir wollen Fußball spielen und nicht gegen die Regierung klagen“, sagt BFV-Präsident Rainer Koch. Schon zu Beginn der Abstimmung vor sechs Tagen hatte Koch betont, „dass die Staatsregierung am 14. September die Sache immer noch rechtzeitig auf den Weg bringen und die Freigabe für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ab dem 19. September 2020 erteilen kann. Es müsste aber frühzeitig ein deutliches Signal zur Freigabe kommen, da die in der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung festgelegten Corona-Beschränkungen bis 18. September verlängert worden sind. Und wir können nicht erst am 14. September damit anfangen, für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs fünf Tage später ab 19. September zu planen. Der formale Beschluss könnte dann auch erst am 14. September gefasst werden.“
Die Umfrageergebnisse hat BFV-Präsident Rainer Koch heute Mittag bereits Staatsminister Joachim Herrmann in einem Schreiben übermittelt – verbunden mit der Bitte, sich für eine Erlaubnis des Wettkampspielbetriebs mit einer begrenzten Zahl an Zuschauern analog zum Kulturbetrieb zu verwenden. Mit den Abstimmungsergebnissen wird sich zudem der Vorstand des BFV an diesem Montagabend in einer außerordentlichen Sitzung beschäftigen und die zeitnahe Antwort der Staatsregierung abwarten, ehe die Schritte des weiteren Vorgehens veröffentlicht werden.
Die Umfrageergebnisse im Überblick:
Halten Sie die Entscheidung der Staatsregierung, Wettkampfspiele im bayerischen Amateurfußball nach wie vor nicht zu erlauben und auch keine Zuschauer in begrenztem Umfang zuzulassen, für richtig?
Ja: 459 (15 Prozent)
Nein: 2610 (85 Prozent)
Wollen Sie, dass der Wettkampfspielbetrieb im Jahr 2020 baldmöglichst wieder aufgenommen wird und der BFV sich dafür einsetzt?
Ja: 2466 (80 Prozent)
Nein: 603 (20 Prozent)
Soll der BFV rechtlich gegen das Verbot des Wettkampfspielbetriebs im Amateurfußball vorgehen und gegebenenfalls gerichtlich Gleichbehandlung mit Freiluft-Kulturveranstaltungen analog § 21 Abs. 2 der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung geltend machen?
Ja: 2022 (66 Prozent)
Nein: 1047 (34 Prozent)