2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Die Fußballkreise Osnabrück-Stadt und -Land schieben eine Entscheidung über eine generelle Spielpause in der Coronakrise noch auf (Symbolbild).
Die Fußballkreise Osnabrück-Stadt und -Land schieben eine Entscheidung über eine generelle Spielpause in der Coronakrise noch auf (Symbolbild).

Pro und Contra zum Thema Lockdown im Amateurfußball

Unverantwortlicher Verzicht auf Spielpause oder Entscheidung mit Augenmaß?

Osnabrück. Die Fußballkreise Osnabrück-Stadt und -Land warten die Entwicklung der Pandemie ab und wollen sich noch nicht auf eine generelle Spielpause in ihrem Zuständigkeitsbereich festlegen. Ist das ein Vorgehen mit Augenmaß oder unverantwortlich? Unsere Sportredaktion hat sich Gedanken gemacht, ob es eine Spielunterbrechung braucht – und argumentiert im Pro/Contra-Format.

Contra Spielunterbrechung: Nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen

Von Benjamin Kraus

Den Amateurfußball zur Bekämpfung der Corona-Pandemie komplett einzustellen käme dem Schießen mit Kanonen auf Spatzen gleich: Es träfe die Falschen und würde dazu Kollateralschäden anrichten.

Es gibt – im Gegensatz zur Lage in Schulklassen, Kitas oder Firmen – bis dato keinen einzigen erwiesenen Fall einer Virusübertragung beim Spiel elf gegen elf. Dagegen gibt es wissenschaftliche Studien, die zeigen, wieso beim Fußball das Risiko gering ist. Er ist Kontaktsport, klar, aber Kontakte sind selten und kurz. Auf einem im Vergleich zu Basketball oder Handball riesigen Feld, an der frischen Luft. Wind und Wetter räumen dort Aerosole aus dem Weg, im Gegensatz zur stehenden, schweißgetränkten Luft in Sporthallen.

Wer Fußball verbietet, verhindert Sport für viele Menschen – mit Blick auf deren Fitness und Abwehrkräfte-Bildung vor einem bewegungsarmen Corona-Winter wäre das fatal.

Das Problem liegt ganz woanders: Regeln werden abseits des Spiels gebrochen. Bei großen Zuschauer-Gruppen, die ohne Maske 90 Minuten eng zusammenstehen. Im Sportheim, wo an der Theke dasselbe gilt. Und in den fraglos sensiblen Umkleiden, wo nach schlechtem Profi-Vorbild Gruppenselfies geschossen und Bierkästen geleert werden, als gäbe es kein Corona. Längst bekannte Abstandsregeln kompromisslos durchsetzen – die Lösung ist auch im Fußball-Umfeld so einfach.

Pro Spielunterbrechung: Alles Andere wäre unverantwortlich

Von Johannes Kapitza

Die Tatsache, dass ausgerechnet das Training einer Fußballmannschaft eine unkontrollierte Corona-Ausbreitung im Landkreis Cloppenburg beschleunigte und andere Disziplinen gleich mit in eine behördliche Zwangspause zog, ist kein Grund, um vorwurfsvoll mit ausgestrecktem Finger auf eine ganze Sportart zu zeigen. Es sollte aber eine Warnung sein: Vor dem Virus sind offensichtlich alle gleich, selbst wenn sie Sport an der frischen Luft und mit vermeintlich sicherem Abstand betreiben.

Ein Vorbild, dass sie sich um die Gesundheit aller Beteiligten sorgen und es nicht um das schiere Durchziehen des Spielbetriebs geht, wären die Fußballkreise im Osnabrücker Land ja nicht einmal mehr gewesen. Sie hätten es nur ihren umsichtigen Nachbarn gleichtun müssen. Nicht einmal das gelang. Warum? Zeitdruck kann kein Argument sein: Dank verkleinerter Staffeln gibt es genügend Puffer im Spielplan.

Wer derzeit in überschaubaren Gruppen trainieren (lassen) will und das mit Hygienekonzept und Gewissen vereinbaren kann, soll es tun. Wer vorsichtig sein will, lässt auch das bleiben. Aber wer jetzt nicht den Spielbetrieb aussetzt, nimmt billigend in Kauf, dass mit den Reisen das Infektionsgeschehen steigt. Inzidenzwerte? Interessieren im Fußball wohl nicht.

Reichte der zuletzt größtenteils freiwillige Spielverzicht in der Landesliga nicht als Zeichen, dass vielen die Gesundheit wichtiger ist als das sportliche Hobby? Aber es scheint einfacher zu warten – bis nichts mehr geht oder bis andere einem die unbequeme Entscheidung abnehmen. Ein schwaches Bild.

Die Verbände im Emsland und in Cloppenburg haben derweil den Spielbetrieb abgesagt und die Teams in die Winterpause geschickt.

Aufrufe: 028.10.2020, 09:00 Uhr
Neue Osnabrücker ZeitungAutor