2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines

Eine treue Seele

Wilfried Breuer engagiert sich seit beim BV Wevelinghoven. So viel Vereinstreue war dem Fußballkreis die Auszeichnung „Ehrenamtler des Jahres“ wert.

Es gibt Menschen, die sind so untrennbar mit einem Fußballverein verbunden, dass man sich diesen überhaupt nicht mehr ohne sie vorstellen kann: Uli Hoeneß und der FC Bayern München zum Beispiel, Thomas Schaaf und Werder Bremen oder einst „Matt“ Busby und Manchester United.

Auch Wilfried Breuer ist so ein Mensch. Seit 1966 hält der 62-Jährige dem BV Wevelinghoven die Treue, stieg mit ihm in der Spielzeit 1973/74 noch als A-Jugendlicher in die damalige 1. Kreisklasse auf, 1977 in die Bezirksliga und 1979 unter Trainer Martin Sauer in die Landesliga. Er war dabei, als in der darauffolgenden Saison zum Derby gegen den SC Kapellen knapp 1200 Besucher an den Hemmerdener Weg kamen.

17 Jahre war er für die „Erste“ des 1913 gegründeten Ballspielvereins im Einsatz, machte erst mit 35 Jahren Schluss. „Danach wäre ich gerne Trainer geworden“, erinnert er sich nicht ganz ohne Bedauern. Doch der damalige Geschäftsführer Hans Helten hatte andere Pläne, band ihn als seinen Stellvertreter in die Vorstandsarbeit ein. Drei Jahre später löste er Helten als Geschäftsführer ab.

Und damit nahm Wilfried Breuers zweite Karriere im BV Wevelinghoven Fahrt auf. In die fielen die Landesliga-Aufstiege 1996 unter Trainer Peter Hanschmann (nach 14 Jahren in der Bezirksliga) und 1999 mit Joachim Fuchs auf der Bank, aber auch der Abstieg in die Kreisliga A 2005. „Der bitterste Moment in all den Jahren“, bekennt er.

Doch er hat weitergemacht, weil es gar nicht anders ging. „Seine erste große Liebe ist natürlich seine Frau Anni“, sagt Jugendleiter Raphael Drahs und setzt die Rangliste schmunzelnd fort: „Danach kommt der BV Wevelinghoven und dann ein gepflegtes Pils. Bei uns heißt es: Ein Fass kann erst angeschlagen werden, wenn der Wilfried da ist.“ Wie sehr der zweifache Opa mit dem Klub, dessen Fußballplatz nur einen Katzensprung von seinem Haus „Am Rosenhaag“ in Wevelinghoven entfernt ist, verwurzelt ist, zeigt diese schon ein wenig skurrile Geschichte: Im Jahr der Feiern zum 100-jährigen Bestehen des BV habe man die Anlage am Hemmerdener Weg kurzerhand in „Wilfried-Breuer-Sportpark“ umbenannt, verrät Drahs. Die „aus einem Spaß“ geborene Aktion hat sich im Internet inzwischen verselbstständigt, besitzt fast schon offiziellen Charakter. „Irgendwann werden wir wohl mal ein Schild aufhängen“, kündigt Drahs augenzwinkernd an.

Für ihn dokumentiert der gelungene Gag aber vor allem das: „Wie hochangesehen Wilfried im Verein ist.“ Und er geht ins Detail: „Er ist sich wirklich für keine Arbeit zu schade, ist für alles offen. Und wenn es um Verbandssachen geht, etwa um Passangelegenheiten, kennt er alles in und auswendig.“

Und trotzdem ist bei der nächsten Jahreshauptversammlung am 1. März Feierabend. „Der Ende September eröffnete Kunstrasen war das letzte Projekt“, sagt Breuer. „Jetzt kann ich ruhigen Gewissens aufhören. Die jungen Leute im Vorstand machen das gut.“ Spätestens im Herbst 2021 geht er nach dann mehr als drei Jahrzehnten im Planungsamt der Stadt Grevenbroich („Dort bin ich mein eigener Chef.“) auch beruflich in Rente. Die freie Zeit würde er gerne zu einer „schönen Reise“ mit seiner Frau nutzen. Denn auch als ehrenamtlicher Funktionär wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, während einer laufenden Saison einfach in die Sonne abzudüsen. „Und in den vergangenen drei Jahren waren wir wegen der Umbauarbeiten am Haus gar nicht im Urlaub.“ Natürlich kann „sein“ BV Wevelinghoven auch in Zukunft auf ihn setzen. „Um dem Verein zu helfen, muss ich nicht im Vorstand sein“, sagt er leise, aber bestimmt. Eine treue Seele eben. Allzu viele gibt es davon (leider) nicht mehr.

Aufrufe: 024.12.2019, 08:15 Uhr
RP / Dirk SitterleAutor