2024-05-08T14:46:11.570Z

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– Foto: Andreas Reimer

Kasey Keller – "Shotstopper", Wrestler und Schlossherr

Kasey Keller spielte zweieinhalb Jahre für Gladbach und hierließ Spuren. Er hat seine Zeit als Borussia in guter Erinnerung.

Kasey Keller hat Spuren hinterlassen. In seiner Heimatstadt Lacey im Bundesstaat Washington zum Beispiel. Dort gibt es den „Kasey Keller Drive”, eine kleine Straße in der Nähe der Schule, die der frühere Borussia-Torwart besuchte.

Außerdem hat die Band „Barcelona” einen Song über den Amerikaner gemacht, der von Januar 2005 bis 2007 Torwart in Gladbach war. Da geht es um seine Großtaten im US-Tor beim 1:0 gegen Brasilien im Goldcup-Halbfinale 1998.

Auch in Gladbach ist er Kult geworden. Weil er ein richtig guter Torwart war, einer, der in 78 Spielen zwar 107 Gegentore bekam, aber auch 22-mal ohne Gegentor blieb und generell ein folgenschweres Mehr verhinderte – und damit einen eventuellen Abstieg in die Zweite Liga. Aber auch als außergewöhnlicher Typ war er wichtig für Gladbach, er war ein echter Leader, in der Saison 2006/07 dann auch als offizieller Kapitän.

Keller spielte nach einer Borussia-Zeit noch für den FC Fulham in England und die Seattle Saunders, für die er noch heute arbeitet, zudem ist er Kommentator und ESPN-Experte. Seine Zeit in Gladbach hat er indes nicht vergessen. „Ich verspüre nichts als Freude über die Zeit, die ich in Gladbach verbracht habe. Ich war so etwas wie der verrückte Amerikaner, aber ich habe es auch auf dem Platz untermauert und gut gespielt”, sagte Keller zuletzt dem Magazin „The Athletic”.

Dass Keller neben Filip Daems das Beste war, was damals im Zuge des winterlichen Gladbacher Kaufrausches in der Saison 2004/05 herauskam, darf man bei allem Respekt vor den anderen Neu-Verpflichtungen anmerken. Keller, der Mann mit den „Bratfpfannenhänden” („Bild”) brauchte ein wenig um anzukommen, doch dann wird er „The Wall”, die Wand. „Besser die Leute nennen mich so als Ashole”, sagte er, angesprochen auf diesen Spitznamen. Typisch für Kellers Humor: trocken, direkt und mit einem Hauch von Zynismus.

Kult war auch Kellers Heim in seiner Gladbacher Zeit. Er lebte mit seiner Familie im „Haus Donk”, einem 1000 Jahre alten Gemäuer in Tönisvorst. Außen historisch, innen nobel, sogar mit Poolbereich, so war die Keller-Bleibe, die er unserer Redaktion beim exklusiven Ortstermin vorführte. „Es ist eine Erfahrung, die man in Amerika nicht machen kann. Wir haben sehr wenig Geschichte. Es dreht sich alles immer nur um das Neue“, sagte Keller damals.

Er selbst gehörte zur alten Generation der Torhüter. Da spielte der Fuß noch keine große Rolle, es ging darum, das Tor sauber zu halten. „I‘m a shot stopper“, beschrieb er seine Torwart-Philosophie: Bälle halten, basta. Motto: „Wenn ich den Ball habe, kann keiner ein Tor schießen.“

Keller war auch ein Mann der Kurve. Er war Vorsänger nach Siegen und etablierte eine besondere Art des Jubelns: den Fohlen-Wurf. Dabei wurde Maskottchen Jünter mit einem Wrestling-Griff zu Boden gebracht. Als er 2007 keinen Vertrag mehr bekam nach einem langen Hin und Her, verabschiedete er sich auf seine Weise: Keller, der verletzt war, kam in Zivil zur Nordkurve, rief „Cologne, Cologne”, machte, die „gehörnte Hand”, das Heavy-Metall-Zeichen mit dem Zeigefinger und dem kleinen Finger und ging.

Aufrufe: 015.8.2020, 08:00 Uhr
RP / Karsten KellermannAutor