2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

"Je­der tro­cke­ne Tag ist wert­vol­ler als alle Titel"

Uli Borowka war zum Talk in der Christuskirche in Mönchengladbach zu Gast

Der ad­vent­li­che Ruf „Kehrt um“ hat für den frü­he­ren Bun­des­li­ga-Fuß­bal­ler Uli Bo­row­ka ei­ne ganz be­son­de­re Be­deu­tung. Er fand den Weg zu­rück in ein Le­ben oh­ne Al­ko­hol­ex­zes­se. Statt ei­ner Pre­digt von Pfar­rer Wer­ner Beu­schel gab es ges­tern Vor­mit­tag in der Chris­tus­kir­che ein In­ter­view: Gi­an­ni Cos­ta, Sport­chef der Rhei­ni­schen Post, sprach mit dem ehe­ma­li­gen deut­schen Meis­ter über des­sen Le­ben, ins­be­son­de­re aber über des­sen frü­he­re Al­ko­hol­sucht.

Wie schwer die­ser Weg war, mach­te Bo­row­ka mit ei­nem ein­zi­gen Satz deut­lich: „Je­der Tag, an dem ich tro­cken bin, ist wert­vol­ler, als je­der Ti­tel, den ich ge­won­nen ha­be.“ Der 57-Jäh­ri­ge er­in­ner­te sich: „Chris­ti­an Hoch­stät­ter, der frü­he­re Sport­di­rek­tor von Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bach, hat­te mei­ne Ein­wei­sung in ei­ne Sucht­kli­nik or­ga­ni­siert. Ich glaub­te da­mals, die Kli­nik nach drei Wo­chen ver­las­sen zu kön­nen.“ Er soll­te vier Mo­na­te blei­ben und der Il­lu­si­on be­raubt wer­den, künf­tig kon­trol­liert trin­ken zu kön­nen. „Ob­wohl fast je­der in sei­nem Be­kann­ten­kreis Be­trof­fe­ne hat, sind Sucht­kran­ke nicht sa­lon­fä­hig“, sagt Bo­row­ka. Er selbst sei da­mals nicht nur al­ko­hol- son­dern auch spiel- und me­di­ka­men­ten­süch­tig ge­we­sen.

Bo­row­ka, der ka­tho­lisch auf­ge­wach­sen war, spä­ter aber aus der Kir­che auf­ge­tre­ten ist, er­klär­te, dass vie­le Sucht­kran­ke Halt im Glau­ben fän­den. Auch heu­te noch ha­be er schwe­re Ta­ge. Aber er ha­be Spaß bei dem Ge­dan­ken, sein vor 17 Jah­ren ver­stor­be­ner Va­ter kön­ne jetzt vom Him­mel aus se­hen, dass er jetzt tro­cken ist und sich dar­über freu­en.

Bo­row­ka galt einst als här­tes­ter Ab­wehr­spie­ler, was ihm den Spitz­na­men „die Axt“ ein­ge­brach­te. Nun freut er sich über sei­ne Toch­ter: „Sie spielt jetzt auch Fuß­ball und sie hat ein schö­nes Zwei­kampf­ver­hal­ten, lässt sich nichts ge­fal­len.“ Mitt­ler­wei­le ist Bo­row­ka ein be­geis­ter­ter Gol­fer. Auf dem Golf­platz trifft er auch ge­le­gent­lich Olaf Thon, dem er vor ei­nem Spiel ge­droht ha­be, ihm bei­de Bei­ne zu bre­chen. Heu­te ver­ste­he man sich aus­ge­zeich­net. Im Pro­fi-Fuß­ball ha­be sich ei­ni­ges ver­än­dert: „Ein Spie­ler wie ich wä­re heu­te kaum mög­lich.“

Aufrufe: 09.12.2019, 22:59 Uhr
RP / Rudolf BarnholtAutor