2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Jochen Classen

Alte Problemzonen – und eine neue

Marco Roses Borussia soll aktiv und vertikal spielen, de Gegner ständig stressen. Das klappte beim 0:2 gegen Athletic Bilbao oft nicht. Es wurde mehr quer als steil gespielt. Und es gab Löcher im Rücken der Außenverteidiger.

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Marco Rose hat eine klare Vorstellung von dem Fußball, den „seine“ Borussia künftig spielen soll. Und er weiß, dass der Weg dahin noch ein weiter ist. „Wir haben Luft nach oben“. ließ er nach dem 0:2 gegen den spanischen Erstligisten Athletico Bilbao wissen. In Velbert, wo sich die Gladbacher mit den Basken trafen, war am Sonntag nicht nur das Wetter schlecht, sondern auch das Spiel des Rose-Teams.
Vertikal soll Borussia unterwegs sein, steil also, und nicht horizontal, also in der Breite. So war es oft in den vergangenen Jahren gegen Gegner genau wie Bilbao einer war: Kontrahenten, die robust und körperlich agierten und gut und eng gestaffelt standen, sich nicht locken ließen. Die Borussen verfielen dann in eine langatmige Ballzirkulation. Hin und her, her und hin, eher zurück als nach vorn, ohne konkret zu werden. So war es auch am Sonntag: Borussia kam zu selten in die Tiefe, um den Gegner zu locken oder gar zu überlisten.

Borussia ist über Jahre zu einem Ballbesitzteam geschult worden und hatte den Anspruch, alles fußballerisch zu lösen. Lucien Favre hatte das perfektioniert in einer Zeit, als Tiki Taka das Non plus Ultra war und sein Team einen Gegner tatsächlich mürbe machen konnte mit städnigem Ballbesitz. Irgendwann tat sich die Lücke auf und irgendwann fiel auch das Tor. Nur: Die ganz große Action blieb zuweilen aus. Es ging um den einen herrlichen Moment, wenn das Kügelchen lief und flipperte, vobei an allen Abwehrbeinen und schließlich hineingetragen wurde ins Tor. Derartigem Kunstkino ist Rose nicht gänzlich abgeneigt, doch will er eigentlich mehr Action auf dem Rasen.

Gegen Bilbao gab es das nur in vereinzelten Szenen, in zu wenigen indes, weswegen meist quer statt steil gespielt wurde. Borussia muss diesbezüglich aus sich selbst heraus. Dass die Mannschaft das will, hat Rose gesehen. Doch dass die Mannschaft es nicht tat, hat er auch nicht übersehen. Was über Jahre der Weg war, kann nicht einfach gelöscht werden. Vor allem dann nicht, wenn es eines Sicherheitsnetzes bedarf – dann ziehen sich Teams gern zurück in ihren Wohlfühlbereich.

In dem gibt es auch kaum Fouls und Zweikämpfe. Weswegen Bilbao mit einer zeitweise recht rüden Spielweise Eindruck schinden konnte bei den Borussen. Roses Idee beinhaltet, selbst aggressiv (nicht unfair!) zu sein, den Gegner zu stressen mit viel Präsenz. Es war früher das Problem der Borussen, „zu nett“ zu sein, statt selbst mal auszuteilen, es galt, Fouls zu vemeiden statt sie zu provozieren.

Was den Rose-Stil angeht, ist noch eine neue Problemzone zu bearbeiten: Die Außenverteidiger haben strategisch eine weit höhere Bedeutung im 4-Raute-2-System, sie stehen sehr weit vorn, was in ihrem Rücken wiederum Räume öffnet. Stefan Lainer, den Rose aus Salzburg mitgebracht hat, kennt das Spielchen, seine Kollegen, die den Job in den Testspielen machten, noch nicht so gut. Gegen Bilbao wurde der junge Andreas Poulsen öfter mal zu leicht überspielt. „Es hat jeder gesehen, dass wir inhaltlich noch einiges abzuarbeiten haben“, sagte Rose.

Doch erinnern wir uns: Auch im Sommer 2018, als Roses Vorgänger Dieter Hecking mit dem 4-3-3 zu mehr Attacke und Aktivität aufrief, gab es in der Vorbereitung einen Dämpfer gegen ein spanisches Team: Espanyol Barcelona. Da, beim 2:3 lief auch nicht viel zusammen. Danach startet Borussia furios in Saison. Und als es 2014 im Rahmen der Saisoneröffnung ein 0:1 gegen Bilbao gegeben hatte, folgten Rang drei und die erste direkte Qualifikation für die Champions League.

⇥Karsten Kellermann

Aufrufe: 030.7.2019, 15:00 Uhr
RP / Karsten KellermannAutor