2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
– Foto: Volkhard Patten

Corona meets Fußball – Ein Ende ist in Sicht

Wie lange wird auf den Sportplätzen noch gekickt?

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Lange wurde sie angekündigt. Lange wurde sie belächelt. Jetzt ist sie da – die zweite Welle. Es ist egal, was man über das Virus oder die politischen Entscheidungen denkt, am Ende des Tages geht es um die Gesundheit. Die Beschränkungen mögen übertrieben, die Zahlen falsch interpretiert oder die Panik zu groß sein. Die Beschränkungen können aber auch zu harmlos, die Zahlen mehr als eindeutig und die Angst berechtigt sein. In diesem Artikel geht es nicht um die Wertung, es geht nicht um Verschwörung oder politische Meinungen. Da darf jeder für sich selbst denken was er möchte. In diesem Artikel geht es um unser Hobby, um unsere Liebe. Den Fußball.

Es war der 12.März 2020 – ein bis dahin ganz normaler Donnerstag. Der Typ von Stammtischgebolze (in dem Fall der Typ von FuPa Baden-Baden) hatte sich vorgenommen, mal wieder regelmäßig Vorberichte zu schreiben. Corona war zu diesem Zeitpunkt bereits in aller Munde, die Angst vor einem Lockdown war allgegenwärtig und die Grenzen zu Frankreich kurz vor der Schließung. Also lass uns Vorberichte schreiben, ein wenig Ablenkung und Freude auf das Kicken. Wer wusste an diesem Donnerstag schon, dass es ein Kicken lange Zeit nicht mehr geben würde. Es ging also ans Telefon, die Herren Matthias Frieböse und Patrick Anstett wurden kontaktiert. Zwei Übungsleiter, die sich auf das bevorstehende Verbandsligaderby freuten. SV Mörsch gegen SV 08 Kuppenheim. Über Corona sollte nicht gesprochen werden, doch drum herum kam man dann doch nicht. Beiden war klar, dass es vielleicht das letzte Spiel sein könnte, also solle dies nochmal erfolgreich absolviert werden. Der Vorbericht wurde geschrieben und die Freude aufs Derby war groß. An jenem Wochenende im März waren noch viele weitere, tolle Spiele geplant. Würmersheim gegen Loffenau, Ottersweier gegen Bühl, Ulm gegen Baden-Oos, Plittersdorf gegen Ottersdorf, Gaggenau gegen Obertsrot, Weitenung gegen Sinzheim II, Scherzheim gegen Würmersheim II. Man hätte meinen können, dass dieser, dieses oder diese Corona verdammt wenig Lust auf Derbys und Spitzenspiele hat. Am Freitag, den 13.März wurde dann entschieden: „Generalabsage. Der Spielbetrieb im Amateurfußball wird vorerst ausgesetzt. Der Spielbetrieb ruht bis zum 31.März.“. Das Ende ist bekannt – die Spielbetrieb ruhte komplett und am 20.Juni wurde beschlossen, dass sie Saison 2019/20 abgebrochen wird.

Der Sommer nahm seinen Lauf, alles schien besser zu werden und auch der Fußball fand wieder statt. Training mit Körperkontakt, Testspiele und Start in die neue Saison. Der SBFV hat in dieser Phase einen guten Job gemacht und schnell wurde der konkrete Starttermin für die neuen Saison bekannt. Die Vorfreude stieg, endlich wieder Fußball. Endlich wieder Sportplatz. Und Corona? Erledigt? Halb so wild? Passt schon? Nein, Corona war noch immer da. Corona hier. Corona dort. Überall Corona. Aber auch wieder überall Fußball. Wird schon gut gehen.

Ich, der Typ von irgendwas halt, war in dieser Zeit auf vielen Plätzen unterwegs. Ihr wisst schon. Ein Testspiel. Ein Training. Ein Pokalspiel. Ein Punktspiel. Soll ich ehrlich sein? So wirklich auf den Abstand hat da niemand geachtet. „Das sieht aus wie immer“, so die einstimmige Meinung vieler. Halb so wild also und uns ist auch kein Fall bekannt, wo sich ein Zuschauer während eines Fußballspiels angesteckt hat. Auch ist kein Fall bekannt, wo sich ein Spieler am gegnerischen Spieler angesteckt hat. Soweit so gut. Nur, liebe Kicker, in dem Fall gilt nicht „Was zählt ist auf dem Platz“ sondern „Was zählt ist außerhalb des Platzes“. Nur wenige Tage nach Saisonbeginn hat man sich in der Kabine, auf Mannschaftsbildern oder Ausflügen verhalten, als wäre das Thema Corona nur noch Stoff für den Geschichtsunterricht. Da fragt sich der neutrale Beobachter oder Vereinsfunktionär: „Muss das sein?“

Auch das Thema Partys und Privatleben spielt hier eine Rolle. „Wir alle wollen kicken bis zum Schluss, ohne Unterbrechung und Spielabsagen. Wir wollen auch alle weiterhin zur Arbeit gehen, die Kinder sollen in KiTa und Schule gehen können. Wieso halten wir uns dann nicht an Regeln? Wir hatten, Stand 16.10.2020, 47 Verdachtsfälle im Fußballbezirk Baden-Baden, die wenigsten waren positiv. Aber die, die positiv waren, haben sich nur selten in der Schule oder im Geschäft angesteckt, sondern auf privaten Feiern“, so Vito Voncina im Gespräch mit FuPa. Die Aussagen von Voncina bestätigen auch, was vor kurzem Dr.Meyer vom DFB gesagt hat. „Es gibt genug Analysen die aufzeigen, dass während des Fußballspielens die Dauer der engen Kontakte so kurz ist, dass es eigentlich auf dem Spielfeld kaum zu Infektionen kommen kann. Festzustellen ist in diesem Zusammenhang, dass Fußball entgegen anderslautender Annahmen eben kein Kontaktsport ist, sondern eine Sportart mit geringen Kontakten. Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass Fußball im Freien an der frischen Luft ausgeübt wird. Auch dieser Faktor spricht für ein geringes Infektionsrisiko auf dem Platz. Außerhalb des Spielfeldes ist dies aber anderes. Es sind Fälle von Ansteckungen bei Mannschaftssitzungen in geschlossenen Räumen bekannt – offensichtlich wurde bei diesen Fällen die Hygiene- und Abstandsvorgaben nicht beachtet“.

Natürlich kann man vieles immer hinterfragen. Fußball kein Kontaktsport und somit wenig Ansteckungsgefahr? Aber beim Marsch durch die Fußgängerzone mit Mundschutz? Weil Bummeln mehr Kontaktsport ist als Fußball? Weil wir dort an einer Stelle stehen bleiben, aber der Zuschauer bewegt sich 90 Minuten mit seinen drei Bierkollegen? Lasst uns darüber nicht reden. Macht wenig Sinn. Hier geht es nur um den Fußball, für alles andere in der Gesellschaft sollen anderen reden.

Für alle, die dem Arzt nicht folgen konnten: Wenn wir außerhalb des Platzes, egal ob auf dem Vereinsgelände oder im Privatleben, die Vorgaben beachten, dann können wir im Prinzip den ganzen Winter durchkicken. Halten wir uns nicht daran, dann ist Ende.

Ende hört sich immer arg nach Ende an, aber es wird so kommen. Betrachtet man die Situation im Gesamten, dann gibt es jetzt wieder so viele Einschränkungen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis auch der Fußball dran glauben muss. Ob berechtigt oder nicht ist eine Frage, die nicht beantwortet werden kann. War es überhaupt berechtigt, wieder mit kicken anzufangen? War es berechtigt, Schulen und KiTas zu schließen? Nicht unser Thema!

Vito Voncina hat eine klare Meinung, wie es weitergehen soll: „Aktuell wäre mir eine Pause von 2 Wochen am liebsten. Dann kann sich mal jeder erholen, sammeln und dann sieht man Anfang November, ob die Vorgaben wieder besser eingehalten werden. Gerade auch mit Blick auf die Situation in Frankreich und den vielen Vereinen hier im Bezirk, die auf Spieler aus dem Elsass zurückgreifen, wäre das von Vorteil“.

Wir sind der Meinung, dass dies der Anfang vom Ende wäre. Das ist wie in einer Ehe oder Beziehung. Macht man eine Pause, geht es danach nur in den wenigsten Fällen wieder bergauf. Deshalb lass uns kicken bis nichts mehr geht. Die Hallensaison wurde korrekterweise komplett abgesagt, daher haben wir den ganzen Winter zum Kicken. Was spricht dagegen, auch im Januar Spiele auszutragen? Die Spieler sind da nicht weniger fit als im Dezember oder März. Eine Pause braucht von den Kreisligahelden auch niemand. Die brauchst du eher, wenn du zwischen März und Mai 100 Spiele machen sollst. Solange die Plätze bespielbar sind, lass kicken.

Blicken wir zum Abschluss auf die Gegenwart. Achern gegen Gamshurst wurde aufgrund der vielen Spieler aus Frankreich abgesagt, obwohl kein konkreter Verdachtsfall bestand. Hier ging es wohl eher um das Thema „Solle ma se neilasse“ falls die Grenzen schließen. Blöd gelaufen, weil die bleiben auf. Offiziell mehr als einen Coronafall hat der VfB Gaggenau – der Bezirksligaaufsteiger hat aktuell 3 positiv getestete Spieler, alle anderen haben ebenfalls einen Test gemacht, Ergebnis noch offen. Das Nachholspiel gegen Kuppenheim II am kommenden Mittwoch wurde bereits erneut verschoben.

Ihr habt recht. Der Artikel ist eigentlich für die Katz, weil wirklich neues nicht erzählt wurde. Lass jeden denken was er möchte. Das ist egal, weil dummen Menschen kann man sowieso nicht helfen. Nur übertreiben muss man nichts. Und pauschalisieren sowieso nicht. Am Wochenende wurde sich in einer Rastatter Facebook-Seite aufgeregt, weil in Ottersdorf ein paar Leute an der frischen Luft Fußball geschaut haben. Da ist schon großes Kopfschütteln angesagt, zumal das Bild vermutlich noch das „mit Abstand" schönste Bild war, das ich von einem Sportplatz gesehen habe. Danke dafür.

Ein ernstgemeintes Danke geht an die Vereine. Die Vereine machen einen guten Job. Auch wenn es manchmal übertrieben wirken mag und es oftmals auch nervt - jeder Vorstand handelt nach bestem Wissen und Gewissen und zum Wohle von Verein, Zuschauern und Spielern. Die stehen in der Verantwortung, also muss sich verdammt nochmal jeder Sportplatzbesucher auch daran halten. Das war im übrigen schon immer so, egal ob mit oder ohne Corona.

In diesem Sinne – lass kicken bis nimm geht.

Aufrufe: 019.10.2020, 15:02 Uhr
Benni EmrichAutor