2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Bayer 04

Sven Hübscher: "Pro­fi­fuß­ball ist nicht nur Cham­pi­ons Le­ague"

Sven Hüb­scher ist Trai­ner von Bay­ers U19. Die Pan­de­mie er­schwert sei­ne Ar­beit, die Ju­gend­fuß­bal­ler auf das Pro­fi­le­ben vor­zu­be­rei­ten.

Einst hat­te Sven Hüb­scher selbst den Traum, Fuß­ball­pro­fi zu wer­den. En­de der 1990er Jah­re gab es noch kei­ne Ju­nio­ren-Bun­des­li­gen. Al­so spiel­te er un­ter an­de­rem für den DSC Wan­ne-Ei­ckel in der West­fa­len­li­ga.

Doch Ver­let­zungs­pech brems­te den heu­te 42-Jäh­ri­gen jäh aus. Sei­ne Kar­rie­re als ak­ti­ver Spie­ler en­de­te, ehe sie rich­tig be­gin­nen konn­te. Un­ter­krie­gen ließ sich der ge­bür­ti­ge Dort­mun­der da­von aber nicht. Statt­des­sen wech­sel­te er die Sei­ten und stieg ins Trai­ner­fach ein – ein Weg, der ihn gut 20 Jah­re spä­ter zu Bay­er Le­ver­ku­sen führ­te, wo er seit Ja­nu­ar die U19 trai­niert.

Die ers­ten Wo­chen bei sei­nem neu­en Ar­beit­ge­ber be­wer­tet Hüb­scher durch­weg po­si­tiv. Dar­an än­dert auch die Tat­sa­che nichts, dass der Spiel­be­trieb pan­de­mie­be­dingt seit Mo­na­ten ruht. „Mei­ner grund­sätz­li­chen Auf­ga­be, Spie­ler aus­zu­bil­den und sie bes­ser zu ma­chen, kann ich im Trai­ning nach­kom­men. Aber na­tür­lich feh­len die Spiel­ta­ge als Schwer­punkt der Wo­che“, sagt er.

Vier bis fünf Ein­hei­ten ste­hen für die U19 der Werks­elf pro Wo­che an. Das rei­che auch mit stren­gen Hy­gie­ne­auf­la­gen, um die Ta­len­te in­di­vi­du­ell zu för­dern. „Da­mit kom­me ich gut klar und ich freue mich, wie­der auf dem Platz zu ste­hen“, sagt Hüb­scher. „Die Mann­schaft ist sehr nah am Pro­fi­fuß­ball – so­wohl was die Be­din­gun­gen, als auch was die Qua­li­tät der Spie­ler an­geht.“ Es sei ei­ne span­nen­de Auf­ga­be bei ei­nem Ver­ein, der ihm sehr gu­te Be­din­gun­gen für sei­ne Ar­beit bie­te.

Die In­iti­al­zün­dung für sei­ne Kar­rie­re auf der Bank war in­des sein Ver­let­zungs­pech mit An­fang 20. Wäh­rend sei­ner Re­ha über­nahm er in Wan­ne-Ei­ckels Ju­gend zu­neh­mend Auf­ga­ben, die de­nen ei­nes Trai­ners ent­spre­chen. Et­wai­ge Plä­ne, doch noch das Come­back als Spie­ler zu wa­gen, leg­te er ad ac­ta als der U15-Coach des DSC ei­nen Schlag­an­fall er­litt. Hüb­scher sprang ein, fand ge­fal­len an dem Job und saß we­ni­ge Mo­na­te spä­ter in ei­nem Be­wer­bungs­ge­spräch bei Schal­ke 04. Ent­deckt hat ihn der U15-Trai­ner der Gel­sen­kir­che­ner, der von den Li­ga­spie­len ge­gen Wan­ne-Ei­ckel der­art be­ein­druckt war, dass er Hüb­scher an­sprach und ei­ne Zu­sam­men­ar­beit an­reg­te.

Es folg­te ei­ne prä­gen­de Zeit bei den Kö­nigs­blau­en. Von 2000 bis 2013 coach­te er von der U13 bis zur U23 fast al­le Teams der le­gen­dä­ren „Knap­pen­schmie­de“ – mal als As­sis­tent und mal als Haupt­ver­ant­wort­li­cher. An­schlie­ßend war er drei Jah­re Co-Trai­ner des Bun­des­li­gis­ten un­ter Jens Kel­ler, Ro­ber­to Di Mat­teo und An­dré Brei­ten­rei­ter. Im Som­mer 2017 wech­sel­te er in die Ju­gend von Wer­der Bre­men, wo er die U17 so­wie die zwei­te Mann­schaft coach­te. 2019 folg­te der Schritt, Chef­trai­ner des Dritt­li­gis­ten Preu­ßen Müns­ter zu wer­den – ein Ver­such, der nicht gut en­de­te. Nach 13 sieg­lo­sen Par­ti­en wur­de Hüb­scher 2019 am 17. Spiel­tag frei­ge­stellt.

Nun hat es ihn nach Le­ver­ku­sen ver­schla­gen, wo er wie­der aus Ta­len­ten Pro­fi­fuß­bal­ler ma­chen will. „Mir ist wich­tig, dass ein Spie­ler et­was Be­son­de­res hat, ei­ne Fä­hig­keit, die ihn aus­zeich­net – egal, ob das ho­he Ge­schwin­dig­keit, gu­tes Au­ge für Räu­me oder her­aus­ra­gen­de Tech­nik ist.“ Das sei aber frei­lich nicht al­les. „Man kann ein star­ker Tech­ni­ker sein, aber wenn man es im Spiel nicht hin­be­kommt, in­ten­siv an­zu­lau­fen, wird es schwie­rig.“ In­so­fern sei wich­tig, dass Nach­wuchs­fuß­bal­ler mög­lichst breit auf­ge­stellt sei­en. „Sie soll­ten kei­ne Ei­gen­schaf­ten ha­ben, die sie zu stark li­mi­tie­ren.“

Da­bei ver­folgt Hüb­scher ei­nen ind­vi­vu­el­len An­satz. Er will je­den Ein­zel­nen vor­an­brin­gen und sie auf das Ni­veau brin­gen, das sie als Er­wach­se­ne spie­len kön­nen. Das Ziel sei im­mer das ma­xi­mal Mög­li­che. „Nicht je­der Spie­ler wird di­rekt in der Bun­des­li­ga durch­star­ten, aber auch wenn es letzt­lich die 3. oder 4. Li­ga wird, wol­len wir sie op­ti­mal dar­auf vor­be­rei­ten und an das her­an­füh­ren, was im Pro­fi­fuß­ball pas­siert – und das ist nicht nur Cham­pi­ons Le­ague.“

Ein­fach ist das in der ak­tu­el­len Pha­se nicht. Oh­ne Spiel­be­trieb fehlt den Ta­len­ten die Büh­ne, sich für hö­he­re Auf­ga­ben zu emp­feh­len. Der 42-Jäh­ri­ge fürch­tet aber den­noch nicht, dass Bay­er 04 ein ver­lo­re­ner Jahr­gang droht. „Na­tür­lich ist al­les im Mo­ment ein­ge­schränkt, aber wir füh­ren vie­le Ein­zel­ge­sprä­che mit den Jungs und be­rei­ten sie auf das vor, was kommt“, sagt er. „Wir un­ter­stüt­zen sie, ver­su­chen sie in­ter­es­sant für an­de­re Klubs zu ma­chen und ih­nen die Angst zu neh­men. An­fra­gen und In­ter­es­sen­ten gibt es im­mer wie­der und je­der hat sein Netz­werk, um den Spie­lern zu hel­fen.“

Hüb­scher hat sich be­reits in­ten­siv mit Ju­gend­lei­ter Tho­mas Eichin, Sport­di­rek­tor Si­mon Rol­fes und dem Team um Chef­coach Pe­ter Bosz aus­ge­tauscht. Vor al­lem Co-Trai­ner Rob Maas ist bei den Bay­er-Pro­fis An­sprech­part­ner für Ju­gend­spie­ler, die den Sprung in den Li­zenz­spie­ler­ka­der schaf­fen kön­nen. Ziel ist, dass die Spiel­idee oder -phi­lo­so­phie der Pro­fis auch in der U19 die Vor­ga­be ist. „Ich den­ke, dass wir da be­reits sehr nah bei­ein­an­der lie­gen“, sagt Hüb­scher.

Er hofft, dass der Spiel­be­trieb der Ju­nio­ren-Bun­des­li­gen noch in die­ser Sai­son fort­ge­setzt wird. „Die Spie­ler brau­chen den Wett­kampf­cha­rak­ter, um zu wis­sen, was im Se­nio­ren­be­reich auf sie zu­kommt – und sie brau­chen das Ziel, dass es ir­gend­wann wei­ter­geht.“ Hüb­scher und sei­ne Trai­ner­kol­le­gen aus dem Nach­wuchs­be­reich sei­en sich in die­ser Sa­che ei­nig: „Wich­tig ist, dass die Jungs spie­len.“

Aufrufe: 027.2.2021, 12:00 Uhr
RP / Dorian AuderschAutor