Ihre eigene Fußball-Begeisterung hingegen hatte eine längere Pause. „Ich komme aus einer fußballinteressierten Familie, habe Panini-Bilder gesammelt und früh Bundesligaspiele besucht, dann aber wurden erst einmal andere Dinge interessanter“, erinnert sich die seit Kindertagen in Ratingen lebende Schwekendiek. Erst die WM 1998 und ein zeitgleich stattfindender Mädels-Urlaub brachten ihre persönliche Leidenschaft fürs runde Leder zurück. Und gerade da startete Bayer Leverkusen in seine bislang größte Ära.
„Diese tolle Truppe mit Spielern wie Kirsten, Ballack und Zé Roberto hat mich begeistert“, sagt die heute 43-Jährige über die Zeit, als Bayer 04 in praktisch allen Wettbewerben bis hin zur Champions League nur ganz knapp am Titelgewinn vorbeischrammte und deshalb im Volksmund zu „Vizekusen“ wurde. Doch auch als diese Ära Mitte der 2000er Jahre vorbeiging, blieb die Ratingerin dabei.
Seitdem hat sie ihre „Werkself“ auf manch schillernde Auswärtstour begleitet, unter anderem nach Leipzig, St. Pauli und Madrid. Besonders der Stadionbesuch im dortigen Stadion „Vicente Calderón“ blieb ihr in lebhafter Erinnerung, weniger wegen des Spiels – es gab ein überschaubar spektakuläres 0:0 – als vielmehr wegen der baulichen Besonderheiten, denn: „Eine Autobahn unter der Haupttribüne sieht man nicht alle Tage“.
Bei Heimspielen hingegen kommt die Dauerkarten-Besitzerin bequem ohne Auto aus, genau genommen sogar, ohne auch nur eine Ampel überqueren zu müssen. Fußläufig vom Ostbahnhof entfernt wohnend, heißt ihr Mittel der Wahl S 6. „Das ist eine super bequeme Anreise ohne umsteigen“, sagt Schwekendiek. Auch wenn sie „hin“ mit dem Rad fährt, bleibt die Bahn eine angenehme Option für den Rückweg.
Ohnehin schätzt sie den komfortablen Heimspiel-Besuch: „In unserem Stadion geht es familiär zu, es ist nicht zu groß, man kriegt recht günstige Karten, dafür hat es eine top Infrastruktur und einen super Service.“ Wer Schwekendiek deshalb in die Schublade „Event-Fan“ stecken möchte, ändert das spätestens, wenn er sie bei einem Spiel erlebt: emotional, impulsiv, laut und viel schimpfend. Und sie selbst weiß nur zu gut um ihren Tunnelblick: „Ich brauche während des Spiels meine Distanz zu Fans anderer Vereine, selbst, wenn es Freunde sind.“ Das gelte auch für Spiele, bei denen sie nicht im Stadion ist. „Die schaue ich am liebsten alleine daheim, da kann ich so richtig ausflippen.“
Aber nicht nur Historie und Rahmenbedingungen schätzt sie in Leverkusen, sondern auch die Personalpolitik und die sportliche Gegenwart: „Ich finde es gut, dass Integrationsfiguren wie Völler, Rolfes oder Kießling in die Vereinsarbeit eingebunden werden, Leute, die die Bayer-04-DNA haben. So etwas ist die Seele des Vereins.“ Und dass es in dieser Saison „richtig gut“ läuft, lässt ihre diesbezüglichen Wünsche realistisch erscheinen: „In der Liga unter die ersten Vier kommen, in der Euro League so weit wie möglich und im Pokal ins Finale.“
Dass Ratingen eine Stadt mit weit verteilten Vereins-Sympathien ist, empfindet Schwekendiek als belebend. „Wenn Fußball läuft, ist hier immer etwas los“, sagt sie und fügt augenzwinkernd hinzu: „Das einzige, was noch fehlt, ist ein Bayer-04-Fan-Club. Den würde ich gerne gründen.“ Gleichzeitig appelliert sie an wechselseitige Akzeptanz unter den Fans verschiedener Lager: „Man braucht meinen Verein nicht gut zu finden, aber man sollte ihn respektieren.“
Aber diese Form der fußballerischen Toleranz klappe in Ratingen gut. Und Sandra Schwekendiek lebt sie auch selber. Es sei denn, es läuft gerade ein Spiel von Bayer 04…