2024-05-02T16:12:49.858Z

Star des Spieltages

"Star des Spieltages": Björn Watzke

+++ ASVler trifft dreifach beim 5:4 im Stadtderby bei Blau-Weiß +++ Großer Dank an Familie und Co-Trainer +++ "Es wäre das Größte, mit dem ASV irgendwann aufzusteigen" +++

Spannend ging es zu bei der aktuellen Wahl zum „Star de Spieltages“. Doch letztlich setzte sich ein Mann durch, der sonst vermehrt an der Seitenlinie auftaucht und mittlerweile weniger auf dem grünen Rasen zu finden ist, zumindest am Wochenende. Unser Glückwunsch geht an dieser Woche an den Trainer der ersten Mannschaft des ASV Gießen, der die zweite Mannschaft am Sonntag mit drei Toren zu einem 5:4-Erfolg im Stadtderby bei Blau-Weiß Gießen geführt hat: Björn Watzke

Dem 31-Jährigen ist die Wahl doch etwas unangenehm. Nichtsdestotrotz ist er begeistert vom Support. „Ich habe schon mitbekommen, dass meine Jungs für mich die Werbetrommel gerührt haben. Und das scheint ja geholfen zu haben.“

Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung ist die Tatsache, dass das Spiel der Kreisliga B1 nun nicht unbedingt auf dem allerhöchsten Niveau stand. Blau-Weiß-Sprecher Norbert Matt hatte im Spielbericht sogar von einem „Bolzplatzkick der übelsten Sorte“ gesprochen. Dem wollte Watzke auch nicht widersprechen. „Das trifft in der Tat zu, ja. Was aus meiner Sicht allerdings nicht unbedingt beiden Mannschaften zuzuschreiben ist, sondern dem Platz, der in üblem Zustand war und auf dem ein gepflegtes Fußballspiel wahrscheinlich auch gar nicht möglich war. Dennoch glaube ich, dass die Zuschauer trotz des Gekickes auf ihre Kosten gekommen sind.

In der Tat: Scheinbar souverän lag der ASV mit 3:1 in Führung, Watzke hatte schon genetzt. Doch urplötzlich kippte die Begegnung, und Blau-Weiß schaffte es tatsächlich, beim 4:3 die Führung an sich zu reißen. Doch das wollte unser „Star des Spieltages“ nicht auf sich sitzen lassen. In der 81.Minute gelang ihm der 4:4-Ausgleich, ehe er drei Minuten vor dem Schlusspfiff noch den 5:4-Siegtreffer folgen ließ. Kuriosum dabei: beide Treffer erzielte Watzke mit dem Kopf. Und das bei einer Körpergröße von 1,70m!

Doch dass die Größe nicht immer entscheidend ist, ist ja bekannt. So auch in diesem Fall wie der ASVler glaubhaft erklärt. „Größe ist vielleicht ein Faktor beim Kopfball, aber es kommt auch auf das richtige Timing an. Und obwohl ich ja doch recht klein geraten bin, war ich doch schon immer ein recht guter Kopfballspieler“, so Watzke. „Hinzu kommt glaube ich, dass ich auch einfach furchtlos bin und auch mit dem Kopf in Bälle gehe, wo andere erst gar nicht hingehen oder zurückziehen würden.“

Stöbert man in seinem FuPa-Profil, so taucht neben seiner Körpergröße auch sein Spitzname auf: Hugo! Über das Zustande kommen, kann unser „SdS“ mittlerweile schmunzeln. „Der Name meines Großvaters lautet Helmut Hugo. Und meine damaligen Mannschaftskameraden wollten mich damit aufziehen und haben mich Hugo genannt. Aber man wird ja älter, und da ich auch sehr stolz auf meinen Opa bin, macht mir dieser Name rein gar nichts mehr aus. Im Gegenteil!“

Insgesamt lässt es Björn Watzke in letzter Zeit doch ruhiger angehen. Bei der ersten Mannschaft, die er ja schon seit längerer Zeit coacht, hilft er nur noch aus, wenn Not am Mann ist. „Wenn man gleichzeitig Trainer ist, ist es schwierig, alle Übungen mitzumachen. Und da merkt man dann schnell,dass mir mit den fehlenden Einheiten das Läuferische, die Explosivität doch ein wenig abhanden gekommen sind. Das waren schon große Stärken von mir.“ Weil sein Leben aber doch zum großen Teil aus dem runden Leder besteht, ist es aber nur logisch, dass er soweit es die Zeit zulässt, bei der Zweiten aufläuft. Und auch die Spiele der Ersten direkt im Anschluss stellen da kein Problem dar. Da wird die Ansprache auch schon mal in die Halbzeit des B-Klasse-Spieles verlegt.

Wichtig ist für Björn Watzke zu betonen, dass die Unterstützung durch seine „Co“s Serafino Madeo und Dennis Geißler enorm ist. Und auch die Mannschaft sei sehr flexibel, vor allem in der Trainingsplanung. „Es ist nunmal so, dass ich durch meinen Außendienstjob des Öfteren mal weg bin und an ursprünglichen Trainingstagen nicht da bin. Daher planen wir momentan die Einheiten sehr kurzfristig und legen sie auch mal hier und da auf andere Tage. Ein besonderes Lob gilt daher meiner Mannschaft, die trotzdem voll mitzieht.“

Am wichtigsten bei aller Liebe zum Fußball ist es für Watzke aber, dass seine Familie voll hinter ihm und seinem Engagement steht. „Ein großes Dankeschön geht von dieser Stelle an meine Frau, die mir da absolute Rückendeckung gibt. Und ich finde es auch super, dass sie und meine Kids am Sonntag meistens bei den Spielen dabei sind.“

Die große Watzke-Familie ist beim ASV Gießen ohnehin nicht wegzudenken. Sein Vater Daniel führt den Verein als Vorsitzender an, während seine Mutter Jutta die Jugendleitung übernommen hat. „Nicht nur wegen meiner Familie sehe ich den Verein als eine große Familie an“, so Watzke.

Daher hat er sich auch noch keine Gedanken darüber gemacht, ob er nicht auch mal einen anderen, vielleicht einen höherklassigen Verein coachen will. „Das ist für mich wirklich kein Thema. Ich stehe ja auch noch am Anfang meiner Trainerkarriere. Zudem macht es mit den unseren Jungs einfach Spaß, und es wäre das Größte, mit den eigenen Leuten irgendwann den Aufstieg in die Kreisoberliga zu schaffen.“

Zudem weiß Watzke, dass er sich als Trainer trotz der beiden zweiten Plätze in den Vorjahren mitunter auch noch in der Lernphase befindet. „Es ist nicht so, dass ich hier alles richtig mache und es hier keinen Stress gibt. Hier hab ich auch schon auf die Fresse bekommen, bildlich gesprochen. Ich muss mich ständig hinterfragen und auch von manchen Dingen abrücken.“

Scheint also, als wäre Björn Watzke bei „seinem“ ASV Gießen vorerst sehr gut aufgehoben. Und auch die zweite Mannschaft hätte sicherlich nichts dagegen, wenn Kopfballungeheuer Björn „Hugo“ Watzke weiterhin so auftrumpft wie am Sonntag gegen Blau-Weiß Gießen.

Aufrufe: 015.10.2015, 19:00 Uhr
Marc SteinertAutor