2024-05-10T08:19:16.237Z

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Nicht glücklich: Dennis Destek trainiert den ASV Eglfing – nur derzeit nicht.
Nicht glücklich: Dennis Destek trainiert den ASV Eglfing – nur derzeit nicht. – Foto: Mayr

Schock! ASV Eglfing meldet Corona-Fall - Ganzes Team in Quarantäne

Corona erreicht Amateurfußball

Ein Fußballer des ASV Eglfing wird bei der Rückkehr aus Kroatien positiv auf das Coronavirus getestet. Zwischen Abstrich und Ergebnis trainierte er mit seinem Team.
  • Beim ASV Eglfing wurde bei einem Akteur das Coronavirus festgestellt.
  • Der Spieler wohnt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen.
  • Er trainierte mit dem Team - nun müssen alle Beteiligten für 14 Tage in Quarantäne.
Uffing/Eglfing– Dennis Destek ist der Herr des Rasens in Uffing. Alleine mäht er drei Fußballplätze mit einer großen Maschine. Das Gras ist zuletzt wieder viel gewachsen. Aber: Destek darf nicht mähen. Er darf auch nicht Einkaufen, Essen gehen oder ein Fußballtraining abhalten. Seit fünf Tagen befindet er sich in Quarantäne daheim, am Sportplatz in Uffing.

ASV Eglfing nach Positiv-Test in Quarantäne

Destek, 28, hat kein Corona. Doch der Uffinger betreut die Fußballmannschaft des ASV Eglfing, und die darf seit Donnerstag weder trainieren noch spielen, noch irgendetwas anders machen als zuhause zu sitzen und zu warten, bis 14 Tage Quarantäne vorüber sind. Einer der 20 Kicker – aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen – ist positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Der Betroffene kam mit Freunden aus dem Kroatien-Urlaub zurück nach Deutschland. Am Grenzübergang an der Autobahn legten sie den Test ab. Das war am 8. August. Fünf Tage später, am 13. August, vergangener Donnerstag, erfuhr er das Resultat: positiv. Aus Vereinskreisen heißt es, der junge Mann sei symptomfrei zurückgekehrt, das wiederum kann das Gesundheitsamt in Garmisch-Partenkirchen so nicht bestätigen, beruft sich aber auf den Datenschutz.

ASV Eglfing: Spieler trainiert trotz ausstehendem Testergebnis

In jedem Fall hat der zu dieser Zeit Erkrankte einmal mit den Teamkollegen trainiert. Danach erreichte ihn die E-Mail, die jeder Rückkehrer mit einem Unbehagen öffnet. Alle weiteren Einheiten sowie das Testspiel gegen den SV Uffing am Sonntag hat der ASV Eglfing abgesagt. Dieses Vorgehen hat die Bayerische Regierung in ihrer sechsten Infektionsschutzmaßnahmenverordnung geregelt.

Die Teamkollegen im Fußball sind als Personen der Kategorie I mit engem Kontakt zum Infizierten eingestuft, da unter anderem Zweikämpfe trainiert werden. Somit wird „häusliche Absonderung“ verordnet, wie es das Robert-Koch-Institut (RKI) bezeichnet. „Wir haben eine Kontakt-Liste von dem Positiv-Getesteten bekommen, da haben wir keine andere Wahl“, sagt Hansjörg Wiesböck aus dem Gesundheitsamt in Garmisch-Partenkirchen. „Denn wenn uns nur einer durchrutscht, ist die Situation möglicherweise nicht mehr in den Griff zu bekommen.“ Im März und April habe sich die Situation von Ischgl ausgehend letztlich ähnlich verbreitet.

ASV Eglfing: Acht Tests inklusive „Patient Null“ negativ - eine „Hammermeldung“

Destek versteht das Verfahren, nur nachvollziehen kann er es im konkreten Fall nicht. Bereits am Freitag habe die Behörde 8 der 20 Kicker getestet. Diejenigen, die im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wohnen. Darunter auch der Infizierte, quasi der Patient Null. „Prinzipiell testen wir schnellstmöglich, nachdem wir Kenntnis von einem Kontakt einer Person zu einem nachweislich Infizierten haben“, erklärt Pressesprecher Stephan Scharf. Das Ergebnis, sagt Destek, „ist eine Hammermeldung“. Alle negativ. Sogar Patient Null.

Das wiederum sei nicht ausschlaggebend, betont Wiesböck. „Zum Zeitpunkt des Trainings mit der Mannschaft kann der Spieler positiv gewesen sein. Also kann er auch ansteckend gewesen sein.“ Dass die Tests der Mitspieler Ende vergangener Woche negativ waren, sei auch (noch) nicht von Belang. „Wir müssen die Inkubationszeit einbeziehen“, erinnert Wiesböck.

Destek ist trotz aller Erklärungen verärgert. „Nun hocken lauter gesunde Menschen daheim, die einen Job haben und ihren Sport nicht ausüben können. Ich kann das nicht akzeptieren“, sagt der Coach. Am Telefon entschuldigt sich Destek sogleich für die Worte. „Ich bin hoch emotionalisiert.“

Corona-Fall beim ASV Eglfing: „So macht es einfach keinen Sinn“

Auf seiner Internetseite hat der Betreiber einer Fußballschule seine Gedanken sortiert und niedergeschrieben. Dort klagt ein Mann, dem das Vertrauen in die Politik abhandengekommen ist, der sich schon als Aluhutträger beschimpfen lassen musste, weil er auch alternative Medien liest und nicht mehr weiß, wem er noch glauben und vertrauen kann. Er ist der Meinung, dass es mit dem Fußball weitergehen müsse. Die Menschen könnten nicht vor allem kuschen. „Aber so macht es einfach keinen Sinn.“ Wie solle ein geregelter Spielbetrieb ablaufen, wenn Mannschaften für ein paar Wochen komplett abgeschottet werden?

Destek möchte nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Weil das auch in Eglfing niemand macht. Kein Teamkollege kreuzigte die jungen Fußballer für den Urlaub in Kroatien. Sie halten zusammen, telefonieren via Internet. Jeder in der Szene hat gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ein Sportler positiv getestet wird und der Re-Start der Saison hinterfragt wird. Natürlich ahnte niemand, dass Patient Null in Eglfing auftaucht. Trotzdem vermisst Destek eine weisende Hand des Verbands.

„Das ist nicht schön“, betont BFV-Sprecher Fabian Frühwirth. „Aber wir haben immer gesagt: Es wird diese Fälle geben.“ Auch der Verband wartet auf die nächsthöhere Macht, in dem Fall auf die Politik. Der BFV erhofft sich ein „klares Signal“ der Regierung, ob es denn mit dem Wettkampfsport, mit dem Ligenbetrieb weitergehen kann. Konzepte haben die Funktionäre längst angefertigt und hinterlegt. Frühwirth weist den Vorwurf, unvorbereitet gewesen zu sein, zurück. „Wir haben nicht drei Monate zugeguckt.“ Tatsächlich zeige der Fall Eglfing, wie gut das Hygienekonzept gerade im Punkt „Kontakt-Nachverfolgung“ greife. In kurzer Zeit waren alle Beteiligten gefunden. Auf das Vorgehen des Gesundheitsamts habe der Verband keinen Einfluss. „In Einzelfällen wird das hart für die Vereine.“

BFV-Vertreter zweifelt an Saisonstart

Den ASV Eglfing hat es hart getroffen. Gesundheitsämter in anderen Regionen könnten anders reagieren. Für Bayern gilt ein identischer Weg. Heinz Eckl, Chef im Fußballkreis Zugspitze, hat vom positiven Test in Eglfing erfahren. Er kennt keine Details, sagt dennoch: „Ob wir überhaupt zum Start der Saison kommen, ist fraglich.“ Obwohl die Gesamtzahlen nicht ausschlagen, „schrecken die Fälle auf“. Der Fußball stehe auf der Prioritätenliste des Landes „relativ weit hinten.“ Wenn nicht gespielt wird, sei das halt so. Eckl: „Wir nehmen es, wie’s kommt.“

Destek denkt weiter. Halten die Behörden an ihrem Kurs fest, nehme kein Arbeitgeber das Risiko auf sich, einen Mitarbeiter für zwei Wochen zu verlieren. Wegen Fußball. Ihm als Selbstständigen brechen in den Sommerferien, der lukrativsten Zeit, wertvolle Einnahmen weg. „Wenn das das Vorgehen ist, kannst du den Amateurfußball komplett knicken.“ Gestern, am Montag, testete das Gesundheitsamt Weilheim die übrigen zwölf Sportler aus dem Landkreis Weilheim. Die Ergebnisse sollten heute oder morgen kommen. (ANDREAS MAYR und CHRISTIAN FELLNER)

Aufrufe: 019.8.2020, 10:30 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt / Andreas ChristiAutor