2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Eine 16er BGL Ligue könnte den Clubs in Sachen Vermarktung einen Vorteil bringen -
Eine 16er BGL Ligue könnte den Clubs in Sachen Vermarktung einen Vorteil bringen - – Foto: www.paulmedia.lu (Archiv)

Sind 16 Teams pro Division des Guten zu viel?

Risiko eines noch größeren Leistungsgefälles +++ Vorteile rein finanzieller Natur?

In folgendem Artikel versuchen wir uns mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Vor- und Nachteile künftige Ligen mit sechzehn Mannschaften hätten. Wir haben sechs wesentliche Bereiche ausgemacht, die von einer endgültigen Annahme des FLF-Vorschlages langfristig betroffen wären.

Sport

Vor einem knappen Jahrzehnt sprach sich der damalige Nationaltrainer Guy Hellers für eine kleine Nationaldivision bzw. BGL Ligue aus, dies aus rein sportlichen Gründen. Die Leistungsdichte wäre seiner Meinung nach gestiegen und hätte Vorteile für Hellers‘ Nationalmannschaft und -spieler mit sich gebracht. Heutzutage kann man dies, bei über zwanzig FLF-Auswahlspielern, die in der Saison 2019-2020 im Ausland tätig waren bzw. sind, natürlich anders sehen. Doch an sportlich starker Konkurrenz sollte auch den Eliteclubs aus dem Großherzogtums gelegen sein, bis zum Schluss spannende Saisons bringen auch die Vereine weiter – sowie die in Luxemburg tätigen Nationalspieler, die mittlerweile quasi ausschließlich bei Topvereinen der BGL Ligue spielen.

Auch für die internationalen Auftritte dieser Clubs ist starke Konkurrenz ein Vorteil. Die Tabelle der abgebrochenen BGL-Ligue-Saison belegt zudem, dass die Liga de Facto in drei geteilt war, dies nach rund einem Drittel der gespielten Partien. So hatten die Top 4 mindestens sieben Punkte Vorsprung auf Rang 5 und zwischen Rang 7 und 8 war ebenfalls bereits ein Loch von sechs Zählern entstanden, von wo aus es dann „nur“ sieben Punkte bis zum letztem Tabellenplatz waren.

Finanzen

Bei zwei zusätzlichen Heimspielen in einer Liga à sechzehn Teams haben die Vereine theoretisch die Möglichkeit, mehr Geld zu verdienen, sei es über den Verkauf von Eintrittskarten als auch im Catering oder über sonstige spieltagsgebundene Einnahmequellen. Auch Dauerkarten können Clubs teurer verkaufen. Ob diese Rechnung jedoch aufgeht, muss die Zukunft zeigen. Scheinbar unvermeidlich in Ligen à sechzehn scheinen zusätzliche sog. englische Wochen zu sein. Ob am Ende also in absoluten Zahlen überhaupt mehr zahlende Zuschauer kommen, kann man heute noch nicht sagen. Es wäre aber stark zu hoffen, denn wäre dem nicht so, würden die schon teils mickrigen Zuschauerschnitte im Oberhaus noch weiter sinken. Außerdem würden mehr Begegnungen im Prinzip ja auf mehr zu zahlende Punktprämien für die Spieler hinauslaufen, die Ausgaben würden also auch steigen.

Ein wichtiger Punkt für mehr Spiele sind sicherlich die von der LFL angestrebten Live-Übertragungen der BGL Ligue und Ehrenpromotion im Internet. Laut einer Reportage aus der heutigen Ausgabe des Tageblatt könnten die Bewegtbilder dahingehend vermarktet werden, dass Werbeeinblendungen integral den Vereinen zu Gute kommen könnten. Auch von Erlösen von 50.000 € für die LFL ist die Rede, die diese dann an ihre Clubs weiterverteilen würde. Auf dem Weg Richtung Professionalisierung wären solche Einnahmen ein wichtiger Schritt und wohl das schlagkräftigste Argument gegenüber potentiellen Investoren und Werbepartnern.

Ehrenamt

Ob die großen Vereine weiter nach althergebrachten Methoden funktionieren werden sei mal dahin gestellt. Dass manche z.B. ihr Catering schon versucht haben auszulagern, mag ein Weg sein, dem ohnehin abnehmenden Ehrenamt entgegenzuwirken. Doch das Gros der luxemburgischen Clubs wird auch in Zukunft auf die Mitarbeit freiwilliger Helfer angewiesen sein, dies auch in der BGL Ligue! Und wenn diese schon fast im Aussterben befindliche Gattung durch zwei zusätzlich zu opfernde Wochenenden (oder auch Mittwochabende) weiter eingespannt wird, wird man sich mittel- oder langfristig einen Bärendienst erweisen.

Schiedsrichter

/ Korrektur Anzahl der Spiele] Gleiches gilt für die Schiedsrichter, deren es vorne und hinten nicht genügend gibt. Mit vier Divisionen à jeweils sechzehn Mannschaften, dazu zwei à vierzehn und einer mit elf Teams käme man auf ein Total von 1.434 zu leitenden Partien pro Saison, alle Begegnungen von der BGL Ligue bis zur 3.Divison eingerechnet. Das wären über siebzig Begegnungen mehr als das bisherige System von sechs Divisionen à vierzehn Teams, sowie eine zukünftige à neun und eine à zehn, wenn man die dritte Division in zwei Bezirke einteilen würde mit je drei Runden pro Saison. In dem Fall käme man nämlich auf zusammen 1.362 Spiele, alle Divisionen eingerechnet. Wenn man nun zusätzliche Schiedsrichter zu den ersten Mannschaften „hochzieht“ werden diese woanders, ggf. im Jugendbereich, fehlen. Oder in höheren Ligen als der 2.Division wird man dann auch auf Linienrichter verzichten müssen!

– Foto: www.paulmedia.lu (Archiv)

Spielfelder

Zwei zusätzliche Heimspiele pro Saison sollten die meisten Rasenplätze aushalten. Dennoch müssten die Gemeinden, denen die Plätze in aller Regel gehören, Mehrstunden einrechnen, die zur Herrichtung der Spielfelder vor den angesprochenen Heimspielen benötigt werden. Und wenn man auf die Absagenflut der vergangenen Jahre rund um den Winter schaut, dann werden die Spielfelder, die nicht über einen Kunstrasen verfügen, mit Pech auch noch für Terminchaos sorgen. Ironisch dabei ist, dass je tiefer man in den Divisionen geht, man mehr dieser Kunstrasenplätze findet, in der BGL Ligue verfügte bisher nur die US Esch in der Saison 2017-2018 über einen solchen!

Image von Vereinen

Mehr Präsenz in den Medien durch mehr Spiele kann natürlich neben den Einnahmen (s.o.) auch das Image von Vereinen verbessern, was wiederum heißt, dass man attraktiver für Fans und damit auch für Sponsoren werden kann. Doch dies gilt hauptsächlich für den Erfolgsfall! Vor allem Mannschaften, die in Zukunft in die Ehrenpromotion oder gar in die BGL Ligue vorstossen werden, bekommen eine bessere Plattform um sich darzustellen. Doch wie sieht es aus, wenn eines Mittwochabends Ende Februar der Tabellenachte gegen den Tabellenzehnten bereits um die goldene Ananas spielt? Oder wenn die Diskrepanz zwischen einem Europapokalanwärter und einem Aufsteiger dermaßen groß ist, dass man von Anfang an auf verlorenem Posten steht? Dann bräuchte es starker Medienabteilungen, um einen sportlichen Negativtrend zu brechen und um das eigene Image aufzupolieren.

16 Teams nicht der Weisheit letzter Schluss

Es gibt entsprechend viel zu beachten wenn die drei höchsten Divisionen künftig auf Dauer mit sechzehn Mannschaften funktionieren wollen. Kurzfristig ist es bestimmt für manche Vereine schön, einmal in einer höheren Liga anzutreten. Langfristig könnte es aber ein Schuss in den Ofen sein, wenn man sich z.B. finanziell übernimmt, um weiter oben mitmischen zu können. Und für die FLF wird es ebenfalls wie erwähnt nicht einfach, alle Spiele mit Schiedsrichtern zu besetzen. Dass eine BGL Ligue bzw. die LFL z.Z. von Verhandlungen mit potenziellen Übertragungspartnern die Chance hat, ein Plus an Spielen zu vermarkten, ist einleuchtend. Dass die Chancen auf einen Rückgang der sportlichen Qualitäten nicht außer Acht zu lassen sind, aber ebenso! Man darf also gespannt sein, wie das Referendum der FLF, das noch bis zum 6.Juli läuft, ausgehen wird!

Aufrufe: 024.6.2020, 17:00 Uhr
Paul KrierAutor