2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Der Neue: Ex-DDR-Nationalspieler Hans Richter übernimmt in der kommenden Spielzeit Kreisoberligist DJK Flörsheim. Foto: privat
Der Neue: Ex-DDR-Nationalspieler Hans Richter übernimmt in der kommenden Spielzeit Kreisoberligist DJK Flörsheim. Foto: privat

Alt-Internationaler heuert in Flörsheim an

Ehemaliger DDR-Nationalspieler trainiert DJK +++ Einst spielte er gegen van Basten, jetzt übernimmt Hans Richter das Ruder beim Kreisoberligisten

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Ab der kommenden Saison wird die DJK Flörsheim (Main-Taunus) vom ehemaligen DDR-Nationalspieler Hans Richter trainiert. Der 54-jährige coacht aktuell die zweite Mannschaft bei Rot-Weiß Walldorf in der Kreisliga A (Groß-Gerau) und löst nach der auslaufenden Saison Interimscoach Dirk Ludwig ab.

Hans Richter, dieser Name stand vor gar nicht allzu langer Zeit noch für Tore im deutschen Spitzensport, genauer gesagt in der DDR-Oberliga, der früheren Beletage des ostdeutschen Fußballs. Bei 271 Einsätzen brachte es der Angreifer auf immerhin 95 Treffer. Im Finale des FDGB-Pokals 1986, dem ostdeutschen Äquivalent zum DFB-Pokal, gelangen ihm im 1992 abgerissenen Stadion der Weltjugend in Berlin drei Tore für Lokomotive Leipzig. Am Ende konnte Lok. einen klaren 5:1-Erfolg über Union Berlin feiern. Nur ein Jahr später standen Leipzig und Richter wieder in einem Finale, diesmal ging es um den Europapokal der Pokalsieger. In Athen unterlag der Überraschungsfinalist dem haushohen Favoriten Ajax Amsterdam dabei nur knapp mit 0:1. Marco van Basten, Hollands Superstürmer hatte das entscheidende Tor erzielt und letztlich den Unterschied gemacht.

Von Europas Höhen in Hessens Weiten
Solche Kaliber im gegnerischen Sturmzentrum muss der Trainer Hans Richter nicht fürchten, wenn er über seine "neue Herausforderung" spricht, Kreisoberligist DJK Flörsheim. Als die DDR im Herbst 1989 kurz vor dem Zusammenbruch stand, gelang dem DDR-Ex-Nationalspieler die Flucht in die Bundesrepublik, wo er zunächst bei den Offenbacher Kickers seine neue sportliche Heimat fand. Von dort aus ging es für ihn ins Rhein-Main-Gebiet und hier immer wieder zu Rot-Weiß Walldorf, wo er in den letzten rund 20 Jahren mit kleineren Unterbrechungen sowohl als Spieler als auch als Trainer aktiv war und immer noch ist. Doch Engpässe im Kader seiner zweiten Walldorfer Mannschaft haben ihn zuletzt zunehmend unzufrieden werden lassen: "Von daher musste ich nicht lange überlegen, als die Anfrage aus Flörsheim kam - das Gesamtpaket passt", erklärt Richter gegenüber FuPa.

Bei der DJK sieht Richter für sich und das Team die Perspektiven, die er in Walldorf zuletzt vermisst hat. Auch wenn er bisher noch kein Spiel seiner neuen Elf beobachten konnte, glaubt der Fußballlehrer, eine spielstarke und gut funktionierende Mannschaft vorzufinden und sieht ein solides Fundament für die kommende Saison. Große Veränderungen im Kader seien demzufolge vorerst nicht geplant. Was seine Ziele mit dem neuen Verein angeht, hält sich Richter erst einmal bedeckt. Er wolle seine neuen Kicker zunächst einmal kennenlernen und zumindest eine ebenso erfolgreiche Runde spielen wie in der laufenden Saison. Derzeit steht die DJK in der Kreisoberliga Main-Taunus auf Platz fünf und damit im oberen Mittelfeld. Sollte Richter im Laufe der Saison merken, dass beim Team "noch Luft nach oben" sei, könne man immer noch oben angreifen.

Bescheidenheit ist Trumpf
Richter ist generell ein bescheidener Mensch. Von seinen Erfolgen als Profi will er im Umgang mit den ihm anvertrauten Amateuren nichts wissen. Über Privilegien wie eine bevorzugte Behandlung beim Telefonanschluss, auf den er als Oberliga-Spieler nur zwei Wochen zu warten brauchte, während sich der DDR-Normalbürger mehrere Jahre gedulden musste, kann er heute nur lachen. Bei seinen drei Treffern im Pokalfinale habe er schlicht Glück gehabt, dass ihm der Ball an dem Tag öfter "vor die Füße gefallen" sei als sonst.

Sehnsucht nach dem großen Fußballgeschäft verspürt der Neu-Flörsheimer keineswegs. Je höher die Spielklasse, desto mehr werde ein Trainer nur nach "nackten Ergebnissen" beurteilt, statt auf die eigentliche Arbeit des Trainers Wert zu legen, so Richter. Nicht zuletzt deshalb habe ihm die entwicklungsorientierte Arbeit bei den A-Junioren von RW Walldorf, die er bis in die Hessenliga führte, auch besonderen Spaß gemacht. Die DJK dürfte sich mit Richters Verpflichtung auch positive Impulse für ihre Jugend erhoffen. Derzeit spielen Flörsheims A-Junioren in der Kreisliga A.

Aufrufe: 014.5.2014, 12:00 Uhr
Sérgio PrestaAutor