2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht
Orhan Akkurt (Mitte) machte mit einem Doppelpack binnen sechs Minuten alles klar. F: Christian Riedel (Archiv)
Orhan Akkurt (Mitte) machte mit einem Doppelpack binnen sechs Minuten alles klar. F: Christian Riedel (Archiv)

Akkurt macht mit Doppelschlag alles klar

Die Cleverness ist zurück beim SVH

SV Heimstetten - Die Partie in Wolfratshausen war lange Zeit eng. Doch dann kam Heimstettens Knipser vom Dienst und entschied die Partie per Doppelschlag.

Seit Generationen müssen sich Schüler im Chemieunterricht mit Indikatoren herumschlagen. Dabei handelt es sich meist um Papierstreifen, die die Jugendlichen – im weißen Kittel, die Schutzbrille auf der Nase – in allerlei Tinkturen tunken. Haben sie zuvor alles richtig gemacht, färbt sich der Indikator – mal Rot (stark sauer), mal Violett (stark basisch).

Einen solchen Indikator gibt es auch bei den Bayernliga-Fußballern des SV Heimstetten, und das Beste daran ist: Zur Auswertung braucht man weder eine Farbskala noch chemische Grundkenntnisse. Denn bei diesem Indikator namens Orhan Akkurt lautet die simple Regel: Je öfter er trifft, desto besser geht’s dem SVH. „Ich bin halt kein Stürmer, der vier Gegner austanzt und den Ball aus zwanzig Metern in den Winkel knallt“, hat der 31-Jährige seine Spielweise einmal beschrieben. „Ich brauche Zuspiele, aber dann mache ich auch die Tore.“

Nimmt man diesen Akkurt-Indikator zum Maß, so lässt sich sagen: Dem SV Heimstetten geht es zurzeit gut. Sehr gut sogar. Und damit ist nicht nur der 3:0-Erfolg beim BCF Wolfratshausen gemeint, zu dem der Stürmer zwei Tore beigesteuert hat. Vielmehr hat der SVH seit sechs Spielen nicht verloren und dabei fünf Siege eingefahren. Oder um den Indikator zu bemühen: In den vergangenen fünf Spielen hat Akkurt neun Treffer erzielt – wodurch der Routinier auch an die Spitze der Torschützenliste geklettert ist (14 Tore).

„Die Mannschaft hat sich stabilisiert“, lobt Manager Michael Matejka, „und vor allem hat sie ihre Cleverness wieder gefunden“. Auch der Auftritt in Wolfratshausen sei „spielerisch kein Glanzlicht gewesen“. Aber: „Wir haben kämpferisch das gezeigt, was wir wollten“, betont Matejka. Auch deshalb sei der Sieg „absolut verdient“ gewesen.

Dennoch dauert es im Isar-Loisach-Stadion bis zur 34. Spielminute, ehe die Gäste in Führung gehen. Und das einzig Verblüffende daran ist: Als Torschütze tritt nicht Orhan Akkurt in Erscheinung – sondern Sebastiano Nappo. Er vollendet einen prima Angriff über Daniel Steimel und Lukas Riglewski mit dem 1:0, zugleich der Pausenstand. Nach dem Wechsel sei der SVH zwar weiter überlegen gewesen, sagt Matejka, jedoch hätten auch die Platzherren eine „richtig dicke Chance“ gehabt. Doch in dieser Situation ist Torwart Maximilian Riedmüller auf dem Posten und verhindert den Ausgleich.

Nach gut einer Stunde sei Wolfratshausen dann „etwas der Dampf ausgegangen“, urteilt der SVH-Manager – und das bestraft Heimstetten. Zunächst verwertet Akkurt einen klugen Riglewski-Pass zum 2:0, und nur sechs Minuten später ist der Torjäger erneut zur Stelle – mit einem „typischen Akkurt-Ding“, wie es Matejka nennt. Will heißen: Die Kugel landet im Sechzehner bei dem Stürmer, der das Spielgerät – meist mit nur einem Ballkontakt – ins Tor schießt, spitzelt oder stolpert.

Kurz nach dem 3:0 nimmt Trainer Heiko Baumgärtner seinen Torjäger vom Feld. Auf eine solche Auswechslung reagiert Orhan Akkurt ja normalerweise so erfreut wie dereinst Oliver Kahn auf Patzer seiner Vorderleute. Diesmal aber trabt der Stürmer ganz ohne Weltuntergangsgesicht vom Rasen – auch das ein Indikator, wie gut es in Heimstetten zurzeit läuft.

BCF Wolfratshausen – SV Heimstetten 0:3 (0:1)

SVH: Riedmüller, Schäffer, Kubina, Hintermaier (86. Biersack), Giglberger, D. Schmitt, Steimel, Riglewski, Lopes, Nappo (75. Wellmann), Akkurt (85. Aydemir).

Tore: 0:1 Nappo (34.), 0:2 Akkurt (72.), 0:3 Akkurt (78.). – Schiedsrichter: Andreas Hummel (Betzigau) – Zuschauer: 120.

Text: Patrik Stäbler

Aufrufe: 011.10.2016, 15:48 Uhr
Patrik Stäbler - Münchner Merkur (Nord)Autor