2024-05-10T08:19:16.237Z

Querpass

Ohne Angst gegen den 475-Millionen-Euro-Kader

Fußball-Europa-League: F91 Düdelingen startet am heutigen Donnerstagabend mit einem Heimspiel gegen den AC Mailand in die Gruppenphase.

Der in Trier lebende, frühere Zweitligaspieler Dominik Stolz vertraut beim Unterfangen, mit Düdelingen weiter für Furore zu sorgen, auch dem Matchplan seines Trainers Dino Toppmöller.

Schlicht und einfach „mal was anderes erleben“ wollte Dominik Stolz, als er im Sommer 2016 den Zweitligisten SV Sandhausen verließ, nach Luxemburg zu F91 Düdelingen wechselte und dort gleich einen Vier-Jahres-Vertrag unterschrieb. „International spielen zu können, war seinerzeit schon ein wichtiges Argument, warum ich mich für den F91 entschieden habe“, erinnert sich der im Trierer Stadtteil Feyen/Weismark lebende Mittelfranke. Zudem machten ihm sein Kumpel Dominik Zwick (Ex-FSV Salmrohr und jetzt beim Luxemburger Erstligisten Etzella Ettelbrück aktiv) und der aus Schillingen stammende Spielerberater Nico Klemens den Wechsel schmackhaft.

Hauptstadt-Stadion restlos ausverkauft

Auf europäischer Ebene kann sich der 28-Jährige momentan mit dem vom Rivenicher Dino Toppmöller trainierten Team so richtig austoben: Am heutigen Donnerstagabend, 21 Uhr, wird im mit gut 8000 Zuschauern restlos ausverkauften hauptstädtischen Josy-Barthel-Stadion das erste von sechs Gruppenspielen in der Europa-League gegen den AC Mailand angepfiffen.

Der nominelle Unterschied könnte größer kaum sein: Der vom 2006erWeltmeister Gennaro Gattuso trainierte, siebenfache Champions-League-Sieger und 18-fache italienische Meister kommt mit Stars wie dem Argentinier Gonzalo Higuaín, dem früheren Leverkusener und Hamburger Bundesligaspieler Hakan Calhanoglu oder italienischen Nationalspielern wie Alessio Romagnoli, Gianluigi Donnarumma oder Giacomo Bonaventura. Das Internetportal transfermarkt.de führt Milan mit einem Spieler-Marktwert von rund 475 Millionen Euro – gegenüber knapp vier Millionen, mit denen der Düdelinger Kader taxiert ist. Froh sind sie beim F91 schon, in den kommenden Wochen komplett unter Vollprofibedingungen arbeiten zu können. Jene, die noch einer anderen Arbeit nachgehen, können dank Ausgleichszahlungen des Vereins unbezahlten Urlaub nehmen. Der Hype vor dem Milan-Spiel ist für Luxemburger Verhältnisse enorm: Kamerateams aus mehreren Ländern waren sogar beim Düdelinger Training zu Gast und Tickets werden auf dem Schwarzmarkt für einige hundert Euro gehandelt.

Schon drei Meister eliminiert

„Wir haben sicher viel Respekt, aber keine Angst“, stellt Dominik Stolz vor dem Auftaktspiel gegen Milan und den nachfolgenden Vergleichen gegen Betis Sevilla und Olympiakos Piräus klar. Der in der Nachwuchsabteilung des 1. FC Nürnberg ausgebildete Offensivmann ist überzeugt davon, dass „uns Dino Toppmöller wieder einen guten Matchplan mit auf den Weg gibt“. So, wie im bisherigen Verlauf des internationalen Wettbewerbs in der laufenden Saison, als F91 zunächst in der Champions-League-Qualifikation knapp und unglücklich am ungarischen Titelträger Vidi FC (1:1/1:2) gescheitert war, dann aber in der Europa-League-Quali durchstartete und nacheinander die Meister aus dem Kosovo (KF Drita mit 2:1/1:1), aus Polen (Legia Warschau mit 2:1/2:2) und Rumänien (CFR Cluj mit 2:0/3:2) aus den Angeln hob.

Mit technisch sauberem, schnellem und selbstbewusstem Spiel („Der Trainer will nicht sehen, dass wir lange Bälle schlagen“, so Stolz) verblüfften die Düdelinger bislang ein ums andere Mal europäisch. „Wir wissen, was wir können. Das haben wir vergangenes Jahr im November auch schon mal bei einem 5:3-Testsieg gegen Bundesligist Mainz 05 gezeigt“, betont Stolz, einer von acht Deutschen im F91-Kader. In keinem Europa-League-Spiel mehr als drei Gegentore kassieren und den „einen oder anderen Punkt mitnehmen“ lautet sein Ziel vor den Vergleichen mit Milan, Betis und Olympiakos.

Sonntag geht´s im Pokal zu Drittligist Kehlen

Stolz, der in einer Fahrgemeinschaft mit mehreren in oder um Trier herum lebenden Teamkollegen täglich die Fahrt ins rund 65 Kilometer entfernte Düdelingen zurücklegt, will gerade das Duell mit Milan vor allem „in vollen Zügen genießen“, freut sich aber auch auf zehntausende, heißblütige Fans in San Siro oder Griechenland.

Schnell muss er sich danach aber wieder auf den doch mitunter grauen Fußballalltag im Großherzogtum umstellen: Sonntag steht das Pokalspiel beim Drittligisten FC Kehlen auf dem Plan. Da werden nur ein paar hundert Zuschauer erwartet.

Aufrufe: 020.9.2018, 02:37 Uhr
Andreas Arens Autor