29 Punkte zum Abschluss der Hinrunde sind durchaus beachtlich. Auch im vergangenen Sommer musste sich der 1. FC Nürnberg II praktisch neu erfinden. Michael Köllner, der ebenfalls neue Trainer, setzt seitdem voll auf den Nachwuchs, so auch gestern. Fünf Fußballer aus seiner Startformation gegen den FC Bayern II zählten bis Juni noch zum Kader der Nürnberger U19.
Form- und somit auch Leistungsschwankungen sind normal in dem Alter, die meisten aus seinem Aufgebot dürfen ja erst seit kurzem alleine Auto fahren. Auch Sommer-Zugang Abdelhamid Sabiri ist noch 19, was man ihm auch gegen die Bayern nur selten anmerkt. Der gebürtige Marokkaner mit der Nummer zehn auf dem Rücken zählt zu den größeren Talenten im Club; ungemein torgefährlich ist er und auch technisch „brutal gut“, wie sein Trainer findet. Den Ball führt er stets ganz eng am Fuß — und hat oft bereits vor der Annahme eine schöne Idee, wie es weitergehen könnte.
Kreative, feingliedrig-elegante Spieler wie Sabiri sind selten und trotzdem hat ihn Nürnbergs Scout aufgespürt, in der fünftklassigen Oberliga Westfalen. Dieter Nüssing betet die letztjährigen Saisonstatistiken seiner Entdeckung unaufgefordert vor („18 Tore, zwölf Torvorlagen“); die Sportfreunde Siegen führte Sabiri in die Regionalliga, entschied sich wenig später aber für die offenbar besseren Perspektiven beim 1. FC Nürnberg II.
„Acht- bis zehnmal“, sagt Köllner, habe ihn sich Nüssing angeschaut, der Trainer überdies etliche Videos. In ihrem Urteil sind sie sich einig: Sabiri wird einer. Oder, etwas vorsichtiger formuliert: Kann einer werden. Wenn er mittelfristig den nächsten Schritt macht in seiner Entwicklung.
Körperlich muss Sabiri noch zulegen, stabiler werden, „vor allem mit dem Verteidigen tut er sich noch schwer“, sagt Köllner nach knapp fünfmonatiger Zusammenarbeit. In sein mehrminütiges Vorrunden-Fazit nach dem wilden 3:3 (1:2) gegen den FC Bayern II schloss er selbstverständlich auch Sabiri ein, ohne ihn namentlich zu erwähnen. „Die letzte taktische Reife“ würde einigen aus seinem Kader noch fehlen, „wir brauchen noch Zeit.“ Zeit, „um fleißig zu feilen an jedem einzelnen Spieler und an der Mannschaft“, wie es Köllner ausdrückt. „Wir wollen bei uns ja schließlich Profis kreieren.“
Das ist natürlich auch der Traum von Abdelhamid Sabiri. „Langfristig“ habe man ihn an den Club gebunden, beruhigt Köllner. Weil er weiß, dass ihn andere Vereine längst auf dem berühmten Zettel stehen haben. Auch beim FC Bayern II kennt man ihn jetzt etwas näher; den Foulelfmeter zum 1:1 verwandelte Sabiri eiskalt, sein Treffer zum 2:2 resultierte aus einer wunderbaren Kombination. „Perfekter Fußball“, schwärmte Köller später.
Acht Tore hat der offensive Mittelfeldspieler schon erzielt in dieser Saison — „er taucht aber auch immer wieder ab in einem Spiel“, sagt Köllner. Sie arbeiten daran.