2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht
Vor allem rund um die Spielstätte gibt es Vorgaben des DFB, die alle Drittligisten erfüllen müssen.
Vor allem rund um die Spielstätte gibt es Vorgaben des DFB, die alle Drittligisten erfüllen müssen. – Foto: Peter Mularczyk

Sehnsuchtsort 3. Liga: Wenn nur die sportliche Hürde wäre...

Aschaffenburg, Bayreuth und Schweinfurt wollen die Drittliga-Lizenz beantragen. Das Franken-Trio ist guter Dinge, die vom DFB vorgeschriebenen Drittliga-Anforderungen zu erfüllen

Vor bald sieben Jahren war der FV Illertissen drauf und dran, den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Weit bevor aber letztlich feststand, wer in die Relegation um den Aufstieg darf, entschieden die Schwaben allerdings keine Lizenz für die höhere Spielklasse zu beantragen und somit freiwillig auf die 3. Liga zu verzichten. Dass der FVI dann "nur" auf Rang 2 landete, ist deshalb nebensächlich, soll aber aufgrund der Vollständigkeit noch erwähnt sein. "Für unsere Enthaltung gibt es letztlich zwei Gründe", blickt Illertissens Sportchef Herrmann Schiller zurück. "Unser Stadion hätte in keinsterweise den Anforderungen entsprochen. Und unsere Spieler waren nicht dazu bereit, ihre Berufe und Studien aufzugeben und Profis zu werden."
Für einen Verein der Größenordnung des FV sei Profifußball nicht zu stemmen, stellt der erfahrene Funktionär mit zeitlichem Abstand fest. Ähnlich wie Eichstätt in der jüngsten Vergangenheit wäre die 3. Liga zwar aus sportlicher Hinsicht mit etwas Glück durchaus drin, aus wirtschaftlichem und infrastrukturellem Blickwinkel aber fast unmöglich. "Die Gefahr, dass der Profifußball nur ein kurzes Gastspiel ist, ist zu groß, weshalb weder die Spieler noch der Verein ins Risiko geht", berichtet Schiller. "Auf Sicht hätten wir deshalb zu viel kaputt gemacht, nur um vielleicht einmal 3. Liga zu spielen. Deshalb sind wir auch mit der damaligen Entscheidung absolut im Reinen."

U.a. ein Stadion mit 10.000 Plätzen, davon 2.000 Sitzplätze und ein Drittel überdacht, ein Trainer mit Fußball-Lehrer-Ausbildung, eine Flutlichanlage mit mindestens 800 Lux E-Cam, ein Naturrasenspielfeld mit Rasenheizung, ein Geschäftsführer, ein Teamarzt, ein Physio und ein Pressesprecher in Vollzeit - für Illertissen waren die Vorgaben seitens des DFB für Drittliga-Vereine zu groß. Bayreuth, Aschaffenburg und Schweinfurt, die in der aktuellen Spielzeit im Rennen um den Aufstieg sind, hingegen wollen sich diesen Herausforderungen stellen.



Alle drei fränkischen Top-Teams der Regionalliga-Bayern werden die Lizenz für die 3. Liga bis zum Fristende am 1. März beantragen. Nürnberg II, sollte es aufsteigen, kann auf die Profistrukturen der Zweitliga-Truppe zurückgreifen. Hinsichtlich eines entsprechendes Antrages ist beim Club noch "keine Entscheidung gefallen", wie Sprecher Christian Bönig mitteilt. Die weiteren Teams verzichten auf einen Antrag bzw. sind zu weit von den Spitzenplätzen entfernt.

Doch der sportliche Weg für Bayreuth, Aschaffenburg und Schweinfurt, die allesamt auf eine Vergangenheit im Profibereich zurückblicken können und ohnehin andere Rahmenbedingungen haben als beispielsweise Illertissen, ist noch lang und steinig. Corona-bedingt ist in dieser Spielzeit eine Play-Off-Runde der Top 4 geplant, ehe der Sieger davon in die Relegation gegen den Vertreter der Regionalliga Nord muss. Darüber hinaus ist wegen der Pandemie die Fortsetzung des Spielbetriebes derzeit komplett offen. Während also der sportliche Bereich ruht, wird im Hintergrund des nordbayerischen Trios fleißig an der Zulassung für Liga 3 gearbeitet.


Viktoria Aschaffenburg (aktueller Tabellenplatz: 1)



Wegen des Stadions am Schönbusch hofft Viktoria Aschaffenburg auf eine Sondergenehmigung beim Lizenzierungsverfahren.
Wegen des Stadions am Schönbusch hofft Viktoria Aschaffenburg auf eine Sondergenehmigung beim Lizenzierungsverfahren. – Foto: Stefan Schmiedel


Die "Vision 3. Liga" haben sich die Unterfranken schon länger auf die Fahnen geschrieben. Dass sich das Team von Trainer Jochen Seitz aber derart schnell von einem Abstiegskandidaten zum Titelaspiranten gemausert hat, überrascht die Verantwortlichen selbst. "Wir sehen uns aber dazu verpflichtet, die sportliche Entwicklung zu honorieren", betont Finanz-Vorstand Manfred Fleckenstein, der deshalb in diesen Tagen mit dem Lizenzierungs-Verfahren für die 3. Liga beschäftigt ist. Nicht nur, weil er als selbstständiger Finanzberater vom Fach ist und sich deshalb leicht tut, ist er in diesem Zusammenhang guter Dinge - auch wenn er unterstreicht: "Für uns ist der Vorgang der Zulassung für den Profibereich auch ein Versuchsfeld, um mal in Erfahrung zu bringen, was da alles dahintersteckt."

Die größte Herausforderung für die Viktoria wird es sein, den Etat für Liga Nummero 3 zusammen zu bekommen. 450.000 Euro investiert der aktuelle Tabellenführer der Regionalliga Bayern derzeit pro Spielzeit in seine Mannschaft. "Eine Etage höher ist ein Vielfaches davon nötig", weiß Fleckenstein und verweist auf im Raum stehende 4 bis 5 Millionen Euro, die die Platzhirsche der untersten deutschen Profiliga per Annum aufbringen. "Da brauchen wir nicht um den heißen Brei reden: Diese Summe werden wir nicht zusammenbringen. Wir würden das Ganze bescheidener angehen, was übrigens auch mit der sportlichen Leitung so besprochen ist."

Neben den Finanzen ist das "Stadion am Schönbuch", dessen Eigentürmer die Stadt Aschaffenburg ist, sprichwörtlich die größte Baustelle. Der Finanz-Vorstand gibt zu: "Ob der Kurzfristigkeit sind wir hier etwas überfahren worden. Zum 1. März werden wir noch keinen festen Plan haben was die Spielstätte betrifft. Hier hoffen wir auf ein Entgegenkommen des DFB." Man wünsche hier ein "besonders begründete Ausnahmefall" zu sein. Trotz dieser doch größeren Auflagen sind für Fleckenstein die Drittliga-Auflagen des DFB "in Ordnung und gerade im finanziellen Teil sehr wichtig. Wir sind froh, dass es klare Richtlinien gibt. Denn so kann die Insolvenzgefahr minimiert werden." Einzig über die geforderte Stadionkapazität kann man laut dem Viktorianer streiten. "Bei einem Schnitt von derzeit 8.000 Zuschauern in der 3. Liga würde die Welt auch nicht untergehen, wenn man ein kleineres Stadion hat."

SpVgg Bayreuth (aktueller Tabellenplatz: 2)



"Wir befinden uns auf einer inzwischen sehr homogenen Kommunikationsebene" - Marcel Rozgonyi zu den Bemühungen rund um das Hans-Walter-Wild-Stadion.
"Wir befinden uns auf einer inzwischen sehr homogenen Kommunikationsebene" - Marcel Rozgonyi zu den Bemühungen rund um das Hans-Walter-Wild-Stadion. – Foto: Peter Mularczyk


Die größte Hürde auf dem knackigen Weg in die 3. Liga ist auch in Bayreuth die Spielstätte. "Das ist ein wichtiger Punkt, der nicht in unserer Hand liegt. Hier sind wir auf die Zuarbeit der Stadt angewiesen, die Eigentümerim der Anlage ist. Es gibt aber bereits gute Gespräch", gewährt SpVgg-Sportdirektor Marcel Rozgonyi einen Einblick in die aktuellen Drittliga-Planungen. Vor Kurzem sei eine Richtungsentscheidung in Sachen Rasenheizung im Hans-Walter-Wild-Stadion gefallen. Weitere Feinjustierungen, die der DFB vorgibt, stehen auf der Agenda. "Wir befinden uns im regelmäßigen Austausch mit den kommunalen Verantwortungsträgern und auf einer inzwischen sehr homogenen Kommunikationsebene.", wird Rozgonyi deutlich.

Alle Themengebiete, die im Zulassungsverfahren zur 3. Liga klar benannt sind, stellen für einen Regionalligisten immer eine Herausforderungen dar, die es zu lösen gelte. "Wir sind sehr damit beschäftigt, diese auch voll umfänglich erfüllen zu können. Aber im Mittelpunkt steht immer die Mannschaft, die, wenn denn wieder erlaubt, am Samstag für uns die Punkte einfährt und uns als Verein an die Schwelle zur 3. Liga gebracht hat." Man mächte, so Rozgonyi, dieser positiven Entwicklung gerecht werden und die Herausforderung 3. Liga in Bayreuth annehmen.

Auch und vor allem wegen Corona werde vor allem der finanzielle Bereich kein Selbstläufer, wie Rozgonyi, der nicht weiter auf Budgetplanungen eingehen möchte, verdeutlicht. "Alle Unternehmungen haben Probleme und können der aktuellen Lagen nicht viel Positives abgewinnen." Deshalb sei hier große Überzeugungsarbeit nötig. "Trotz alle dem nehmen wir diese Aufgabe in Angriff und werden den Antrag fristgerecht zum 1. März abgeben."


1. FC Schweinfurt (aktueller Tabellenplatz: 4)



Bis auf Kleinigkeiten ist das Sachs-Stadion bereit für die 3. Liga.
Bis auf Kleinigkeiten ist das Sachs-Stadion bereit für die 3. Liga. – Foto: Meiki Graff


Am entspanntesten aus dem Franken-Trio blickt Schweinfurt dem Lizenzierungsverfahren entgegen. Der einfache Grund: Bereits im vergangenen Jahr haben sich die Schnüdel um diese Zulassung bemüht und bereits damals alles Geforderte auf den Weg gebracht. "Einzig rund um das Sachs-Station gibt es vielleicht kleinere Dinge, die noch umgesetzt werden müssen", erzählt Geschäftsführer Markus Wolf und sieht in diesem Punkt den einzigen im DFB-Papier, den er etwas kritisch beäugt.

"Wie viele ins Stadion passen und welche Plätze überdacht sind, ist aus meiner Sicht Sache der Vereine. Wir müssen beispielsweise eine Zusatztribüne aufstellen, die viel Geld kostet, aber wohl oft leer bleiben wird", kritisiert der FC-Chef und ergänzt: "Nur, weil es mehr Plätze gibt, spielt das Team auch nicht besser oder schlechter." Seiner Meinung nach sei es wichtiger, ein adäquates Sicherheitskonzept vorzulegen, sportlich aufzusteigen und die 3. Liga finanziell stemmen zu können als über die Kapazität der Spielstätte zu diskutieren.

Apropos Geld. Aktuell kalkuliert der 1. FC Schweinfurt mit einem Spieleretat von 1,5 Millionen Euro in der Regionalliga für den gesamten sportlichen Bereich, inklusive Berufsgenossenschaft und Sozialversicherung. Um in der 3. Liga bestehen zu können, so rechnet Wolf vor, müsse dieses Budget um eine Million erhöht werden. "Und genau diese Summe kommt durch das Fernsehgeld rein", weshalb er überzeugt ist: "Wir sehen uns gut gewappnet."
Aufrufe: 02.2.2021, 12:00 Uhr
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