München/Schweinfurt - Die Corona-Krise warf nicht nur in ganz Fußballdeutschland, sondern auch im bayerischen Amateurfußball viele neue Fragen auf. Wer nimmt zum Beispiel als „Bayerischer Meister“ an der 1. Runde des DFB-Pokals teil?
Grundsätzlich meldet der BFV nach dem Ende einer Spielzeit den Sieger des bayerischen Landespokals und den Meister der Regionalliga Bayern für die 1. Runde des DFB-Pokals an. Der TSV 1860 München hat sich über den Toto-Pokal für die 1. Hauptrunde qualifiziert. Ganz so klar war die Konstellation beim Meister der Regionalliga Bayern nicht.
Türkgücü München wurde inmitten der Corona-Pause als souveräner Tabellenführer Aufsteiger in 3. Liga gemeldet, Der BFV stand deshalb unter Druck, denn bis zum 06. September 2020 musste der Verband den zweiten bayerischen Teilnehmer aus dem Amateurlager für den DFB-Pokal melden und sich zwischen dem Aufsteiger und dem 1. FC Schweinfurt 05 entscheiden.
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Nachdem Türkgücü München dem DFB als Aufsteiger gemeldet wurde, fiel der Verein aus der Wertung und ist nicht mehr als bestplazierter Regionalliga-Verein gelistet, was die Nicht-Teilnahme am DFB-Pokal nach sich zog. Hier muss man sich zuerst noch die Satzungsänderung des BFV von Ende Juli näher anschauen:
„Sollte zum Zeitpunkt des Ablaufs des Datums der offziellen Meldefrist der Spielbetrieb in der Regionalliga Bayern ohne den nach §20 Regionalligaordnung zum Aufstieg in die 3. Liga gemeldeten Verein wieder fortgesetzt sein, so qualifiziert sich der zu diesem Zeitpunkt bestplazierte noch im Wettbewerb befindliche Amateurverein.“
Im Auszug ist die Rede von der bestplatzierten Amateurmannschaft nach Fortsetzung der Regionalliga Bayern vor Ende der Meldefrist, am 06. September. Allerdings wurde bis zum Ende der Meldefrist die Regionalliga Bayern-Saison nicht fortgesetzt und trotzdem wurde der 1. FC Schweinfurt 05 zum DFB-Pokal gemeldet.
Roman Plesche bezog sich bereits Ende Juli auf diesen Absatz und äußerte sich zu dem Zeitpunkt wie folgt: „Sollte die Spielzeit erst am 26. September weitergehen, wie soll das funktionieren? Wie gesagt, wir gehen davon aus, dass die Meldefrist Ende August endet. Da wird die Regionalliga also noch nicht wieder spielen. Demzufolge müssten wir am DFB-Pokal teilnehmen dürfen.“
In der Zwischenzeit hat der BFV wie erwähnt den 1. FC Schweinfurt 05 gemeldet. Die „Schnüdel“ freuen sich somit auf das Erstrunden-Spiel gegen Schalke und Türkgücü schaut in die Röhre. Dem Aufsteiger gehen damit etwa 180.000 Euro durch die Lappen. Hätte sich der Klub gegen Schalke behaupten können, wären noch einmal etwa 350.000 Euro ausgeschüttet worden.
Das Team von Trainer Alexander Schmidt hat Schätzungen zufolge einen Etat von 3,5 Millionen Euro für die 3. Liga. Die Einnahmen aus der 1. Hauptrunde hätten die Kassen immerhin um knapp fünf Prozent entlastet. Und wie denkt Türkgücü München über die Absage? Auf Rückfrage von Fussball Vorort/FuPa Oberbayern sagte Geschäftsführer Max Kothny: „Wir beantworten zu diesem Thema aktuell keine Fragen.“
Statt im DFB-Pokal gegen die Knappen zu kämpfen, nutzen Schmidt und seine Mannschaft notgedrungen die Möglichkeit, sich auf den Punktspielstart am 19. September gegen den FC Bayern 2 vorzubereiten. Am Freitag testet die Mannschaft gegen den FC Vaduz, am Samstag folgt ein weiteres Trainingsspiel gegen den FC St. Gallen.
(Filip Vukoja)