Grotesk. So würde Marco Fritscher die letzten Partien vor der Winterpause bezeichnen. Den Auftritt in München will er nicht beschönigen: "Wir haben ein total schlechtes Spiel abgeliefert." Aber warum? Darauf hat der gebürtige Hesse aus der Nähe von Offenbach auch keine pauschale Antwort: "Das ist schwierig zu sagen. Fakt ist, dass das 0:5 in Pipinsried uns aus der Bahn geworfen hat, das hat an uns genagt. Wir sind in eine Negativspirale geraten und auch das Selbstbewusstsein fehlt einfach." Dass die Stimmung alles andere als weihnachtlich friedlich ist, wurde am Freitagabend ebenfalls deutlich. Nach der Demontage im Grünwalder Stadion lagen die Nerven blank. Als die Schweinfurter Spieler Richtung Fanblock marschierten, mussten sie einige wüste Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Fritscher kann die aufgebrachten Anhänger verstehen: "Die Enttäuschung bei den Fans ist verständlich, wir sind in der Pflicht. Ich bin zehn Minuten nach Abpfiff noch einmal zu unserem Block gegangen, um mich ausführlich mit ihnen zu unterhalten. Es ist enorm wichtig, dass die Leute, die uns Woche für Woche unterstützen, auch weiterhin zu uns stehen. Und das Gefühl habe ich nach wie vor."
Fritscher weiß, dass es ein großes Privileg ist, mit seinem Hobby Geld verdienen zu können. Aber in der vierten Liga ist noch keiner reich geworden. Die Glitzerwelt der Glamourkicker ist weit entfernt, sehr weit. Lohnt es sich deshalb für ihn eigentlich, Fußball professionell zu betreiben? "Ich kann mich derzeit nicht beklagen, ich lebe sehr gerne mit meiner Freundin in Schweinfurt, uns geht`s gut. Aber wir brauchen auch nicht um den heißen Brei herumreden, wenn man mal eine Familie ernähren will, dann muss der nächste Schritt in die drei großen Profiligen gelingen." Am liebsten würde der 23-Jährige den Sprung mit den Schnüdeln schaffen, sein Vertrag läuft noch bis zum Sommer. "Ich bin da aber schon so realistisch und sage, dass muss in den nächsten ein bis zwei Jahren passieren. Ich weiß, was ich kann. Ich weiß aber auch, dass dazu auch immer eine große Portion Glück gehört." Und was, wenn der erhoffte Vorstoß Richtung deutsche Kickerelite ausbleibt? "Ich werde sicher nicht krampfhaft daran festhalten, in der Regionalliga weiter den Profi zu geben. Dann werde ich eben in meinen erlernten Beruf zurückkehren. Ich blicke jetzt auch schon über den Tellerrand hinaus und schaue, wie ich mich weiterbilden kann." Jetzt heißt es demnächst aber erst einmal Kraft tanken für Marco Fritscher, Weihnachten steht vor der Tür. Dem Trubel groß entfliehen wird er nicht, vielmehr wird er die Zeit mit seiner Freundin und der Familie in der Frankfurter Gegend verbringen. Mitte Januar beginnt dann die Vorbereitung auf die Frühjahrsrunde. Die Schnüdel haben einiges gutzumachen - und Marco Fritscher hat die Hoffnungen auf ein "Happy End" längst noch nicht aufgegeben.