2024-05-23T12:47:39.813Z

Allgemeines
Marco Fritscher (li.) muss sich in nächster Zeit in Sachen Dribblings gedulden.
Marco Fritscher (li.) muss sich in nächster Zeit in Sachen Dribblings gedulden. – Foto: Frank Scheuring

Fußballer a.D. - Erntehelfer in spe

Schweinfurts Marco Fritscher (25) zeigt soziales Engagement und will sich nicht in den eigenen vier Wänden verschanzen

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Während viele beschäftigungslose Profikicker die Playstation malträtieren oder versuchen, die Langeweile durch Hochhalten von Klopapierrollen zumindest für ein paar Minuten zu vertreiben, geht Marco Fritscher vom 1. FC Schweinfurt 05 einen anderen Weg. Der 25-Jährige und seine Freundin haben sich dazu entschlossen, sich nicht in den eigenen vier Wänden zu verschanzen, sondern Menschen ihre Hilfe anzubieten.

Eigentlich hätte sich der flinke Außenbahnspieler am Freitagabend mit seinen Teamkollegen auf das unterfränkische Duell bei der Viktoria in Aschaffenburg vorbereiten sollen - eigentlich. Denn nichts ist wie zuvor, der Ball ruht auf unbestimmte Zeit, das Fußballerherz blutet. Da geht es Marco Fritscher nicht anders. Derzeit hält er sich mit seiner Lebensgefährtin in Frankfurt auf - aber nicht mehr lange. Die beiden wollen helfen: "Wir haben uns dazu entschlossen, zurück nach Schweinfurt zu fahren und vor Ort Landwirte zu unterstützen. Auf Bauernhöfen werden wir als Erntehelfer arbeiten. Im Frühjahr fällt ja viel Arbeit an, sei es Spargelstechen oder die Aussaat." Der 25-Jährige wirkt äußerst reflektiert und er registriert ganz genau, was die Krise mit dem Land macht: "Ich schaue mir an, wie die Vereine damit umgehen. Manche sehr professionell, andere wiederum weniger. Und dann ist da noch die große Sorge um unsere Gesellschaft im Allgemeinen."

»Diese Jammerei ist völlig surreal.«

Marco Fritscher setzt sich für mehr Solidarität ein, das ist ihm ganz wichtig: "Unsere Bundeskanzlerin Frau Merkel hat es im Interview gesagt: Alle müssten jetzt ihren Beitrag leisten und alle müssten den Ernst der Lage erkennen." Diese Einsicht sei längst noch nicht bei allen durchgedrungen. Das Grummeln vieler, sich nun vorübergehend einschränken zu müssen, geht dem gebürtigen Hessen gehörig gegen den Strich: "Diese Jammerei ist völlig surreal." Im Umkehrschluss hofft Fritscher, dass vor allem bei seiner Generation eine Sensibilisierung einsetzt. "Wir leben im Luxus, im absoluten Überfluss. Ich hoffe, das lernen vor allem die Jungen wieder zu schätzen. Alles wird immer als selbstverständlich gesehen." Wie es mit ihm fußballerisch im Sommer weitergeht, darüber herrscht schon Klarheit: "Nach sehr intensiven Gesprächen ist eine Entscheidung gefallen und demnächst wird es eine Veröffentlichung dazu geben." Ob sich Fritscher im Sommer weiterhin das Trikot des 1. FC Schweinfurt 05 überstreift oder er woanders spielen wird, in dieser Frage müssen sich die Fans noch ein wenig gedulden.

Aufrufe: 022.3.2020, 13:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor