2024-05-10T08:19:16.237Z

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Penzberger Coup am ersten Spieltag: In der Heimpartie gegen den haushohen Favoriten Jahn Regensburg (in roten Trikots, hier der ehemalige Penzberger Franz Fischer) siegte der FC (hier Akif Abasikeles) mit 4:1.
Penzberger Coup am ersten Spieltag: In der Heimpartie gegen den haushohen Favoriten Jahn Regensburg (in roten Trikots, hier der ehemalige Penzberger Franz Fischer) siegte der FC (hier Akif Abasikeles) mit 4:1. – Foto: Ralf Ruder

Der 1. FC Penzberg Futsal klopft an der Tür zur Bundesliga

Erst vor vier Jahren wurde das Team gegründet

Die Penzberger Futsaler sind rasant aus der untersten Liga bis nach ganz oben gekommen. 2021 wird die Bundesliga gegründet. Der 1. FC Penzberg hat Chancen dort dabei zu sein.

Penzberg – Vielleicht hat das nicht jeder mitbekommen, was in so einem wirren Jahr zu verzeihen ist. Der 1. FC Penzberg, die Fußballer, feierten 2020 ihren 100. Geburtstag. Wie sich das gehört, hat man eine Chronik herausgebracht. Bei der Vorstellung sagte André Grunow, der Sportliche Leiter, was man eben so sagt und noch ein bisschen mehr. Unter anderem erwähnte er, wie passend und einmalig es doch wäre, ausgerechnet im Jubiläumsjahr in die Bundesliga aufzusteigen. Richtig gehört, in die Bundesliga, Sparte Futsal, die demnächst gegründet wird und bestenfalls im Herbst 2021 startet. Allerbestenfalls mit dem FCP als Gründungsmitglied.

So viel zu den Träumen, jetzt zu den Fakten. Kürzlich sahen sich die Futsal-Klubs der Regionalliga Süd wieder. Nur digital, aber immerhin. Sie sprachen darüber, wie es weitergeht. Mit dieser Saison, die massiv in Gefahr ist, und mit der Bundesliga. Denn die besten zwei Vereine sollen ein Aufstiegsrecht erhalten für die neu zu gründende Spielklasse. Demnächst wollen sich alle wieder via Video sehen. Bis dahin sollten die Vereine schon einmal die Bewerbungsunterlagen vorbereiten, einen Finanzplan etwa. „Das machen wir schon“, sagt Maximilian Kalus, der Co-Trainer, Spielertrainer, Teammanager oder einfach eines der Gesichter dieses Projekts in Penzberg.

Siege gegen die Ligafavoriten für den 1. FC Penzberg

Ob das dann auch etwas wird mit der Klettertour ins Oberhaus, ist eine andere Sache. Die ersten drei Partien der Saison 2020 hat Penzberg gewonnen, selbst gegen die hoch gehandelten Gegner aus Deisenhofen und Regensburg (deutscher Vizemeister im Vorjahr). „Ob wir das schaffen, sei dahingestellt“, sagt Kalus. Aber oben mitspielen, um Platz zwei herum, möchte man schon so lange wie möglich.

In Penzberg staunen sie selbst manchmal, was aus dieser Gaudi von 2016 geworden ist, welchen Wachstumsschub sie genommen hat. Im Tarnanzug eines Kreisligisten – was sie faktisch zu diesem Zeitpunkt noch waren trotz der Masse an hochklassigen Amateurkickern – tricksten sich die Penzberger bis ins Finale der Bayerischen Hallenmeisterschaft. Das hätten sie auch noch gewonnen, wenn nicht Maximilian Berwein (zuletzt in der Regionalliga beim VfR Garching) den entscheidenden Strafstoß verschossen hätte. Das hat der Berwy, wie sie ihn nennen, aber längst gutgemacht. Im Frühjahr 2020 schoss er den FCP mit einem Tor im Finale zum ersten bayerischen Meistertitel. Jedenfalls hat schon 2016 jeder gesehen, was in dieser Teildisziplin des Fußballs zu erreichen ist für den FC Penzberg, damals mit nur einer Gaudi-Einheit pro Woche am Dienstagabend.

Der 1. FC Penzberg einigte sich auf ein Konzept

Trainer Thomas Dötsch überzeugte das Team 2018 dann zum Start in der Futsal-Bayernliga. Kalus und Marco Hiry managten den Kader und verständigten sich auf ein Konzept. „Penzberg Plus“ könnte man es taufen. Der FCP steht mit seinem Namen und dem Spielerstamm vorn dran. Dazu kommen talentierte Kicker aus der Region, die auch im Winter nach Beschäftigung suchen. Kalus, der Macher, sah das als auch Chance, das Image des FC aufzupolieren.

Nach einem Jahr samt Endspiel-Kracher gegen eine Allgäu-Auswahl standen Kalus und Co. in der Regionalliga und klaubten erst einmal Sponsoren zusammen. Denn nicht jeder im Klub sah es ein, dass man die Beiträge jetzt auch für weite Fahrten nach Frankfurt oder Stuttgart hernimmt. Gerade die ältere wie treueste Fraktion, die sich auch Testspiele im Tiefschnee anschauen würde, verstand den Sinn dieser Innovation nicht. Das Team hat sich mit dem Vorstand besprochen. Es sammelt das Geld jetzt selbst – und alle sind zufrieden.

Der 1. FC Penzberg holte drei Kicker von GW Ingolstadt

Längst ist der FCP in neue Dimensionen vorgestoßen. Torwart Christian Utmälleki – einen Schlussmann brauchten sie dringend – holten sie aus Deisenhofen. Wie sie an die drei Kicker und Coach Fatih Topcu von Grün-Weiß Ingolstadt kamen, war auch so ein Schwank. Beim Hallenturnier des BFV hat man so lange herumgewitzelt, bis beide Seiten kooperierten und jetzt gemeinsam die Regionalliga aufmischen. Ohne Training, sei hier angemerkt. „Dafür läuft es super“, befindet Kalus. Muhammed Karaca, der Türke, Hugo Lopez, der Portugiese aus Ismaning, Bojan Stojanovic, der Serbe aus Murnau, wissen, wie man zockt. Futsal ist die regulierte Form des Fußballs der feinen Füße und engen Gassen, der in ihrer Heimat praktiziert wird. „Die bringen die Zocker-Mentalität mit“, sagt Kalus.

Die ergänzt sich überraschend gut mit dem nüchternen, defensiven Ansatz der Penzberger, der schon den Spott der Gegner ertragen musste. „Das ist kein Futsal, das ist Fußball in der Halle“, schimpften etwa die Regensburger nach ihrer 1:4-Niederlage in Penzberg. Da sprachen aber auch gekränkte Diven, wenn man fies sein mag. Natürlich hatte keiner beim SSV Jahn, dem großen Favoriten, dieses Ergebnis eingeplant. Für Penzberg war der Erfolg aus einer Vielzahl an Gründen ein zuckersüßer. Es ging gegen Thomas Dötsch und Franz Fischer, Ex-Trainer sowie Ex-Mitspieler, dann noch gegen den deutschen Vize-Meister, und die Halle war voll wie nie. Locker 200 Menschen. „Die waren on fire“, sagt Kalus, und Regensburg verbrannte sich.

Der 1. FC Penzberg versucht an Attraktivität zu gewinnen

Solch feurige Atmosphäre hätten sie gern häufiger. Obwohl die Corona-Pandemie auch den Futsal eingefroren hat, arbeiteten die Penzberger an der Attraktivitätssteigerung. Die Fußballprofis Uli und Emanuel Taffertshofer haben ihnen Trikots geschickt, die sie bei den nächsten Heimspielen verlosen werden. Kleine Guttis, die Zuschauer anlocken sollen. Kalus stellt sich vor, dass die Heimspiele im Wellenbad in den nächsten Jahren „so ein Anziehpunkt“ für die Fußballer und Fans der Gegend werden, quasi das Pendant zu Handball, Basketball und Eishockey. (Andreas Mayr)

Aufrufe: 013.1.2021, 09:45 Uhr
Weilheimer Tagblatt / Andreas MayrAutor