Michael Köllner (46) kam als Sportlicher Leiter, ist aber mittlerweile für das ganze NLZ des 1.FC Nürnberg verantwortlich. Seitdem rumort es ein wenig im Club. Der Nachfolger von Rainer Zietsch hat trotzdem einiges vor in den nächsten Jahren.
Köllner: Als Unruhe würde ich das nicht bezeichnen. Ich glaube, dass eine gewisse Bewegung normal ist, wenn sich eine Saison ihrem Ende zuneigt. Weil meist dann personelle Wechsel vollzogen werden, unabhängig davon, ob ein neuer Sportlicher Leiter da ist.
Hätten Sie dem Nürnberger NLZ auch drei Sterne verliehen?
Köllner: Drei Sterne zu haben sagt nicht alles aus, da liegt auch noch eine Bewertung dahinter, die differenzierter ist.
In welchen Bereichen?
Köllner: Wir müssen uns jetzt für die Zukunft aufstellen. Zum Beispiel eine einheitliche Art zu trainieren. Aber eine Zertifizierung kann solche Fragen nicht beantworten, weil die Prüfer nur zwei Tage vor Ort sind. Sie können sich einen Eindruck verschaffen über die grundsätzliche Ausrichtung zum Beispiel, das schon. Aber ich glaube nicht, dass sie auch bis ins letzte Detail schauen können.
Sondern?
Köllner: Der Grundgedanke der NLZ ist, Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Prüfer wollen sehen, dass im Verein eine grundsätzliche Denkweise, ein grundsätzliches Interesse am Nachwuchsfußball vorhanden ist, von oben bis nach unten, und das nehme ich hier wahr. Folglich ist schon mal eine starke Basis da. Aber wir müssen schon noch an Stellschrauben drehen.
An welchen denn? Wo klemmt's?
Köllner: Wir haben mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Abstiege der U17 und U15 hinzunehmen, da kann man nicht sagen, dass es durchweg toll gelaufen ist.
Ihr Vorgänger meint, man habe den Abstieg der U15 in Kauf genommen, um Abgänge von unzufriedenen Reservisten zu verhindern. Können Sie das nachvollziehen?
Köllner: Wenn man so eine Entscheidung trifft, hätte man die Spielklasse hinterfragen müssen. Nur zehn oder zwölf Punkte geholt zu haben, bleibt den Spielern auch in den Kleidern hängen. Negativerlebnisse in Kauf zu nehmen, ist für die Weiterentwicklung von jungen Fußballern nicht gerade förderlich, kann sogar kontraproduktiv sein. Im Fußball zählt nun mal das Ergebnis, egal in welcher Altersstufe. Den Ursprungsgedanken des Gewinnens müssen wir auch ständig im Kopf haben.
Kann man unabhängig von der Liga und von Ergebnissen hochklassig ausbilden?
Köllner: Das kann man nicht losgelöst voneinander betrachten. Die Frage ist nur: Trichter ich meiner Mannschaft ein, bloß nicht zu verlieren – oder trichter ich meiner Mannschaft ein, unbedingt gewinnen zu wollen. Da trennen sich die Wege in der Ausbildung. Wir wollen nicht passiv sein, sondern alles dafür tun, um als Sieger vom Platz zu gehen. Das geht hier, das müssen wir sicherstellen. Auch schon bei der U11, U12, U13.
Der Club hat sich im Nachwuchsbereich in den vergangenen Jahren kleiner gemacht als nötig?
Köllner: Das glaube ich nicht. Sie haben einfach einen Ansatz gewählt, der für sie passend war. Wir glauben jetzt, den bisherigen Ansatz ein bisschen verändern zu müssen.
Was sind so die Fixgrößen in ihrer Planung, in ihrer Philosophie?
Köllner: Wir wollen einen Fußball spielen lassen, d er für den ganzen Verein steht.
Was steht für den Club?
Köllner: Wir wollen gewinnen, wir wollen eine hohe Aktivität haben, eine hohe Aktionsdichte in kürzester Zeit. Dafür muss man kompakt stehen, griffig sein. Und die technische Qualität immer weiter nach oben schrauben.
Braucht man dafür auch andere Trainer?
Köllner: Teilweise. Man findet hier gute Trainer vor, die aber vereinzelt noch in anderen Bereichen wirken. Unser erster Ansatz wird künftig lauten: Wenn wir suchen, einen Spieler oder Trainer oder eine andere zu besetzende Position, schauen wir zuerst bei uns im eigenen Verein. Das muss ein Grundgedanke sein. Von außen soll im Trainerbereich nur noch punktuell ergänzt werden, das wollen wir in Grenzen halten.
Die U21 bekommt trotzdem zwei Neue, richtig?
Köllner: Das haben wir final noch nicht abgeschlossen, aber da sind wir in den letzten Zügen. Die U21 ist die letzte und wohl auch wichtigste Station vor den Profis. Hier gilt es, unsere Talente noch zu veredeln. Das gilt auch für unseren Trainerstab. Es kann deshalb sein, dass an manchen Tagen bis zu neun NLZ-Trainer bei der U21 im Einsatz sind.
Suchen Sie für die U17 auch? Nach unseren Informationen soll Herr Wimmer versetzt werden...
Köllner: Natürlich schaut man sich die Mannschaften an, und wenn eine absteigt, eruieren wir alle Gründe, nicht nur personeller Art. Hat die Kaderzusammenstellung gepasst et cetera? Am Ende müssen wir eine Entscheidung treffen. Dann kann es auch schon mal passieren, dass sich ein Trainer in einem anderen Kontext wiederfindet. Wichtig ist aber die Wertschätzung durch den 1. FC Nürnberg, für jeden.
Sie sprechen von verborgenen Trainer-Talenten – können Sie auch Namen nennen?
Köllner: Für den einen oder anderen ist es einfach der nächste Entwicklungsschritt, eine andere Mannschaft in einer anderen Altersstufe. In den ersten Wochen ging es mir vor allem darum, die Leute näher kennenzulernen, ein Gespür zu entwickeln für das hiesige NLZ. Das ist wie ein großes Puzzle – und am Ende hoffen wir, ein richtig schönes Bild erkennen zu können.
Es ist also noch Luft nach oben?
Köllner: Ich habe ein gutes Gefühl, dass es bei uns in Zukunft richtig gut werden kann. Wie viel Luft nach oben da ist, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur: Was wir zukünftig machen werden, ist für den Verein ein sehr wichtiger Schritt.
Orientiert sich der Club dabei auch an der berühmten Freiburger Fußballschule? Immerhin hat die Herr Bornemann mit aufgebaut.
Köllner: Es gibt ein paar Elemente, die er einbringen möchte, er hat tolle Erfahrungen gemacht. Wir müssen schauen, was wir in unserem tollen Verein alles unterbringen. Wenn die strukturelle und inhaltliche Basis stimmt, werden unsere Mannschaften automatisch stärker.
Kann es sein, dass sie nächste Saison auch eine Mannschaft trainieren?
Köllner: Das ist möglich. Die Frage ist: Wie kann ich als Sportlicher Leiter die Ausbildung am besten steuern? Reicht es aus, beim Training zuzuschauen? Oder wäre es sinnvoller, selbst eine Mannschaft zu trainieren? Es geht um den maximalen Einfluss, um Effizienz. Deshalb wird auch Reinhold Hintermaier eine Mannschaft übernehmen, obwohl er verantwortlich ist für alle Teams von der U13 abwärts.
Welchen Ansatz verfolgt der Club?
Köllner: Wir verstehen uns als ganz normalen Fußballverein, der in Zabo seine Wurzeln hat. Und jeder normale Fußballverein fängt mit den Kleinsten an, und genau das wollen wir auch. Hier arbeiten auf höchstem Niveau ganz normale Leute. So wollen wir gesehen werden und genauso sehen wir uns auch.